Destinationen

Erhoffen sich 2023 über sechs Millionen Übernachtungen von Schweizer Gästen (von links): Rebecca Pengemann (Praktikantin Marketing und Social Media bei der DZT), Miles Spohr (Geschäftsführer des Vereins der Unesco-Welterbestätten Deutschland), Sarah Ziegler (Junior Manager Public Relations & Events bei der DZT), Stefan Mieczkowski (Leiter DZT Schweiz) und Lena Fröhlich (Praktikantin Presse und Marketing bei der DZT). Bild: DZT

Die wichtige Rolle der Schweizer im deutschen Tourismus

Artur K. Vogel

Zum ersten Mal lud Stefan Mieczkowski, der neue Leiter der Auslandsvertretung Schweiz der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), zur Jahres-Medienkonferenz. Dieses Jahr will Deutschland vor allem seine 51 Unesco-Welterbestätten bewerben.

Im Januar hat Stefan Mieczkowski sein Amt als Leiter der Auslandsvertretung Schweiz der DZT angetreten. Er folgt auf Harald Henning, der zur DZT in London gewechselt hat. Trotz der Première ging Mieczkowski die Veranstaltung im Eventlokal «Resident» im Zürcher Seefeld am Donnerstag entspannt an. Denn er konnte gute Zahlen und einen starken Aufwärtstrend vermelden: Nachdem die Übernachtungszahlen ausländischer Gäste in Deutschland im Pandemie-Jahr 2021 auf 31 Millionen abgenommen hatten, waren es im vergangenen Jahr, das noch holperig begonnen hatte, wieder 68 Millionen. Und das erste Quartal 2023 sehe sehr gut aus», so der DZT-Leiter.

Schweizer Markt dürfte wieder wachsen

Schweizer Gäste spielen dabei eine wichtige Rolle: Nach den Holländern, aber noch vor den US-Amerikanern, belegen sie Platz zwei in der deutschen Rangliste der Herkunftsländer. Jeder zehnte europäische Tourist in Deutschland stammt aus der Schweiz. 2019 hatten Schweizerinnen und Schweizer in Deutschland 7,1 Millionen Übernachtungen gebucht; nach den Krisenjahren 2020/2021 waren es 2022 wieder 5,8 Millionen, und für 2023 prognostiziert man vorsichtig 6 bis 6,3 Millionen.

Platz eins und zwei der beliebtesten Destinationen belegen die beiden Nachbar-Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern; auf den nächsten Plätzen folgen Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen mit der Metropole Frankfurt. Thematisch stehen Städtereisen bei den Gästen aus der Schweiz an erster Stelle, gefolgt von Weihnachtsmärkten, Kultur, der «Szene» und der Natur.

Das Bundesland Bayern mit der Metropole München gehört zu den beliebtesten Destinationen der Schweizer Gäste. Bild: TN

2023 will Deutschland vor allem seine Unesco-Welterbestätten in den Fokus rücken. Eine entsprechende Kampagne startet Ende März; der Slogan lautet «Historic.Modern.Germany». Weltweit verzeichnet die Unesco 1157 Stätten in 167 Ländern. Dabei kann es sich entweder um Kulturdenkmäler, um Naturstätten oder um solche handeln, die gleichzeitig zum Kultur- und zum Naturerbe zählen. Deutschland besitzt 47 Kultur- und vier Natur-Welterbestätten.

Für den Gastredner am DZT-Anlass, Miles Spohr, sind diese Welterbestätten vor allem «ein Sinnbild der Völkerverständigung». Zudem schlagen sie eine zeitliche Brücke von den Pfahlbauern und den Wikingern über die Römer, das Mittelalter und neuere Epochen bis in die Gegenwart. Spohr führt die Geschäfte des deutschen Vereins der Unesco-Welterbestätten und weiss somit, wie anspruchsvoll es ist, in die Liste aufgenommen zu werden. Bewerbungsschreiben «haben nicht selten den Umfang einer ausgewachsenen Doktorarbeit», erklärte er.

In Frage kommen nur «besondere, einzigartige Orte», die sich als «hervorragende Beispiele eines bestimmten Typs» präsentieren können und «universelle Bedeutung haben». Spohr nannte als Beispiel etwa das rund 2000 Jahre alte römische Stadttor in Trier, das am besten erhaltene seiner Art nördlich der Alpen.

Die Porta Nigra ist das Wahrzeichen der deutschen Stadt Trier und seit 1986 Teil des Unesco-Welterbes. Bild: Adobe Stock

Die 51 deutschen Unesco-Welterbestätten verteilen sich sind über das ganze Land und bieten eine umfassende Sicht auf das reiche Erbe: Kirchen und Klöster wie etwa der Kölner, der Aachener, der Speyerer oder der Naumburger Dom oder die Klosterinsel Reichenau gehören dazu. Altstadt-Ensembles wie Bamberg, Lübeck, Quedlinburg oder Stralsund und Wismar stehen ebenso auf der Liste wie Schlösser und Burgen, etwa die Würzburger Residenz, die Schlösser in Potsdam und Berlin oder die Wartburg in Eisenach.

Eine besondere Rolle spielt in Deutschland die Industriekultur mit herausragenden Beispielen wie der Zeche Zollverein, einem stillgelegten Steinkohlebergwerk in Essen im Ruhrgebiet, oder der Völklinger Hütte, einem riesigen ehemaligen Eisenwerk im Saarland. Gärten und Landschaften sind auf der Liste ebenso vertreten wie Orte der Kultur- und Geistesgeschichte. Zum Beispiel das klassische Weimar von Goethe und Schiller, die Speicherstadt und das Kontorhaus-Viertel in Hamburg, das Opernhaus in Bayreuth oder die Museumsinsel in Berlin.

Natur und Umwelt als weitere Themen

Neben den Welterbestätten lanciert die DZT zwei weitere Kampagnen. Die eine, «Embrace German Nature», macht auf die 104 Naturpärke, 16 Nationalpärke und 16 Biosphären-Reservate in Deutschland aufmerksam. Und unter dem Motto «Feel Good» soll klima- und umweltfreundliches Reisen ohne Verzicht propagiert werden. Die DZT beschäftige sich schon seit zehn Jahren mit Nachhaltigkeit, sagte Stefan Mieczkowski, nicht erst jetzt, da sie zunehmendes Interesse weckt.

Als wichtiges Ereignis steht 2023 unter anderem die Bundesgartenschau in Mannheim am Rhein im Bundesland Baden-Württemberg an der Grenze zu Rheinland-Pfalz und Hessen auf der Agenda. Sie wird im April ihre Tore öffnen. 2024 dann wird vom 14. Juni bis 14. Juli in zehn deutschen Städten die Fussball-Europameisterschaft ausgetragen, die Deutschland weltweite Medienpräsenz garantieren wird. Stefan Mieczkowski wird es also in seiner neuen Funktion garantiert nicht langweilig werden.