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Besser als jeder Werbespot: Islands Charmeoffensive

Das Fussballmärchen ist zwar beendet, das Interesse an der Reisedestination Island dürfte aber nachhaltig geweckt sein.

Frankreich beendete gestern zwar Islands fussballerisches Sommermärchen mit einem klaren 5:2-Sieg. Die regelrechte Charmeoffensive der isländischen Wikinger zeigt dafür nachhaltige Wirkung: Kein PR-Video der Welt hätte bessere Werbung für die kleine Insel im Nordatlantik mit den nur 330‘000 Einwohnern machen können.

Während die Icelandair zum Einzug ins Viertelfinal „ihrer Jungs“ Spezialtarife anbot, sorgten auch die Isländer selber für sehr viel mehr Flugbewegungen ab Reykjavík als gewöhnlich: Anstatt der üblichen drei Flüge, gingen in den letzten Tagen jeweils täglich elf Flüge von Rejkjavik, der nördlichst gelegenen Hauptstadt der Welt, nach Paris. Kein Wunder: Zum gestrigen Spiel gegen Frankreich waren rund 15‘000 Isländer im Stadion, weitere 15‘000 sollen in der Stadt gewesen sein – damit befand sich rund ein Zehntel der isländischen Bevölkerung in Frankreichs Hauptstadt. In Island selber stand das öffentliche Leben an den Spieltagen jeweils still: Fast jeder schaute der Nationalelf zu. Die isländischen Fans fielen im Stadion jeweils durch ihren ganz eigenen Schlachtruf auf.

Ein wenig verrückt scheinen die Isländer tatsächlich zu sein: Da keine Flüge mehr verfügbar waren, hatte ein Fan für das Spiel gegen Frankreich kurzerhand eine Boeing 737 gechartert. Via Facebook startete der 33-Jährige einen Aufruf, um die Maschine zu füllen. Der Charterflug war innert kürzester Zeit bis auf den letzten Platz ausverkauft. Rund 1135 Euro kostete ein Ticket im Schnitt.

Die Isländer dürften jetzt wieder vermehrt im Land bleiben. Dafür dürften sie in den nächsten Wochen und Monaten sicherlich mehr Besucher aus anderen Ländern begrüssen. Bekannt ist Island vor allem für seine Vulkane, Nordlichter und beeindruckende Landschaften. Dabei hat das Land noch vieles mehr zu bieten. Hier sind die weiteren Highlights von Island als Reisedestination und Fussballnation:

1. Island hat mehr Vulkane als alle anderen Länder der Welt

Von den insgesamt 130 Vulkanen gelten 31 als aktiv. Laut Statistik kommt es alle fünf Jahre zu einem Ausbruch, so legte im Jahr 2010 der Eyjafjallajökull mit einer gewaltigen Eruption den Flugverkehr in Europa lahm.

2. Es gibt keine professionellen Fussball-Clubs in Island

Während ein Grossteil der deutschen Nationalmannschaft in deutschen Bundesliga-Vereinen spielt, spielen alle isländischen Fussballer im Ausland. Denn tatsächlich gibt es in Island keine professionellen Fussball-Vereine. In Deutschland gibt es rund drei Millionen aktive Fussballer, etwa 1.500 betreiben den Sport professionell. Island hingegen hat nur 100 professionelle männliche Fussballspieler – der 23-köpfige Kader macht demnach über ein Fünftel aller Profispieler Islands aus.

3. Das Volk steht hinter seiner Mannschaft

Rund 27'000 Isländer haben Tickets für die EM-Spiele in Frankreich erworben, um ihr Team unterstützen zu können. Das sind mehr als acht Prozent der Bevölkerung. Der Verteidiger Kári Árnason sagte nach dem 2:1-Sieg gegen Österreich: „Es ist, als hätte man seine Familie beim Spiel dabei. Ich kenne wahrscheinlich mindestens 50 Prozent der Menschen hier.“

4. In Island herrscht die höchste Gleichberechtigung

Vor sechs Jahren stand Island auf dem ersten Rang im Global Gender Gap Report des World Economic Forums. Auf Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen wird hier grossen Wert gelegt.

5. Golden Circle

Ausgehend von der Hauptstadt Reykjavík kann man drei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel in einem Tagesausflug besuchen. Die Rundfahrt ist rund 300 Kilometer lang. Das alte Parlament Þingvellir im gleichnamigen Nationalpark liegt direkt am spektakulären Grabenbruch zwischen amerikanischer und europäischer Kontinentalplatte. Nicht weniger eindrucksvoll ist die Besichtigung des Geysir und des „goldenen“ Wasserfalles Gullfoss.

6. Die Sonne geht im Sommer niemals unter, im Winter glühen die Nordlichter.

Die Jahreszeiten in Island faszinieren: Während die Wintermonate relativ dunkel sind und nur durch die schillernden Farben der Aurora Borealis erleuchtet werden, bleibt es im Sommer nahezu 24 Stunden hell.

7. Island hat ein traditionelles Namenssystem

In Island gibt es keine Familiennamen – die Inselbewohner nutzen das traditionelle nordische Namenssystem: Dabei setzt sich der Nachname aus dem Vornamen des Vaters (oder der Mutter) und dem Anhang -dóttir (Tochter) für Frauen und –son (Sohn) für Männer zusammen. Im isländischen Team spielen zum Beispiel Hannes Halldorsson und Alfred Finnbogason.

8. Die Kriminalität ist niedrig, Island ist friedlich

Die isländische Polizei trägt keine Waffen. Die Verbrechensrate ist in Island sehr niedrig und Gewaltverbrechen sind praktisch nicht existent. Daher galt Island laut dem Global Peace Index 2015 als das friedlichste Land der Welt.

9. Island hat wundervolle Wasserfälle

Die Wasserfälle in Island sind vielleicht nicht die höchsten der Welt, dafür überzeugen sie besonderer Schönheit. Dettifoss im Norden Islands gilt beispielsweise mit einer Breite von 100 Metern und einer Höhe von 45 Metern als der leistungsstärkste Wasserfall Europas.

10. Island ist einer der glücklichsten Orte der Erde

Island erreicht bei Umfragen und jährlichen Prognosen häufig den Top-Rang als glücklichste Nation der Welt.

(TN)