Zu Besuch bei Schiller und Goethe in Weimar

Fast hört man Goethes Kutsche über den kopfsteingepflasterten Vorhof donnern, und den Kies des Gartenwegs unter den eiligen Schritten seiner Frau Christiane knirschen. Doch das Echo aus der Vergangenheit täuscht: Heute ist das Wohnhaus am Frauenplan nicht mehr Sitz des bekanntesten deutschen Dichters, sondern Teil des «Klassischen Weimar», das seit 1998 auf der Liste des UNESCO-Weltgedächtnisses fungiert. Der Barockbau gehört zu den grössten Besuchermagneten der UNESCO-Welterbestadt.

Touristen aus aller Welt lassen sich in Goethes Arbeitszimmer inspirieren und von der im Original belassenen Einrichtung inklusive Kunstsammlung beeindrucken. Über eine überdachte Holztreppe erreicht man den üppigen Garten, in dem Goethe zeitweise botanische Versuche durchführte. Dass die Vielschichtigkeit Goethes weit über sein literarisches Schaffen hinausreichte, wird in der Dauerausstellung «Lebensfluten – Tatensturm» deutlich. Nur wenige hundert Meter von Goethes Heim entfernt, erwartet Schillers letztes Wohnhaus die Besucher. Dieses ist zwar weniger grosszügig, erzählt aber ebenso authentisch vom Leben und Wirken des Dichters.

Weitere Ensembles des «Klassischen Weimar» sind die Herzogin Anna Amalia Bibliothek mit ihrem dreigeschossigen Rokokosaal sowie das Goethe- und Schiller-Archiv, in dem das schriftliche Erbe vieler grossen Literaten, Komponisten und Philosophen bewahrt wird. Darunter Goethes Handschriften, die zum Memory of the World gehören. Die Schlösser des Weimarer Fürstenhauses wie das Stadtschloss mit der Cranach-Galerie und die Sommerresidenzen mit Schloss Belvedere, Schloss Tiefurt, Schloss Ettersburg laden ebenfalls zu einer Zeitreise durch die Weimarer Klassik ein.

Wiege des modernen Designs

Wie Uta Kühne, Pressesprecherin bei der weimar GmbH, erklärt, steht Weimar nach seiner klassischen Epoche auch für die Moderne, die mit der Gründung des Staatlichen Bauhauses das Design weltweit revolutionierte. Bis heute wirken seine Ideen in Formgestaltung und Architektur nach. 1919 versammelte der Bauhausgründer Walter Gropius die gesamte europäische Künstler-Avantgarde in Weimar: Lionel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Johannes Itten und viele andere wurden als Meister an die neue Design-Schule berufen.

Ein bekanntes Beispiel der Bauhaus-Architektur ist Georg Muches Haus am Horn, das zur grossen Bauhaus-Ausstellung 1923 als Musterhaus errichtet wurde. Weitere Werke der damaligen Avantgarde kann man heute im Bauhaus-Museum und an der Bauhaus-Universität Weimar besichtigen, die wie das Haus am Horn zum UNESCO-Welterbe gehört.

Weitere Infos zu Weimar

Bald ist es wieder soweit: der Weimarer Weihnachtsmarkt wartet mit einer eindrücklichen Stimmung auf. Bild: Maik Schuck