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St. Moritz: Kurzer Platz, lange Geschichte

Diesen Sommer sind es genau 125 Jahre: Am 15. August 1891 eröffneten englische Touristen im Engadin den ersten 9-Loch-Platz der Schweiz. Das Kulm Hotel St. Moritz liess den Parcours vor einigen Jahren „auferstehen“.

In St. Moritz wurde bekanntlich vor gut 150 Jahren der Wintersport erfunden. Ab 1864 begann das Engadin, für die vorwiegend englischen Gäste Skifahren, Curling, Skeleton und Bob anzubieten. Alle diese Sportarten wurden schon früh im 400 000 Quadratmeter grossen Kulm Park gleich neben dem Zentrum von St. Moritz ausgetragen. 1880 wurde der erste Curling-Club gegründet und, vier Jahre später der Cresta Run gebaut.

Daneben hatte es später auch noch genügend Platz für eine schmucke 9-Loch- Golfanlage. Zu den Gästen zählten auch hier fast ausschliesslich wohlhabende Engländer. Sie liessen zunächst eine Wiese mähen, und ab dem Sommer 1891 standen ihnen direkt hinter dem Luxushotel Kulm neun Löcher zur Verfügung. Wegen desm schlechten Wetters musste der offizielle Start vom 3. auf den 15. August verschoben werden, wie in der (natürlich) englischen Zeitung „St. Moritz Post and Davos News“ vermeldet wurde. Zuvor waren in einem ausführlichen Artikel Spiel, Clubregeln und Kosten erklärt worden. „Der Mitgliederbeitrag beträgt 25 Franken pro Jahr und 15 Franken pro Monat. Für Besucher, die nur kurzzeitig im Engadin verweilen, wurden Sonderkonditionen vereinbart. Sie können für 1 Franken pro Tag oder 5 Franken pro Woche vorübergehend Mitglied werden.“ Man möge sich doch an den Portier des Hotel Kulms wenden, hiess es weiter.

Mit dem offiziellen Start vor 125 Jahren ist „St. Moritz“ der Platz mit der längsten Golfgeschichte der Schweiz, allerdings war diese nicht immer ganz einfach. 1964 musste die Anlage den hoteleigenen Tennisplätzen und einem Restaurant weichen. Der Golfplatz wurde geschlossen und erst 2001 dDank der Initiative des St. Moritzer Golfarchitekten Mario Verdieri wieder eröffnet. Das Kulm Hotel St. Moritz als Besitzer liess alle historischen Greens neu konzipieren und, den Parcours den heutigen Bedürfnissen anpassen. Gegenüber der ursprünglichen Version ist er seither nochmals etwas kürzer: mMit den neun Par- 3- Bahnen ideal fürs kurze Spiel, aber auch für Anfänger nicht zu schwierig. Schon jetzt gibt es ein umfassendes Kursangebot, und seit dieser Saison können im Kurort auch die PR-Prüfungen durchgeführt werden.

Schon vor der ASG

 Als Kurzplatz mit gut 930 Meter Länge war der Golfclub St. Moritz nie Mitglied der ASG. Ein Grossteil der 300 Members istsind gleichzeitig im Engadin Golf Club, der die beiden grossen 18- Loch Loch-Anlagen in Samedan und Zuoz betreibt. Zwei Jahre nach St. Moritz startete in Samedan der erste 18-Loch- Platz der Schweiz, deshalb ist Engadin Golf offiziell der älteste ASG-Klub. Der Verband selber wurde 1902 in Luzern gegründet. Mit dabei waren neben dem Engadin Golf Club, noch Montreux und Luzern. Erster ASG-Präsident war der englische Parlamentarier Arthur H. Crosfield, der gilt als Schlüsselfigur für die frühe Entwicklung des Golfsports im Engadin und der ganzen Schweiz gilt. Da jeder Club das Recht auf einen Sitz im Vorstand hatte, gab es übrigens 1910 nicht weniger als 14- Vizepräsidenten. Laut dem Buch „100 Jahre ASG“ beschloss die Generalversammlung von 1911, die Anzahl der Vizes auf 28 zu beschränken...

Viele Anlagen sind verschwunden

Aufgrund der grossen Nachfrage durch dieer Sommertouristen bauten weitere Hoteliers in St. Moritz ihren eigenen Golfplatz. Weitere 9-Löcher seien im heutigen St. Moritz Bad im Gebiet San Gian ab 1904 in Betrieb gewesen, erzählt Felicitas Caviezel, seit Jahren im Vorstand des Golfclubs St. Moritz. Im ersten Weltkrieg wurde der Platz aber zum ersten Mal aufgegeben, ab 1940 dann endgültig. Nur wenigetwas länger dauerte die Golf-Geschichte beim Palace Hotel in Maloja. Dort wurde bereits 1897 ein eigener Club gegründet, zeitweise auf 18-Loch ausgebaut und 1931 wieder auf die Hälfte verkleinert. In der Anbauschlacht während desm zweiten Weltkriegs wurde verwandelte sich die Fläche in Landwirtschaftsland umgewandelt. Das ehemalige Luxushotel Palace existiert dank ausländischen Investoren noch, der Golfplatz in Maloja ist nie mehr eröffnet worden.

Die Gäste seien früher mit Schiffen von Sils nach Maloja gefahren, um zu Golfen, erzählt Caviezel zum entsprechend aufwändigen und teuren Spiel der ganz alten Zeiten. „Die damalige St. Moritzer Post berichtete darüber, wenn eine schwedische Prinzessin anreiste und golfte“, weiss die Engadinerin aus früheren Recherchen zum Buch ‚100 Jahre Golf Engadin‘. „Die einheimischen Buben verdienten sich ein gutes Sackgeld als Caddies, darunter natürlich auch später bekannte Künstler wie Giacometti oder Segantini, die den wohlhabenden englischen Gästen damals die Golftaschen getragen haben.” Die Caddies und die meisten der früher einfach gestalteten Golfbahnen sind verschwunden. Die 9-Löcher beim St. Moritzer Kulm sind dank den Investitionen der Besitzerfamilie Niarchos aus Griechenland vor gut 15 Jahren wieder zu neuem Leben erweckt worden. Der Reeder Stavros Niarchos war es, der in den 1950er-Jahren die Bergbahnen Corvatsch und Piz Nair bauen liess – und später das Kulm kaufte, damit es nicht vom Club Med übernommen werden konnte. Der Patron ist vor 20 Jahren gestorben, seine Familie gehört laut Handelszeitung in St. Moritz „zum Inventar der regelmässig präsenten Superreichen“.

8 Millionen Franken für Umbau

 In der Wiege des Wintersports finden im nächsten Februar bereits die fünften alpinen Ski-Weltmeisterschaften statt. Die offiziellen Zeremonien werden im Kulm Park durchgeführt. Deshalb lässt das Hotel den sogenannten Eispavillon gleich neben dem Golfplatz für acht Millionen Franken umbauen. Beauftragt mit den Arbeiten wurde der britische Star-Architekt Lord Norman Foster, der im Engadin schon diverse Projekte realisiert hat. „Das neue Restaurant wird auch für unsere Mitglieder und Golfgäste ein zusätzliches Erlebnis bieten“, freut sich Caviezel im Namen des Golfclubs St. Moritz.

(SW)