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Ein Tourist geniesst die Mirissa Beach auf Sri Lanka: Es gibt keinen Grund, das Land zu meiden. Bild: Farhath Firows

Sri Lanka: «Reisende müssen keinerlei Einschränkungen befürchten»

Das EDA hat die Reisewarnung für Sri Lanka aufgehoben. Eine Massnahme, welche Zuversicht schafft, dass nun auch wieder mehr Schweizer das faszinierende Land besuchen. Travelnews hat bei einem Hotelier und einem Incoming-Agenten vor Ort nachgefragt, wie die Situation effektiv ist. Für Sri Lanka kann man demnach effektiv Entwarnung geben.

Am vergangenen Dienstag (23. August) hat das EDA seine Reisehinweise für Sri Lanka geändert. Nachdem noch vor einem Monat infolge der Wirtschaftskrise im Land und damit verbundenen Unruhen von Reisen nach Sri Lanka abgeraten wurde (Travelnews berichtete), ist dies nun nicht mehr der Fall. Das EDA spricht nur noch von einer «angespannten Lage» und rät den Reisenden, sich «in den Medien oder beim Reiseveranstalter» über die Situation vor Ort zu informieren. Na dann will Travelnews hier gerne seinen Part spielen - doch dieses Mal befragen wir nicht Schweizer Asien-Spezialisten, sondern Reiseunternehmer aus Sri Lanka. Nachfolgend deren Ausführungen.

Wir nehmen das Fazit gleich vorweg: Es gibt keinen Grund, weshalb man jetzt nicht nach Sri Lanka reisen sollte.


«Die lokale Bevölkerung empfängt die Touristen mit offenen Armen»

Prabath Hewagama, The Fabulous Getaway

«Die politische Lage in Sri Lanka hat sich entspannt. Der neue Präsident versammelt alle im Parlament vertretenen Parteien, um eine parteiübergreifende nationale Regierung mit einer für alle akzeptablen nationalen Politik zu bilden. Es wird erwartet, dass in den nächsten Tagen ein neues Kabinett aus Ministern ernannt wird. Der grösste Protestplatz, vor dem Büro des Präsidenten, wurde von den Demonstranten inzwischen freiwillig geräumt und derzeit finden keine Proteste mehr statt.

Was die wirtschaftliche Lage angeht, kann man festhalten, dass die langen Warteschlangen vor den Tankstellen dank der kontinuierlichen Versorgung mit Kraftstoff und der Einführung eines neuen QR-Code-Systems für die Verteilung weitgehend verschwunden sind. Die Preise für Lebensmittel sind zwar leicht gesunken, bleiben aber hoch. Beamte des Internationalen Währungsfonds werden demnächst zum wiederholten Mal die Regierung Sri Lankas treffen, um Einzelheiten der von unserer Regierung benötigten finanziellen Unterstützung festzulegen.

Es gibt immer noch Stromausfälle, 2-3 Stunden täglich, aber wir gehen davon aus, dass diese weiter reduziert werden, wenn genügend Regen fällt und ausreichende Vorräte für die Wärmekraftwerke vorhanden sind. Mit dem Wechsel des Präsidenten und der allmählichen Verbesserung der Brennstoff- und Gasversorgung sowie der allmählichen Senkung der Lebenshaltungskosten kehren die allgemeinen Lebensbedingungen in der Region rasch zur Normalität zurück.  

Das merken wir auch im Tourismus. Infolge der Aufhebung von Reisebeschränkungen durch ausländische Regierungen - wie in der Schweiz, in Frankreich oder in Norwegen geschehen - nehmen die Ankünfte stetig zu. Auch die Flugsituation entspannt sich. Die neue italienische Fluggesellschaft Neon Air hat beispielsweise soeben bestätigt, dass sie in der kommenden Wintersaison drei wöchentliche Flüge anbieten wird.

Reisende müssen mit keinerlei Einschränkungen rechnen. Besser noch: Die lokale Bevölkerung empfängt die Touristen mit offenen Armen, da der Tourismus ein Wirtschaftszweig ist, der direkt und indirekt über 4 Millionen Menschen in Sri Lanka Einkommen verschafft. Meines Wissens wurden während der ganzen Krise auch keine Touristen belästigt oder geschädigt.

