Destinationen

Margarita «Meggie» Valdes (l.) und Jamille Francine A. «Jam» Concel vom Philippine Department of Tourism trafen sich während ihrer jüngsten Tour durch die Schweiz auch mit Travelnews und sprachen dabei über die Nachhaltigkeitsbemühungen des asiatischen Landes. Bild: JCR

«Die Philippinen setzen voll auf Nachhaltigkeit»

Jean-Claude Raemy

Meggie Valdes, die scheidende Schweiz-Verantwortliche des Philippine Department of Tourism, äussert sich zur aktuellen Tourismusstrategie des Landes, welche stark auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist - und bislang gute Früchte trägt.

Die Nachfrage für die Philippinen aus dem Schweizer Markt erwacht seit der post-pandemischen Wiedereröffnung langsam (Travelnews berichtete). Die Frage ist nun, wohin sich der philippinische Tourismus bewegt. Vor der Pandemie war der Tourismus einer der Wachstumsmotoren - so sehr, dass im Land der 7000 Inseln auch schon klassische «Tourismusprobleme» auftraten. Millionen von Touristen - sehr viele davon aus dem nahe gelegenen China - sorgten dafür, dass die Philippinen gerade im Umweltbereich eher schlecht abschnitten.

Das Fehlen von nachhaltigen Tourismuspraktiken war spürbar. So lagen die Philippinen noch im Jahr 2020 auf Platz 94 von 99 Ländern, wenn es um die Förderung des nachhaltigen Tourismus ging. Und man erinnert sich: Im Jahr 2018 wurde die beliebte philippinische Touristen-Insel Boracay wegen «Sanierungsarbeiten» sechs Monate lang für die Öffentlichkeit geschlossen (Travelnews berichtete). Der damalige Präsident Rodrigo Duterte sprach davon, dass die Insel eine «Kloake» sei, wegen ungebremstem und unkontrollierem touristischem Wachstum.

Hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt? Das ist eine Frage, die sich jetzt viele Reiseziele stellen müssen. Und im Fall der Philippinen sei die Antwort eindeutig «ja», wie Meggie Valdes, die scheidende Tourismusdirektorin für Westeuropa im Philippine Department of Tourism (siehe Box rechts) bei einem Gespräch mit Travelnews in Zürich festhält. «Die Philippinen setzen voll auf Nachhaltigkeit, und dies nicht erst seit der Pandemie», holt sie aus. Ihr zufolge haben die Tourismusbehörden in den vergangenen Jahren mehrere vielversprechende Initiativen gestartet, welche sicherstellen sollen, dass die natürliche Schönheit der Philippinen auch für kommende Generationen erhalten bleibt und das Land sogar zu einem der «Leuchttürme» in Bezug auf nachhaltigen Tourismus machen soll.

«Future Farms»

Zwei Initiativen hebt die umtriebige Tourismusmanagerin hervor. Zum einen die vor wenigen Monaten lancierte Initiative «Future Farms», welche Valdes wie folgt umschreibt: «Es handelt sich um eine digitale Kampagne, mittels welcher wir den Agrartourismus, den wir als eines der vielversprechenden Segmente im Tourismussektor identifiziert haben, zu fördern versuchen. Man weiss, dass die Nähe zur Natur und neue Erfahrungen für pandemiemüde Reisende stark an Wichtigkeit gewonnen haben. Eigentlich haben wir bereits ab 2018, also noch vor der Pandemie, die Entwicklung und Förderung des Agrartourismus verstärkt. Damit unterstützen wir Akteure bei der Innovation und Diversifizierung von Bauernhöfen im ganzen Land, um neben Nahrungsmitteln auch Erholungs- und Freizeitaktivitäten für Touristen anzubieten.»

Ausgangspunkt dafür waren die erwähnten Probleme auf Boracay, sowie die damalige Tourismusministerin Bernadette Romulo-Puyat, welcher selber berufliche Vergangenheit im Agrarsektor hat und Farm-Tourismus bzw. Gastronomie als zehnten Pfeiler der philippinischen Tourismusstrategie definierte (nebst «Sun & Beach», Natur & Abenteuer, Kultur, MICE, Entertainment, Kreuzfahrten, Tauchen, Gesundheit & Wellness sowie Bildung). Die ehemalige Tourismusministerin hatte sich auch in einem Interview mit Travelnews 2019 stark für Umweltthemen eingesetzt - und damit eine Richtung eingeschlagen, die sich im Nachgang der Pandemie als genau richtig erwiesen hat.

