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Hier lockt ein Par 4 zum Angriff

Gut essen und trinken, gemütlich golfen zu äusserst fairen Preisen und angenehmes Wetter: Die bekannte Ferienregion rund um den Gardasee bietet alles, was es für einen Golf-Trip braucht. Am besten gefallen hat uns der Golfclub Verona.

Massimo, ein gut 60-jähriger Anwalt, wohnt in Verona. Der gleichnamige Golfclub ausserhalb der Stadt ist nur etwas jünger, doch für Massimo ist er „zu versnobt“, wie er mir zwischen zwei Löchern auf dem Chervò Golf erzählt. Einen Tag zuvor hatten wir im Golfclub Verona gespielt und nur wenig „Versnobtes“ erlebt. Das schwere Eisentor mit dem edlen Logo öffnet sich erst nach dem Klingeln, dazu passt das mit Efeu überwachsene Clubhaus, welches man schon auf dem Weg zum Parkplatz sieht.

Als Gast fühlt man sich aber vom ersten Moment an herzlich willkommen. Dass alle Carts schon von einer deutschen Gruppe in Anspruch genommen wurden, ist auch kein Problem. Entgegen diversen Kommentaren im Internet lässt sich der etwas hügelige Parkland-Parcours problemlos zu Fuss bespielen. Richtig steil nach oben geht es genau einmal, und zwar beim neunten Loch, einem gut 150 Meter langen Par 3, wo die Fahne wie ein Berggipfel winkt. Wie auf allen der neun ersten Bahnen säumen auch hier viele alte Bäume die sehr gepflegten und gewellten Fairways. Vor allem die Frontnine sind vergleichsweise kurz, aber deshalb nicht unbedingt einfach zu spielen. Das zeigt sich auch im hohen Slope-Rating von 138 ab Gelb.

Viele Bäume, wenig Wasser

Das bloss 420 Meter lange Par 5 der fünften Bahn bietet wohl die grösste Chance auf ein Birdie im älteren Teil des Platzes. Auf den Backnine öffnet sich das Gelände, hier locken zwei sehr kurze Par 4 zum Angriff. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das blinde Loch 11 über eine Kuppel. Eine Signalanlage soll zeigen, ob das Fairway dahinter frei ist, allerdings funktioniert die Lampe nicht und wir müssen uns auf unser Gefühl verlassen. Deutlich angenehmer zu spielen ist das ebenfalls keine 300 Meter kurze Loch 14. Hier geht es zunächst über den einzigen Teich des ganzen Platzes, das Green ist leicht versteckt und gut verteidigt.

Insgesamt ergeben die zweiten neun Löcher Par 37 und sind nicht zuletzt dank den beiden knackigen Par 5 auch gut 500 Meter länger. Für Abwechslung ist auf jeden Fall gesorgt; die spurtreuen und besten Greens, die wir in der Region angetroffen haben, runden das positive Bild ab. 60 Euro für das Greenfee unter der Woche ist hier fast ein Schnäppchen. Es lohnt sich, die Teetime via Hotel zu buchen, das ist mindestens 20 Euro günstiger als die offiziellen Tarife. Das gilt auch für die meisten weiteren getesteten Plätze rund um den Gardasee.

Meist angenehm zu spielen

Die Runde auf dem Gardagolf Country Club haben wir direkt reserviert, aber auch hier lohnen sich die 80 Euro durchaus. Insgesamt stehen 27 Löcher zur Verfügung, meist recht anspruchsvoll und teilweise mit wirklich schönem Ausblick auf den See und die Berge. Vor allem die Startlöcher des roten Kurses sind recht hügelig und erfordern etwas Kondition. Eine erste Belohnung bietet aber bereits Bahn 2, das kurze Par 3, wo über einen Teich in die Tiefe gespielt wird. Das Loch gilt als Signature Hole und wurde auch schon als eine der 500 weltbesten Bahnen ausgezeichnet.

Deutlich flacher und mit viel Wasser bestückt sind die „weissen“ Löcher, und auch der 1990 fertiggestellte „Yellow Course“ lässt sich in der Regel sehr angenehm bespielen. Bei unserem Ausflug in den Gardagolf fegte allerdings ein so heftiger Sturm über den Platz, dass einige Äste herunterfielen. Klar wurde beispielsweise das über 200 Meter lange Par 3 (vom weissen Platz) gegen den Wind praktisch unbespielbar. Beim üblichen mediterranen, milden Wetter am Gardasee sind die Bäume willkommene Schattenspender und die 27 Greens interessante Ziele.

