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Am Deutschland Workshop warb das Reiseland um Schweizer Gäste – mit zahlreichen Trümpfen. Bilder: Aurélie Ménard

Zu Gast bei Luther

Das Reiseland Deutschland steht 2017 im Zeichen von 500 Jahren Reformation – aber nicht nur.

Beim Besuch des Deutschland Workshops von letzter Woche im Zürich Marriott Hotel waren 47 teils euphorische Aussteller auszumachen. Schliesslich registrieren die deutschen Regionen aus der Schweiz eine anhaltend gute Nachfrage. Der Leiter der Deutschen Zentrale für Tourismus in der Schweiz, Harald Henning, hielt fest: „Das Reiseland Deutschland ist das Nummer 1 Reiseziel der Schweizer im Ausland, seit Jahren verzeichnen wir ein deutliches Wachstum und ich bin zuversichtlich, dass das Wachstum weiter anhält.“

Mit ein Grund, dass auch im nächsten Jahr viele Schweizer nach Deutschland gelockt werden, ist ein grosses Jubiläum: Deutschland feiert 500 Jahre Reformation. 1517 war es, als Martin Luther seine 95 Thesen festhielt. Je nach Überlieferung soll er seine Schrift an die Schlosstüre von Wittenberg genagelt haben.

Das 500-Jahre-Jubiläum der Reformation prägt die Schwerpunkte und Veranstaltungen der einzelnen Regionen. Eine Umfrage bei Ausstellern am Deutschland Workshop zeigt: Martin Luther wird nächstes Jahr an vielen Orten präsent sein.

„Für uns in Sachsen-Anhalt steht im nächsten Jahr das Martin-Luther-Jubiläum natürlich im Zentrum, insbesondere an seinem Gerburtsort Eisleben und an seiner Wirkungsstätte Wittenberg“, sagt Thomas Bracht von der Organisation Stadtsprung, die Städte zwischen Harz und Elbe vertritt, „bei uns kann man 1100 Jahre alte Geschichte erleben und findet viele Zeugnisse, die man sich anschauen kann“.

Kerstin Scharf von der Tourist Information Weimar blickt bereits auf den 26. bis 28. Mai 2017: „Am Wochenende Christi Himmelfahrt findet der Kirchentag auf dem Weg in den Städten Weimar und Jena statt." Dazu werden zahlreiche Verranstaltungen ausgetragen und eine grosse Tafel wird aufgebaut vor der Stadtkirche St. Peter und Paul. Und zudem verweist sie auf den Weimarer Sommer, eine Veranstaltungreihe die vor einigen Jahren ins Leben gerufen worden ist, mit Konzerten, Lesungen, Ballett-Aufführungen und Kinderevents.

Mit „Musik. Disput. Leben“ wird der Kirchentag auf dem Weg in Leipzig angekündigt. Die Stadt Leipzig war 1519 Austragungsort einer öffentlichen, hitzigen und wortgewaltigen Disputation zwischen Luther und seinem romtreuen Gegner Johannes Eck. Diese theologische Auseinandersetzung über Ablass und Papsttum führte im Ergebnis endgültig zum Bruch Luthers mit Rom. Fast 500 Jahre später wird die Disputation auf den Strassen Leipzigs noch einmal zu erleben sein – und zwar vom 25. bis 28. Mai 2017.

Fürst Pückler und die letzte Zeche

Zwar verfüge auch die Region Brandenburg über zwei, drei Lutherstädte, wie Martin Fennemann, der Leiter des Auslandsmarketing bei Tourismus-Marketing Brandenburg, sagt, doch die Schwerpunkte sind im nächsten Jahr andere: „Etwa Fürst Pückler – der Gartengestalter Preussens. Sein Alterswerk hat er in Cottbus errichtet. Und im nächsten Jahr wird im Schloss Babelsberg in Potsdam sich ganz seinem Werk widmen. Parallel zur Ausstellung im Schloss kann die originale Pücklersche Parkschöpfung besichtigt werden."

Eine für viele Schweizer wohl eher wenig bekannte Gegend ist bei der Vereinigung "Die 9 Städte in Niedersachsen" zu finden. Dazu gehören Hannover, Goslar, Braunschweig, Celle, Göttingen, Hameln, Hildesheim, Lüneburg, Wolfenbüttel und zusätzlich die Autostadt in Wolfsburg. "Das 500-Jahre-Jubiläum wird auch bei uns beleuchtet", sagt Petra Sievers von 9staedte.de, "ein weiterer Höhpunkt bei uns ist die Museumseröffnung in Braunschweig". Und stets ein Must zu besuchen: die Herrenhäuser Gärten von Hannover, die bedeutendsten Barockgärten in Europa.

Jürgen Wünschenmeyer von der Touristik-Arbeitsgemeinschaft Romantische Strasse verweist auf die Highlights der Route zwischen Würzburg und Füssen, unter anderem mit dem Schloss Neuschwanstein: „Unsere Besucher schätzen aber auch die vielen unbekannten Seiten bei uns und natürlich das Essen und Trinken“. 2015 übernachteten erstmals über sechs Millionen Besucher entlang der Romantischen Strasse, bei Schweizern sei derzeit das grösste Wachstum auszumachen. Und Wünschenmeyer glaubt auch den Grund zu kennen: „Schweizer schätzen bei uns das Preis-Leistungsverhälni. Ein grosses Bier etwa kostet zwei Euro...“.

Dass der Tourismus aber nicht nur an schönen Küsten wie jenen von Mecklenburg-Vorpommern, in kulturell interessanten Gebieten oder in den beliebten Städten Berlin, München, Hamburg oder Köln floriert, zeigt auch das Gespräch mit Andreas Wietheger, Head of Procuctdevelopment bei Ruhr Tourismus.

Denn im Fünf-Millionen-Einwohnergebiet um Bochum, Essen und Dortmund hat man vor 20 Jahren die richtige Richtung eingeschlagen. Statt die verlassenen Zechen dem Boden gleich zu machen, hat das Ruhrgebiet die Vergangenheit integriert und ist zu einer Kulturmetropole avanciert – mit dem Höhepunkt Ruhr.2010, als der Titel der Kulturhauptstadt getragen werden konnte. „Viele Festivals prägen das nächste Jahr bei uns“, sagt Wietheger, „und wir werden den Kohlenausstieg zum Thema machen und aufzeigen, wie wir den langen Weg geschafft haben zur beliebten Tourismus- und Kultur-Metropole“. Der Anlass ist gegeben: mit der Prosper Haniel in Bottrop schliesst 2017 die allerletzte Zeche im Ruhrgebiet.

Das Dossier Deutschland im Überblick:

(TN)