Die Rückkehr zur Normalität ist nun, mit der Aufhebung der von den ausländischen Regierungen verhängten Reisehinweise, gestartet. Wichtig ist auch, dass Nachrichtenkanäle -  sowohl online als auch offline - unvoreingenommen über die tatsächliche Situation im Land berichten. Ich möchte an dieser Stelle festhalten: Sri Lanka ist ein erschwingliches Luxusreiseziel mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis.»

«Kein einziger Tourist war von den Protesten direkt betroffen»

Marcelline Paul, Uga Escapes

«Die Lage in Sri Lanka ist sehr ruhig. Im Mai gab es massive Proteste, seit jedoch der Präsident zurückgetreten ist, hat sich die Situation beruhigt. Das Volk protestierte gegen die Inflation, welche hier bei über 60 Prozent lag, sowie wegen der Benzinknappheit und langen Stromausfällen. Auch da hat sich die Lage in den vergangenen drei Wochen entspannt. Touristen waren sowieso nicht betroffen: Sie haben bei der Verteilung von Benzin Priorität erhalten. Die Stromausfälle dauern statt 10 nur noch rund 3 Stunden am Tag und sind auf gewisse Regionen limitiert. Auch hier gilt festzuhalten, dass Hotelanlagen nicht betroffen waren, und die meisten Hotels ohnehin mit eigenen Generatoren ausgestattet sind. Seitdem Stromausfälle durchgesetzt werden, kam es in keiner der Anlagen von Uga Escapes jemals zu einem Stromunterbruch.

Da auch die Benzinsituation langsam unter Kontrolle ist, funktioniert die Wirtschaft wieder viel besser. Die Dinge bewegen sich wieder, was die Gemüter beruhigt. Meines Wissens war kein einziger Tourist von den Protesten direkt betroffen.

Uga Escapes hat angesichts der Wirren eine vergleichsweise vernünftige Nachfrage in den Sommer-Hauptmonaten Juli/August verzeichnet. An der Ostküste hatten unsere Häuser wir eine Belegung von rund 40 Prozent, bei den anderen Hotels lag dieser Wert im Schnitt bei 28 Prozent. Wichtig: Keine der anwesenden Touristen wurden von der Wirtschaftskrise tangiert. Die einzigen Probleme, die sich für uns ergaben, lagen darin, dass wir Schwierigkeiten hatten, Fleisch und andere Nahrungsmittel zu importieren. Als einheimische Luxusmarke, die grossen Wert auf Nachhaltigkeit legt, neigen wir aber ohnehin dazu, mehr lokale Produkte anzubieten, was im Laufe der Jahre auch immer häufigerer als Wunsch unserer Kunden geäussert wurde. Es fehlte auf den Tischen an nichts...

Jene Touristen, welche Sri Lanka in den vergangenen Monaten besuchten, hatten sogar einen Vorteil: Sie konnten die Sehenswürdigkeiten völlig ungehindert besuchen, da nur wenige Touristen vor Ort waren. Und die Bevölkerung vor Ort hat die Touristen natürlich mit offenen Armen empfangen. Wir versorgen unsere Gäste mit Informationen über unsere lokalen Gemeinden und ermutigen sie, lokale Geschäfte und Restaurants zu besuchen und zu unterstützen.

Nun machen wir uns daran, die Situation des Tourismus in Sri Lanka wieder zu verbessern. Wir müssen - so wie jetzt - berichten, wie es hier wirklich ist. Ja, im Mai war die Situation chaotisch und angespannt, was uns viel negative mediale Aufmerksamkeit eingebrockt hat. Leider gibt es keine vergleichbare Medienaufmerksamkeit wenn es darum geht, über die Verbesserungen zu berichten, welche seitdem stattgefunden haben. Wir würden uns freuen, gerade jetzt, wo die Schweiz ihre Reisewarnung zurückgezogen hat, wieder mehr Gäste und auch gerne mehr Journalisten bei uns zu begrüssen.»

  • Marcelline Paul ist General Manager Sales & Marketing von Uga Escapes, einem Luxushotelbetreiber mit Resorts auf ganz Sri Lanka

(JCR)