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Aserbaidschan will den Tourismus ankurbeln – als Alternative zum sinkenden Ölpreis. Bild: Fotolia

Baku ist bereit für den Tourismusboom

Ben West

Die Hauptstadt Aserbaidschans ist im Wandel. Läuft man durch die Strassen, so kann man ihre Lebendigkeit überall spüren.

Baku, Aserbaidschans Hauptstadt zwischen dem Kaspischen Meer und dem Kaukasus-Gebirge gelegen, erlebt zurzeit gewaltige Veränderungen. Denn die ehemalige Sovjet-Republik Aserbaidschan besitzt grosse Erdölreserven und investiert einen beachtlichen Teil der Einnahmen daraus in die Entwicklung ihrer Hauptstadt und deren Tourismusprojekte.

2015 wurden in Baku die Europaspiele ausgetragen und 2012 war der Eurovision Song Contest zu Gast. Passend zum Erdölvorkommen ist die Stadt ausserdem immer wieder Veranstaltungsort zahlreicher Autorennen: 2013 das Finale der FIA GT Meisterschaft und die Baku World Challenge, 2014 die Blancpain Sprint Series und 2016 der Grosse Preis von Europa und die dazugehörigen Events.

Die Infrastruktur der Stadt wird laufend verbessert und erstklassige Golfclubs, Ski- und Ferienresorts werden gebaut. Eines davon ist das Shakhdag, das 2012 eröffnet wurde und bald 10'000 Touristen Platz bieten wird.

Für die Regierung steht die Tourismusförderung an vorderer Stelle. Angespornt wird sie dabei vom in den vergangenen Jahren gesunkenen Ölpreis, der neue Einnahmequellen nötig werden lässt.

Baku, die grösste Stadt am kaspischen Meer, hat eine glanzvolle Geschichte aufzuweisen: Alexander der Grosse kam hierher um sich mit Königen zu treffen. Und Marco Polo bewunderte auf seiner Durchreise, wie Öl, das heute der Schlüssel zu dieser strategischen Region darstellt, schon damals „nicht zum Essen sondern als Treibstoff“ verwendet wurde.

Die Baku Flame Towers

Baku ist eine Stadt im Wandel. Läuft man durch die Strassen, so kann man ihre Lebendigkeit überall spüren. Interessante Sehenswürdigkeiten sind das atemberaubende Heydar Aliyev Center von der verstorbenen Architektin Zaha Hadid, die Baku Flame Towers, deren Anblick die Skyline dominiert, sowie die prächtigen Strassen voller neuer Läden, Restaurants und Hotels. Die Vermischung des Historischen mit dem Modernen macht die Architektur so speziell. Ausserdem vereinigt sie die östliche Welt mit dem Westen: Zoroastrische Tempel stehen hier Jugendstil-Gebäuden und französischen Stadthäusern aus den Zeiten des Ölbooms im frühen 20 Jahrhundert gegenüber.

Die Altdstadt aus dem 6. Jahrhundert gehört zum Weltkulturerbe und ist für jeden Besucher ein Muss. Strandresorts sind nur eine 30minütige Autofahrt entfernt und ein Besuch im Gobustan-Nationalpark mit seinen über 6'000 alten Felszeichnungen und 700 beeindruckenden Schlammvulkanen ist ebenfalls empfehlenswert.

Bakus Bemühungen, um auf sich aufmerksam zu machen, scheinen sich auszuzahlen. Zum Beispiel verzeichnete der internationale Heydar Aliyev Flughafen diesen Juli 391'000 Passagiere. Das sind 27% mehr als zur selben Zeit im vergangenen Jahr. Von Januar bis im Juni 2016 reisten 972'000 Touristen ins Land, ein Grossteil davon kam aus Russland, dem Iran, der Türkei und verschiedenen arabischen Ländern.

Teheran und Baku arbeiten in Sachen Tourismus zusammen. Das führte dazu, dass die Anzahl Flüge zwischen dem Iran und Aserbaidschan massiv zugenommen hat. Zurzeit bringen iranische Flugzeuge wöchentlich um die 1'350 Touristen ins Land.

Baku ist Austragungsort des Tourism Cases Forum. Diese neue Tourismus-Veranstaltung speziell für Aserbaidschan findet am 27. September statt. Dann werden nationale Reiseveranstalter, Hotelbesitzer und andere Vertreter der Tourismusbranche zusammenkommen um über verschiedene Themen rund um Aserbaidschans Tourismusmarkt zu sprechen. Thematisiert werden auch die vorhandenen Schwachpunkte und allfällige Verbesserungsmöglichkeiten.

Viele verborgene Schätze

Ein Grossteil von Aserbaidschan ist vom wachsenden Tourismus noch nahezu unberührt und bietet daher viele verborgene Schätze. Seien das die Strände am kaspischen Meer oder die Touren auf dem aserbaidschanischen Teil der Grossen Seidenstrasse, die zwischen 206 v. Chr. und 220 n. Chr. die wichtigste Handelsroute zwischen dem Osten und Westen darstellte.

Kulturliebhaber werden vor allem von Bakus alten Türmen, Tempeln, dem Palast der Schirwanschahs – eine architektonische Perle –, der Akropolis Icherishehir, dem Gobustan-Nationalpark und von Gabala, der Hauptstadt des antiken Königreiches Albania, begeistert sein. Ausserdem können Sonnenanbeter bis Ende September vom sommerlichen Wetter profitieren.

Heute bietet Aserbaidschan etwa 570 Unterkunftsmöglichkeiten und 300 Reiseagenturen. Wegen der Abwertung der nationalen Währung im Jahr 2015 sind die Übernachtungspreise für ausländische Besucher gesunken. In Hostels nächtigt man bereits ab 7 Dollar pro Nacht, in Hotels ab 25 Dollar.

Um den Tourismus im eigenen Land zu unterstützen, hat Präsident Ilham Aliyev ein Dekret unterschrieben. Der Staat wird einige Projekte finanzieren, unter anderem ein Tourismusverzeichnis und ein jährliches Shopping-Festival in Baku mit Steuervorteilen für Einzelhandelsumsätze während dieser Zeit. Auch gibt es Ideen für den Ausbau des Strandtourismus und der erfolgreichen Nutzung der kaspischen Küste.