Destinationen

Die Insel vor der Insel: Gabriel Island, ein Traumziel für den Tagesausflug mit dem Katamaran. Bild: SRT

Mauritius: Die Insel der vielen Gesichter

Das Eiland im Indischen Ozean überzeugt nicht nur mit Fünfsterneherbergen, es hat auch landschaftlich viel zu bieten. Selbst Gipfelstürmer kommen auf ihre Kosten – und Fotografen sowieso.

Das Image der Luxusinsel haftet Mauritius an wie das Gold der Goldmarie im Märchen von Frau Holle. Doch die Insel im Indischen Ozean will Feriengästen auch ihre anderen Seiten zeigen: Das kulturelle Erbe der unterschiedlichsten Religionen, die grandiose Landschaft mit Bergen und Wasserfällen, die siebenfarbige Erde bei Chamarel und den sagenumwobenen Morne Brabant.

Wer die Insel kennenlernen will, auf der Hindus, Muslime, Christen und Buddhisten Tür an Tür wohnen und Kirchen und Tempel in enger Nachbarschaft existieren, muss nicht im Luxushotel absteigen. Es gibt auch günstige Unterkünfte, Ferienwohnungen und Privatquartiere ab 21 Euro pro Nacht. Aber so ein Luxus-Resort hat natürlich schon seinen besonderen Charme: den gepflegten Sandstrand, die Liegen im Türkisgrün des Meeres, das Spa mit allen Wohltaten für stressgeplagte Feriengäste, die weitläufigen Suiten, die Restaurants mit dem aufmerksamen Personal. Das "Royal Palm" in Grand Baie ist eine solche Oase des Wohlbefindens. Dort kann man sich rundum bedienen lassen und einfach nur geniessen.

Das gilt auch für eine Tour mit dem Katamaran hinaus auf dem Indischen Ozean. Dorthin, wo das Wasser noch kristallklarer ist, wo die Farben noch strahlender sind als am Ufer. Gabriel Island ist ein Traum in Weiss- und Grüntönen, eine Einladung für die Augen. Doch einsam ist man auf diesem postkartenschönen Inselchen wohl nie. Wasserscheue Japaner mischen sich mit Schnorchlern aus Europa, einheimische Familien mit Männerclubs, Sonnenanbeter mit Fotografen. Das Motiv ist Millionen Mal fotografiert und verliert offenbar doch nie seinen Reiz.

Ausblick auf dem Morne Brabant

Auch der Morne Brabant eignet sich als Fotomotiv, jener wuchtige Felsbrocken, der als Schicksalsberg der Sklaven in die Geschichte der Insel einging. Anfang des 19. Jahrhunderts diente der schroffe Berg vielen entflohenen Sklaven als Zufluchtsstätte. Hier fühlten sie sich sicher vor den Kolonialherren, unter deren Knute sie gelitten hatten. Sie versteckten sich in Höhlen und gründeten sogar kleine Siedlungen auf den bewaldeten Höhen. Was draussen passierte, interessierte sie nicht. So erfuhren sie auch nicht, dass die englischen Kolonialherren die Sklaverei abgeschafft hatten. Als schliesslich Polizeitrupps zum Morne Brabant kamen, um den Sklaven die frohe Botschaft ihrer Freiheit zu überbringen, fürchteten sie, erneut in Fesseln gelegt zu werden. Verzweifelt stürzten sie sich von den Felsen in den Tod. Diese Geschichte, immer wieder neu variiert, hat sich tief in die kreolische Kultur der Insel eingegraben. Am 1. Februar erinnern sich die Mauritier an diesen Schicksalstag.

Der Gipfel des Morne Brabant steht heute unter Naturschutz, weil dort Pflanzen wachsen, die es nirgendwo sonst gibt. Bei der Besteigung ist die Nationalblume auzumachen, die Trochetia boutoniana, eine rot blühende Malvenart, die nur hier und nur über 400 Metern Höhe wächst. Der Abstieg wird zur Rutschpartie, zum Testfall für Schuhe und Hosen. Der Himmel öffnet die Schleusen, und am Ende des Pfades werden die tapferen Gipfelstürmer von den Zurückgebliebenen mit stürmischem Applaus empfangen.

Weniger mutigen Einsatz verlangt ein Ausflug in den Ort Chamarel im Südwesten der Insel zur berühmten siebenfarbigen Erde. Der Himmel ist zwar grau und die Farben sind entsprechend gedämpft. Und trotzdem hat die sanft gewellte Mondlandschaft in Ocker und Violett, in Blau und Gelb eine fast magische Anziehungskraft. Woher, fragt man sich, kommen diese Farben? Eine Tafel gibt Antwort: Eine hohe Konzentration von Eisen und Aluminium, die sich gegenseitig abstossen, ist für die Farbstreifen verantwortlich. Als dann die Sonne hinter der Wolkendecke herauskommt, klicken wieder die Fotoapparate und werden Selfies geschossen.

(SFL/SRT)