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Typische Bäderarchitektur: Die Seebrücke Sellin auf Rügen. Bild: TZR, C. Thiele

Weisse Perlen in Mecklenburg-Vorpommern

Das beliebteste Sommerferienziel in Deutschland blickt auf eine 200-jährige Badekultur zurück.

Saubere Luft, malerische Steinküsten und weisse Strände prägen die 2000 Kilometer lange Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern, dem Sommer- und Familienreiseziel Nummer eins der Deutschen, das auch aus der Schweiz heraus in den letzten Jahren kontinuierlich zugelegt hat. Die vorgelagerte Insel Rügen verfügt über die meisten Sonnenstunden des Landes, 63 Kilometer feinste Sandstrände laden zum Relaxen ein, charmante Fischerdörfchen wechseln sich mit mondänen Seebädern ab.

Das Badeleben auf Rügen begann 1816 mit der Gründung des Seebads Lauterbach. Anfangs prägten noch klassizistische Bauten wie das fürstliche Badehaus Goor die Erholungsorte, später entstand ein Stilmix, der über den Historismus bis zum Jugendstil reicht und die Handschriften verschiedener Architekten reflektiert. Die prägende Zeit für die Bäderarchitektur dauerte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Einstige Fischer- und Bauerndörfer an der Ostseeküste entwickelten sich zu aufstrebenden Badeorten. Die Häuser wurden mit Loggien und Veranden versehen, die Schutz, Ruhe und zusätzlichen Platz boten.

Später wurden hell getünchte Villen, Pensionen und Hotels gebaut, weshalb die Kurbäder auch als «weisse Perlen» bezeichnet werden. Vorspringende Fassadenteile, kunstvolle Schnitzereien über den Balkonen, grosse Rundbogen- oder Rechteck-Fenster sowie lichtdurchflutete Erker prägen die Bäderarchitektur, die das Markenzeichen der Badeorte Binz, Sellin, Baabe und Göhren an der Rügener Küste ist und auch von der Hafenstadt Sassnitz aus weit über die Ostsee leuchtet. In Binz, dem «Sorrent des Nordens» findet man markante Beispiele des Bäderstils, darunter das Kurhaus mit dem Kurzplatz, den Wandelgängen und dem Musikpavillon oder die Villen Salve und Sirene.

Historische Fertighäuser

Zu den besonderen Vertretern dieser Architektur gehören die drei so genannten Wolgasthäuser, die in Binz und Göhren stehen. Die Villa Undine, das Haus Liliput (in Binz) sowie die Villa Erika (in Göhren) wurden Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und sind Fertighäuser, die nach einer Idee von Schiffbaumeister Heinrich Kraeft in einer Wolgaster Werft aus hochwertigen Tropenhölzern hergestellt wurden. Heute stehen die Bauten, die damals per Katalog bestellt werden konnten, unter Denkmalschutz.

Gleich nach der Wende stellte auch das Ostseebad Sellin seine Bäderarchitektur unter Denkmalschutz. Hier wurden besonders viele der historischen Villen restauriert und zu Feriendomizilen umgebaut. Prunkstück ist jedoch die Seebrücke, deren Vorgängerin 1906 eingeweiht wurde, aber Sturm und Eisgang nicht lange standhielt. Nach dem harten Winter 1941/42 blieb nur noch das Brückenhaus stehen, das ab 1956 als Tanzgaststätte diente. Seit 1998 strahlt die neue Seebrücke nun wieder in ihrer historischen Gestalt. Über die Himmelsleiter, eine mächtige Holztreppe, oder mit dem Fahrstuhl kann die knapp 400 Meter lange Konstruktion mit Palmengarten und Kaiserpavillon erreicht werden. Sie ist ein beliebter Ort zum Feiern, Heiraten oder Speisen.

Dass die Rügener Bäderarchitektur nicht aus einem, sondern vielen verschiedenen Stilen besteht, hat einen Grund. Die wohlhabenden Städter wollten mit ihren Villen am Meer vor ihren Nachbarn glänzen und sich markant von ihnen abheben – was ihnen eindrucksvoll gelang.

Die Bäderarchitektur in Binz. Bild: KV Binz, B. Hänssler

Im Zeichen der Natur

2016 weist der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern die sieben Naturwunder des Ferienlandes aus, das zu einem Drittel unter Naturschutz steht und drei Nationalparks besitzt – mehr, als jedes andere Bundesland. Diese sind:

  1. Die Inseln
  2. Die Kreidefelsen
  3. Die Kraniche
  4. Die Wildnis
  5. Die Lagunen
  6. Die Seenlandschaften
  7. Die Küstenwälder

Wie man diese Wunder erleben kann, erfährt man auf www.auf-nach-mv.de. Von Interviews mit dem Ranger über Geschichten über die Bewohner der Kreidefelsen auf Rügen bis hin zu Reisetipps zu unbekannten Inseln findet man viel Unbekanntes und Überraschendes. Gäste können zudem bei einem monatlichen Gewinnspiel Reisen zu den Naturwundern gewinnen.

(TN)