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Blicken zuversichtlich in die Wintersaison 2022/23: Martin Nydegger (ST-Direktor), Berno Stoffel (Direktor SBS) und Markus Berger (Leiter Unternehmenskommunikation ST, v.l.) Bild: isr

Schweiz Tourismus startet optimistisch in den Winter

Isabell Ridder

Trotz Energiekrise sagt die Marketingorganisation für die Bergdestinationen bei den Hotellogiernächten ein Plus von einem Prozent gegenüber dem Vorpandemie-Winter 2018/19 voraus. Grund dafür seien insbesondere die wieder vermehrt anreisenden ausländischen Gäste.

Für seine Winterpressekonferenz am Mittwoch, den 23. November 2022, wählte Schweiz Tourismus das grosse Fondue-Chalet des «Wiehnachtsdorfs» auf dem Sechseläutenplatz in Zürich. In diesem passenden Ambiente präsentierten ST-Direktor Martin Nydegger und Berno Stoffel, Direktor der Seilbahnen Schweiz unter der Moderation von Markus Berger, Leiter Unternehmenskommunikation bei ST, ihre Vorhersagen zur Wintersaison 2022/23.

Schweiz Tourismus zieht Bilanz und blickt positiv in Richtung Winter

Martin Nydegger zog eine Bilanz des laufenden Tourismusjahres. Das solide Zwischenresultat sei geprägt von der grossen Begeisterung der Schweizer Gäste für Ferien im eigenen Land. Insgesamt sei der Tourismus in der Schweiz bei den Hotellogiernächten von Januar bis Oktober noch sechs Prozent hinter 2019 zurück. Wichtigste Säule dieser starken Rückkehr des Tourismus seien die Einheimischen, die auch im laufenden Jahr nochmals für ein Plus von 18 Prozent der Hotelnächte gegenüber 2019 gesorgt haben. Das Wachstum sei beispielsweise im Oktober abgeflacht. Für 2023 geht Schweiz Tourismus von einer Erholung des Tourismus von 95 Prozent im Vergleich zu 2019 aus.

Für den Winter erwartet man wieder etwas mehr ausländische Gäste, die ausgleichen, dass die Schweizer selbst wieder mehr Ferien im Ausland machen. Die Branche geht davon aus, dass die Gästezahlen stagnieren. Skilager seien hingegen sehr gefragt, die Organisation GoSnow erwartet aktuell mehr als 16'500 Schüler. (travelnews berichtete)

Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus. Bild: isr

Aktuelle Kriesenherde und hoffnungsvolle Stimmen

Als Herausforderungen sieht Martin Nydegger zum einen die aktuelle Energiekrise. Die Versorgung sei nicht das Problem, die Preisentwicklung aber «plagt die Tourismusbranche, die Gäste sind preissensibel.» Auch der starke Schweizer Franken und die angestiegenen Preise im Ausland haben einen Einfluss auf Ferien in der Schweiz. Deutsche Touristen könnte die Inflation und die anstehende Rezession davon abhalten, in der Schweiz Winterferien zu machen. Und aus Grossbritannien gibt es noch nicht wieder so viele Flugverbindungen wie vor der Pandemie. Dafür erwartet man Gäste aus Nordamerika, wo die Skipässe mit mehr als 200 US-Dollar pro Tag besonders teuer seien.

«Der Schweizer Winter stimmt uns zuversichtlich. Die Schweizerinnen und Schweizer lieben ihn weiterhin, und die Reiselust der ausländischen Gäste ist trotz schwieriger Umstände wieder richtig erwacht. Wenn das Wetter mitspielt, werden wir sogar den letzten Winter vor der Pandemie übertreffen können». Auch aus den Vertretungen von ST im Ausland tönt es ähnlich. Alexa Chessex und Jörg Peter Krebs, Verantwortliche für die Märkte Frankreich beziehungsweise Deutschland: «Die Französinnen und die Deutschen sind wieder in Reiselaune. Und die Schweiz punktet als ideal im Zug erreichbares Nahreiseziel».

Die Zukunft des Schweizer Tourismus

Auch bei Schweiz Tourismus stellt man sich die Frage, wie man in Zukunft einen nachhaltigen Tourismus bieten kann. Dieses wolle man im Rahmen des Nachhaltigkeitsprogrammes «Swisstainable» erreichen. Es sollen aber auch die Gäste mit einer weiteren Anreise dazu gebracht werden, ihre Aufenthaltsdauer zu verlängern und Reisende sollen so auf das Jahr verteilt werden, dass es keine Kapazitätsengpässe gibt, beispielsweise auch im Herbst angelockt werden.

Seilbahnen Schweiz spürt eine Energiesensibilität

Bei den Seilbahnen Schweiz ist man froh, gut durch die Pandemie gekommen zu sein. «Die Leute wollten nach draussen», sagt Berno Stoffel. Der Wintersport sei in seiner Bedeutung wieder sehr geschätzt worden. Aktuell gäbe es drei Millionen aktive Skifahrer in der Schweiz. Im vergangenen Winter habe es in der Schweiz insgesamt 17 Millionen Skitage gegeben. «So viele wie nie, in den vergangenen zehn Jahren.» Laut Berno Stoffel erzielen die Bergbahnen dreiviertel ihres Umsatzes im Winter. Dabei sei den Konsumenten das Skifahren «wert, was es kostet.»

Die Energiesensibilität habe bei den Gästen allerdings zugenommen. Berno Stoffel machte aber darauf aufmerksam, dass die Bergbahnen nicht nur Strom verbrauchten, «wir produzieren ihn auch». Es würden immer mehr Programme gestartet, die die Bergbahnen zu Stromproduzenten machten, beispielsweise mithilfe von Photovoltaik-Anlagen, die in höheren Lagen mehr produzieren können. In Melchsee-Frutt betreiben die Bergbahnen ein eigenes Wasserkraftwerk. Und Flims Laax Falera hat das ambitionierte Ziel, eine selbstversorgende alpine Destination zu werden.

Berno Stoffel, Direktor der Seilbahnen Schweiz. Bild: isr

Auch sei ein Massnahmenkatalog entwickelt worden, den jede der 180 Bergbahnen in der Schweiz mit einem Simulationstool testen könne. Der daraus resultierende Effekt sei klein, denn die Bahnen und die Beschneiung brauchten nun einmal Strom. Die effektivsten Massnahmen seien die Reduktion von Geschwindigkeiten und Betriebszeiten sowie die Begrenzung der Raumtemperaturen beispielsweise von Pumpstationen. Jede Bergbahn müsste für sich individuell herausfinden, welche Massnahmen für sie am effektivsten seien.

Der Gast selbst wolle laut Berno Stoffel aber auch nicht eingeschränkt werden und das volle Angebot erhalten. «Er will von Weihnachten bis Ostern die Pisten in einem perfekten Zustand vorfinden.» Für eine kompakte Unterlage, die den Sportlern die ganze Saison lang standhält, «braucht es die künstliche Beschneiung.»

Zum Abschluss der Pressekonferenz stimmt Martin Nydegger hoffnungsvoll: «Wir glauben, wir werden in der Schweiz noch sehr lange Skifahren.»