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Die Energiesparmassnahmen führen da und dort zu (Existenz-)Ängsten. Bild: AdobeStock

Dunkle Strassen und leere Geschäfte in den Ferienzielen?

Die europaweite Energiekrise führt zu allerhand Restriktionen beim Energieverbrauch - gerade auch in Feriengebieten. Das bringt Anbieter und Touristen gleichermassen auf die Palme.

Europa wird aktuell von einer Energiekrise heimgesucht. Die Energiepreise wachsen schneller als das Inflationsniveau; Treibstoffe und Gas sind knapp, ebenso wie das Wasser in diesem historisch trockenen Sommer, was wiederum weniger aus Wasserkraft gewonnenen Strom sowie da und dort Liefer-Engpässe bedingt. Kurz: Es muss Energie gespart werden. Und dies in einem Sommer mit teils extrem hohen Temperaturen.

Das hat in diversen europäischen Ländern zur Einführung von verordneten Energiesparmassnahmen geführt. So will etwa die Europäische Union ihren Gasverbrauch wegen der gedrosselten russischen Lieferungen um 15 Prozent senken. Dagegen stemmten sich südliche Länder wie Portugal, Spanien oder Griechenland, obwohl diese deutlich weniger abhängig von Gas sind als beispielsweise Deutschland. Der griechische Tourismusminister spottete gar, Deutsche sollten doch länger Ferien in Griechenland machen oder gleich dorthin übersiedeln und damit im Winter viel weniger für Heizen und Warmwasser bezahlen.

Doch der Spott ist Fehl am Platz, denn auch andere Länder müssen Energie sparen, schon jetzt, im Hinblick auf den Winter. In Frankreich und Spanien wurde mancherorts bereits der gewerbsmässige Gebrauch von Klimaanlagen in Läden und Einkaufszentren untersagt; in manchen Städten wird die Beleuchtung nachts heruntergefahren oder ganz eingestellt. Wasser wird nur noch wo nötig geliefert; demnach sprudeln zum Beispiel dekorative Fontänen vielerorts nicht mehr. Und ja, auch Griechenland hat solche Massnahmen in Aussicht gestellt.

Sorgenfalten bei Ladeninhabern und Touristen

In Spanien machen sich die kleine, stark von Touristen abhängige «Lädeliwirtschaft» sowie die Gastronomie grosse Sorgen: Wie die kanarische Zeitung «Maspalomas Ahora» vermeldet, wird befürchtet, dass Touristen die nicht heruntergekühlten Läden meiden - nach aktuellem Stand darf mit technischen Hilfsmitteln höchstens auf 27 Grad heruntergekühlt werden. Konsultiert wurden die Ladenbesitzer nicht. Umgekehrt erzählen Touristen, dass ihnen nachts beim Gang durch kaum mehr beleuchtete Strassen unwohl ist. Auch von den Boutiquen gibt es dann kein Licht, da diese um 22 Uhr die Lichter löschen müssen, selbst wenn sie bislang um diese Zeit noch offen waren. Man hört zwar, dass auf den Kanaren wie auf den Balearen jetzt die Polizeipräsenz erhöht wurde - anscheinend aber mehr zwecks Einhaltung der Energiesparmassnahmen als für den Schutz der Bevölkerung.

Besser wird's auch im Winter nicht. Dort darf man dann die Boutiquen und Restaurants nicht auf mehr als 19 Grad erwärmen. In Frankreich wurden gar schon Bussgeldverordnungen bekannt - wer Maximaltemperaturen im eigenen Zuhause übersteigt, riskiert bis zu 750 Euro Busse. Diskutiert wird auch in Spanien sowie in Frankreich über einen Zwang zur Installation automatischer Türen, zwecks besserer Temperaturregulierung in Gebäuden.

Vorerst sieht es aber wohl so aus: Schwitzen im Sommer, frieren im Winter. Und vor allem: Staatliche Anordnungen, da man der Bevölkerung offenbar nicht zutraut, dass diese aus eigenem Impetus diverse Energiesparmassnahmen umsetzt. Die grosse Sorge der Wirtschaft ist derweil natürlich, dass die dringend benötigten Umsätze aus dem Tourismus nach den zwei Pandemiejahren nun aufgrund der Energiekrise und neuen Massnahmen weiterhin und längerfristig nicht im früheren Umfang zurückkommen. Aus den Corona-Nachwehen ist die Tourismusbranche jedenfalls noch nicht raus.

(JCR)