Destinationen

Der Leiter der Deutschen Zentrale für Tourismus in der Schweiz, Harald Henning, kennt die schönen Ecken Deutschlands. Eben ist er zurück von Familienferien im Schwarzwald, bald reist er ans Wattenmeer. Bild: TN

«Wir sehen einen Trend zur deutschen Küste»

Harald Henning, Leiter DZT in der Schweiz, über den anhaltenden Boom des Reiselandes Deutschland.

Herr Henning, Deutschland verzeichnet aus der Schweiz das sechste Rekordergebnis in Folge. Wo sehen Sie die Gründe für den anhaltenden Anstieg der Besucherzahlen?

Harald Henning: Deutschland ist bei den Schweizern das beliebteste Auslandsreiseziel. 2015 verzeichneten wir rund 6,4 Millionen Logiernächte von Gästen aus der Schweiz. Schon seit mehr als einem Jahrzehnt haben wir eine kontinuierlich steigende Nachfrage aus dem Schweizer Markt und bis heute ein Übernachtungswachstum von Plus 200 Prozent. Diese sehr positive Entwicklung geht insbesondere auf das hervorragende Preis-/Leistungsverhältnis, die hohe Qualität in Hotellerie und Gastronomie, die gute Erreichbarkeit und die touristische Vielfalt in Deutschland mit seinen Angeboten für Kulturreisen, Aktivurlaub und Erholung zurück.

Nach den Niederlanden ist die Schweiz der zweitwichtigste Quellmarkt für Deutschland. Auf welche Seiten Deutschlands sprechen Schweizer Gäste besonders an?

Viele Schweizer schätzen Deutschland als attraktive Destination für Städtereisen. Vor allem Berlin boomt, sehr gefragt sind aber auch Hamburg und München. Bei den Bundesländern liegen Baden-Württemberg und Bayern in der Gunst der Schweizer ganz vorne. Aus Schweizer Sicht, das zeigt die Marktforschung der DZT, bietet Deutschland zudem viele interessante historische Sehenswürdigkeiten. Dazu zählen etwa die zahlreichen Schlösser und Burgen, eindrückliche Stätten der Industriekultur oder sehenswerte Altstadtensembles. Ausserdem sehen wir einen Trend zur deutschen Küste. Badeferien an der Nord- und Ostsee erleben einen Aufschwung. Neben den sehr attraktiven Angeboten an der deutschen Küste mit ihren zahlenreichen Inseln hat sich in den letzten Jahren auch die Erreichbarkeit mit dem Flugzeug verbessert. Diesen Sommer und Herbst gibt es etwa von Basel und Zürich aus Verbindungen nach Sylt, nach Heringsdorf auf Usedom oder nach Rostock an der Ostsee.

Was hat sich Ihrer Meinung nach in den Köpfen Schweizer Reisenden geändert, dass Deutschland einen solch hohen Stellenwert als Reiseziel heute einnimmt?

Deutschland wird bereits seit einigen Jahren vermehrt als weltoffenes und gastfreundliches Land mit einem grossen und attraktiven touristischen Angebot wahrgenommen. Vor allem die Fussball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gab hier einen wichtigen Schub. Das sogenannte Sommermärchen unter dem Motto „Zu Gast bei Freunden“ sorgte für einen Image- und Sympathiegewinn und hat in den Nachbarländern wie der Schweiz verstärkt Aufmerksamkeit und Interesse für Deutschland als Reiseziel geweckt.

«Mehr als ein Drittel der Landesfläche steht unter besonderem Schutz»

Die Deutsche Zentrale für Tourismus stellt in diesem Jahr die Naturlandschaften in den Vordergrund. Berge, Wasser, Wälder, Tierwelt – wo sehen Sie die Schwerpunkte von Deutschland als Outdoor- und Naturreiseziel?

In Deutschland gibt es mehr als 130 nationale Naturlandschaften, darunter sind vor allem die 16 Nationalparks, 15 UNESCO-Biosphärenreservate und 104 Naturparke zu nennen. Mehr als ein Drittel der Landesfläche steht damit unter besonderem Schutz. Im Naturtourismus will die DZT Deutschland verstärkt als nachhaltiges Reiseziel positionieren und Ferien in ländlichen Regionen weiter stärken. Feriengästen möchten wir so die verschiedenen Seen- und Flusslandschaften, Inseln, Waldgebiete sowie Mittel- und Hochgebirge näher bringen. Der sanfte Tourismus steht hier im Vordergrund, vor allem Angebote im Bereich Wandern und Velofahren. Denn Deutschland bietet mehr als 200'000 Kilometer Wanderwege und rund 70'000 Radfernwege.

Gab es jüngst Innovationen bei der Erschliessung von Naturlandschaften und Unterkunftsmöglichkeiten?

Vor rund einem Jahr wurde der neueste Nationalpark Deutschlands eröffnet, der Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Die Mittelgebirgslandschaft verbindet die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland. Hier verläuft auch der historische keltische Ringwall. Noch heute ragen Geröllmauern aus dem Wald. Die Befestigungsanlage das grösste und am besten erhaltene keltische Monument in Deutschland. Bei den Unterkünften – teils auch als spezielle Biohotels zertifiziert – gibt es immer wieder neue und originelle Angebote. Aktuelle Beispiele sind das Baumhaushotel im Naturpark Spessart, die preisgekrönten „Kuckucksnester“-Ferienwohnungen im Hochschwarzwald oder ein ehemaliges Postamt auf der Insel Usedom, das mit viel Detailliebe zu einem modernen Hostel mit kultigen Themenzimmern umgebaut wurde.

Ein Blick aufs 2017: 500 Jahre Reformation bildet den Themenschwerpunkt im nächsten Jahr. Auf welche Schwerpunkte und Events können sich Deutschland-Reisende im nächsten Jahr freuen?

Das kommende Jahr feiert Deutschland das Reformationsjubiläum und erinnert in grossem Stil an den Thesenanschlag des Reformators Martin Luther im Jahr 1517. Die Reformation ist ein Meilenstein in der europäischen Kulturgeschichte und für die DZT eine einmalige Gelegenheit, Deutschlands Profil als Kulturreiseziel Nummer 1 der Europäer weiter zu schärfen und Gästen aus dem Ausland die 36 authentischen Lutherorte in Deutschland näher vorzustellen. Unter den zahlreichen Veranstaltungen ragen die drei Nationalen Sonderausstellungen „Luther 2017“ heraus, die zu unterschiedlichen Themen ab April 2017 in Berlin, Wittenberg und auf der Wartburg bei Eisenach zu sehen sind. Zu erwähnen ist ausserdem ein weiteres Grossereignis: der Deutsche Evangelische Kirchentag Ende Mai 2017, der in Berlin und Wittenberg gefeiert wird und ein sehr guter Anlass ist, auf Luthers Spuren Deutschland zu bereisen.

Mehr zum Reiseland Deutschland online unter www.germany.travel

(TN)