Anders ausgedrückt sieht das Farmtourismus-Konzept Folgendes vor: Zum einen kann man philippinische Traditionen bei Einheimischen kennenlernen, zum anderen auch landwirtschaftliche Produkte «vor Ort» geniessen, während die Landbevölkerung die Möglichkeit erhält, ihr Einkommen zu verbessern und somit auch mehr Arbeitsplätze zu schaffen und die Landflucht hin zu Städten zu verhindern. Hier wird entschleunigt, Erwachsene wie auch Kinder können lokales Vieh, lokale Agrarprodukte und eben auch Bio-Spezialitäten in Farm-Restaurants entdecken, und teils auch vor Ort übernachten, beispielsweise in Glamping-Kuppeln wie in den Taglucop Strawberry Hills in Bukidnon, nahe Davao. Die Kampagne für Agrartourismus stellt eine Reihe von Videos vor, in denen man die zukunftsorientierten Agrartourismus-Angebote kennen lernt, welche über die ganzen Philippinen verteilt sind. Nachfolgend ein Beispiel aus Bohol:

«Save our Spots»

Eine weitere wichtige Kampagne heisst «Save our Spots». Damit will das Tourismusministerium in- und ausländische Touristen dazu ermutigen, verantwortungsbewusst und nachhaltig zu reisen. Was sind die Kernbotschaften? Laut Valdes gehe es darum, dass die ganze Reise «Nachhaltigkeit» im weitesten Sinne erlebbar machen soll.

Natürlich kann man spezifisch auf Ökotourism ausgerichtete Destinationen und Attraktionen besuchen, und auch versuchen, die Anreise sowie den lokalen Transport so CO2-neutral wie möglich zu gestalten. Man kann auch in Hotels übernachten, deren Betrieb sich an ökologischen Grundregeln orientiert und welche dafür spezielle Zertifizierungen haben - hierfür kann man bei spezialisierten Reiseveranstaltern Informationen einholen. Natürlich geht es auch darum, in die philippinische Kultur einzutauchen - lokal essen, lokale Bauernhöfe besuchen (wie es eben die Kampagne «Future Farms» zu vermitteln versucht), lokale Handwerkserzeugnisse als Souvenir kaufen, schonend mit der lokalen Fauna interagieren und vor allem sich auf die lebensfreudige, weltoffene Bevölkerung einlassen. Und zu guter Letzt natürlich den Grundsatz «Leave no trace» beherzigen, also sich so verhalten, wie man dies auch von anderen erwarten würde, und keinen Abfall hinterlassen, währenddem lokale Anbieter angehalten sind, wiederverwendbare Behälter zu verwenden und möglichst wenig Plastik.

Als Beispiel nennt Valdes das Wiederaufleben alter Traditionen, bei denen Nahrung auf Bananenblättern (statt auf Plastiktellern) gereicht wird, und mit Holzbesteck oder allenfalls gar von Hand gegessen wird. Auch hierfür gibt es ein Video der philippinischen Tourismusbehörden:

More fun... forever!

Der berühmte touristische Leitspruch der Philippinen heisst seit Jahren «It's more fun in the Philippines!». Daran wird nicht gerüttelt - sondern der Fokus auf Nachhaltigkeit wird hier schön eingeflochten. «Wenn wir die Natur schützen, wird es auf viele Jahre hinaus heissen können, dass Ferien bei uns mehr Spass machen», so Valdes.

Die Strategie scheint zu fruchten. Seit der Wiedereröffnung hat die Zahl der Touristenankünfte im Land mit weit mehr als einer halben Million (per Ende Mai) die Erwartungen der Tourismusverantwortlichen bereits übertroffen. Die wichtigsten Reiseziele wie Boracay und Baguio haben bereits ihre Zahlen von vor der Pandemie erreicht, was auf eine robuste inländische Tourismuswirtschaft hindeutet. Gleichzeitig konnten kleinere Agrartourismus-Anbieter von der Rückkehr der Touristen profitieren. «So darf es gerne weitergehen», schliesst Valdes.