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Der malerische Küstenort Lindos liegt rund 50 Kilometer von der Flüchtlingsunterkunft auf Rhodos entfernt. Bild: Samuel Schumacher

Retten Kurzentschlossene die griechische Saison?

Samuel Schumacher

Hotelplan Suisse kämpft wie viele mit harzigen Griechenland-Zahlen zum Saisonauftakt. Doch eine Recherche vor Ort macht den Hotelplan Suisse-Verantwortlichen Hoffnung. Die Flüchtlingskrise, sind sie überzeugt, ist vorbei.

Julia Stefanakis erkannte ihre Heimatinsel Kos nicht wieder, als sie Anfang Jahr aus den Ferien in Amerika zurückkehrte. Als die Managerin des Astir Odysseus Resorts Mitte Dezember Kos verliess, landeten fast täglich tausende Flüchtlinge (vor allem aus Syrien und Afghanistan) an den Traumstränden des ägäischen Ferienparadieses. Die Strassen und Plätze der grösseren Ortschaften glichen Zeltstädten des Elends, die humanitäre Lage war prekär. „Als ich aber im Januar nach Kos zurückkam, traute ich meinen Augen nicht: Da waren keine Flüchtlinge mehr, die horrende Situation hatte sich wie in Luft aufgelöst“, erinnert sich Stefanakis. „Kos ist wieder so paradiesisch wie vorher. Die Flüchtlinge – so leid sie mir tun – stellen für uns nicht mehr länger ein Problem dar.“

Ähnlich beurteilt auch Prisca Huguenin-dit-Lenoir, Mediensprecherin von Hotelplan Suisse, die Lage: „Die Situation ist überhaupt nicht mit jener vor einem halben Jahr zu vergleichen, als tausende Flüchtlinge auf offener Strasse hausten“, so Huguenin-dit-Lenoir. Aktuell befinden sich auf Kos gerade mal noch 60 Flüchtlinge, die in Hotels untergebracht sind und bald in Richtung Norden abgeschoben werden sollen.

War die ganze Aufregung um die Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf die bevorstehende Reisesaison in Kos umsonst? Nicht ganz. Die Zahlen zeigen: Kos hat bis dato im Vergleich zum Vorjahr 21 Prozent weniger Buchungen aus der Schweiz und 5 Prozent weniger Buchungen dem Vereinigten Königreich. Bereits 2015 verzeichnete Kos einen Buchungsrückgang von insgesamt 2,43 %. Zu viele der rund 50‘000 Hotelbetten und 10‘000 Ferienwohnungen bleiben leer. Das ist potentiell gefährlich für eine Insel, die mehr als 90 Prozent ihrer Staatskasse mit Einnahmen aus dem Tourismus füllt.

Die Zahlen von Hotelplan Suisse, zu dem Marken wie Globus Reisen, Travelhouse, Hotelplan, Migros Ferien, travel.ch und Tourisme Pour Tous gehören, sehen ähnlich aus. Minus 20 Prozent für Kos, immerhin noch saftige minus 9 Prozent für die Insel Rhodos. „Über ganz Griechenland gesehen sind unsere Buchungen aber stabil und nur knapp unter den Vorjahreszahlen“, sagt Huguenin-dit-Lenoir. „Über dem Vorjahr liegt die Nachfrage nach Angeboten auf Zakynthos, Mykonos, Korfu, Santorini und insbesondere auch auf Kreta.“ Ab Mai fliegt Hotelplan Suisse diese Ziele mit Helvetic-Chartern direkt ab Zürich Flughafen an (nach Kreta, Kos und Rhodos auch ab Bern). Hotelplan Suisse hatte die Flugplätze im Vorfeld auf Kos und Rhodos um rund 50 Prozent reduziert. Die Griechenland Preise bleiben gegenüber dem Vorjahr allerdings stabil, je nach Angebot kann es z.T. Spezialpreise mit bis zu 20 Prozent Reduktionen geben.

«2016 ist ein Kurzfristbucherjahr»

Dass Griechenland 2016 zum Top-Seller wird, glaubt Huguenin-dit-Lenoir nicht. „Kreta liegt zwar punkto absoluter Passagierzahlen auf dem zweiten Rang unserer Top-5-Destinationen, gleich hinter Mallorca und vor Zypern, dem Europapark und Gran Canaria.“ Doch ihre Recherchen vor Ort in der vergangenen Woche haben sie in ihrem Glauben daran bestätigt, dass man bedenkenlos Ferien auf den im vergangenen Sommer in die Schlagzeilen geratenen Inseln Kos und Rhodos machen kann.

Und auch Tim Bachmann, Director Touroperating Shorthaul bei Hotelplan Suisse, outete sich vergangen Woche auf Kos als Griechenland-Fan:„2016 ist ein Kurzfristbucherjahr. Ich kann den Kurzentschlossenen Kos und Rhodos nur wärmstens empfehlen. Das sind diese Saison die besten Deals im Mittelmeer.“ Wenn sich diese Erkenntnis in den Köpfen durchsetzt, dann sind die Traumstrände auf Kos und Rhodos schon bald wieder voll mit sonnenbadenden Touristen. Leer bliebe dann nur das neue Registrationszentrum, das die Koser Regierung in den Hügeln rund um das Dorf Pyli errichten liess. „Das ist im Sommer fertig, dort wird aber nie ein Flüchtling ankommen. Die Flüchtlingskrise ist in der Südägäis überstanden“, sagt Illias Sifakis, stellvertrender Bürgermeister von Kos.

Die vier wichtigsten Fragen vor dem Start der Sommersaison 2016 in Kos und Rhodos