Viel Platz in Arzaga

Nur wenige Kilometer von Gardagolf entfernt locken rund um den Palazzo Arzaga ebenfalls 27 Bahnen. Hier hats deutlich weniger Bäume, dafür umso mehr Platz auf den Fairways, die öfters bloss durch Wildgräser voneinander getrennt sind. Die Anlage ist extrem grosszügig. Klar ist die Handschrift von Jack Nicklaus Junior gut zu erkennen – etwas Links kombiniert mit regelmässigem Wasser. Die 9 Löcher von Gary Player wurden von der südafrikanischen Golflegende selber als “Inland Links” bezeichnet.

Besonders eindrücklich ist hier das ab Weiss fast 560 Meter lange Par 5. Aber auch auf dem 18-Loch-Platz von Nicklaus hilft die Länge, etwa auf dem sehr langen Par 3 (Loch 13) mit über 200 Meter Weg zur Fahne oder dem schwersten Loch, das beinahe 400 Meter deutlich nach oben führt. Zu den anspruchsvollen Bahnen gehört auch die gute Pflege. Eher bescheiden ist in Arzaga allerdings die Aussicht auf die Umgebung.

Mit den Farben der Rose

Ähnliches gilt wohl auch für Chervò Golf. Das jüngste Golfresort der Ferienregion liegt südlich des Gardasees nahe bei Sirmione und mitten in der Weinregion Lugana. Allerdings sieht man neben den schönen Reben bei vielen Bahnen auch eine grosse Stromleitung. Wie in Arzaga stehen drei Mal neun Löcher fürs Ferienvergnügen bereit. Designt vom bekannten deutschen Golfplatz-Architekten Kurt Rossknecht verteilen sich ein roter, gelber und weisser Abschnitt über das weitgehend flache Gelände. Passend dazu die Farbe der Rosen beim ersten Abschlag und auch immer wieder unterwegs. Die Namen der Abschnitte erinnern an die Schlachten von Solferino und San Martin von 1859. Bekanntlich gründete kurz nach dem Blutbad Henry Dunant das Rote Kreuz. Mittlerweile geht es hier deutlich weniger gefährlich zu und her.

Je nach Kombination der einzeln buchbaren 9-Loch-Schlaufen kommt mehr oder weniger Wasser ins Spiel. Ausser an einzelnen Bahnen, etwa dem Par 3 direkt über den Teich (gelber Kurs Loch 5), verliert man hier praktisch keine Bälle. Wer es gern richtig anspruchsvoll hat, kann sich an den goldigen Champions-Tees versuchen. Hier wird dann beispielsweise das erwähnte Loch über den See 215 Meter lang, vom vordersten Frauenabschlag sind es noch 110 Meter. Für eine easy Trainingsrunde stehen zudem nochmals neun Par-3-Löcher mit maximal 135 Meter Länge zur Verfügung.

Kurz zusammengefasst: Chervò ist ein Resort für Geniesser, für einen entspannten Golfurlaub auf einer ruhig gelegenen Anlage mit kurzen Wegen, Wellness und gutem Essen. Ob während einer kleinen Pause, nach dem Spiel oder auch beim Dinner am Abend, immer haben wir im grosszügigen Clubhaus fein gegessen und getrunken. Und auch hier gelten durchaus vernünftige Preise: Das viergängige Auswahlmenü für Halbpension-Gäste kostet 30 Franken.

Zum Aperitif passt der trockene Weisswein Lugana, der gleich um die Ecke wächst, hervorragend. Er besteht zu mindestens 90 Prozent aus der Traubensorte Trebbiano di Soave, die nur in Norditalien wächst. Auch den Weinkennern unserer Gruppe war Lugana kein Begriff, aber nach einer Woche rund um den Gardasee wurde er unser treuer Begleiter beim Übergang vom Golf zum noch gemütlicheren Teil am Abend. Clubmitglied Massimo haben wir am Abend allerdings nicht mehr getroffen. Für ihn sind es gut 50 Kilometer bis nach Hause. Statt eines leichten Luganas öffnet er dann später einen richtig schweren Amarone.

(SW)