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Sri Lanka kämpft derzeit mit grossen Problemen - an den Touristenorten wird es wohl wieder ruhiger. Bild: AdobeStock

Das EDA rät von Reisen nach Sri Lanka ab

Das südasiatische Land versinkt im Chaos. Deshalb sollen Schweizer nach Auffassung des Aussendepartements bis auf Weiteres nicht mehr ins Land reisen. Transit via Colombo ist noch ok.

Sri Lanka befindet sich seit Monaten in einem chaotischen Zustand, infolge einer verheerenden Wirtschaftskrise. Travelnews berichtete darüber bereits im April; damals zeigten sich die Reiseveranstalter zuversichtlich, dass dies für den Tourismus - der erst im März 2022 nach der Pandemie-Pause wieder losgegangen war - nur am Rande Probleme mit sich bringen würde.

Inzwischen hat sich die Versorgungslage aber verschlechtert, und nach Angriffen aufgebrachter Bürger auf den Präsidentenpalast ist Staatspräsident Gotabaya Rajapaksa heute Mittwoch (13. Juli) auf die Malediven geflohen. Premierminister Ranil Wickremesinghe, jetzt als de facto Präsident agierend, verhängte mit sofortiger Wirkung einen Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre in der Hauptstadt Colombo. Im Inselstaat mit 22 Millionen Einwohnern herrscht derzeit politisches Chaos wegen einer Versorgungsknappheit, welche ihren Ursprung in den Corona-Wirren und der langen Abschottung von der Welt hat - weil so nämlich vitale Deviseneinnahmen aus dem Tourismus fehlten.

Die jüngsten Probleme im Land haben nun das Eidg. Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) veranlasst, die Reisehinweise anzupassen. Dort steht neu im Wortlaut: «Von touristischen und anderen nicht dringenden Reisen nach Sri Lanka wird abgeraten (ausgenommen ist Flugtransit über den internationalen Flughafen Colombo).»

Kulanzregeln greifen

Stephan Roemer

Travelnews hat bei Asien-Spezialist Tourasia nachgefragt, was dies unmittelbar bedeute. Inhaber und Geschäftsführer Stephan Roemer erklärt, dass momentan 30 Kunden vor Ort seien; für diese ändere sich nichts: «Vor Ort haben unsere Kunden kein Problem, es herrscht keine Gefahr für ihre Sicherheit und sie sind von der Situation, welche für die Einheimischen sehr leidlich ist, nicht betroffen.» Die Partner-Hotels seien gut versorgt und Treibstoff haben man für die Beförderung der Gäste auch genug.

Was ist aber mit den Gästen, welche nun in den kommenden Tagen - in vielen Kantonen ist dieses Wochenende Sommerferienbeginn! - nach Sri Lanka reisen wollen?

«Wir schreiben sämtliche Kunden an und informieren sachlich», erklärt Roemer. Die Wahl habe der Kunde selber: Wer reisen möchte, kann dies, wer lieber absagen will, muss - sofern eine Pauschalreise gebucht war - nicht mit Annullationskosten rechnen. «Ich bin für meinen Teil recht entspannt, was die Situation vor Ort angeht, aber wir werden Kunden, die sich nun doch gegen eine Reise nach Sri Lanka entscheiden, natürlich nicht zur Reise zwingen», schliesst Roemer. Kunden wird derzeit lediglich empfohlen, die Innenstadt von Colombo zu meiden - der Flughafen liegt weit entfernt von der Stadt. Der Rest des Landes sei unbedenklich.

Ist das nur der Auftakt?

Eingangs haben wir erwähnt, dass Covid am Ursprung dieser Krise ist. Der Tourismus, ein wichtiger Wirtschaftsmotor im Land, ist während zwei Jahren fast komplett eingebrochen. Trotz der Öffnung konnte der Devisenverlust nicht wettgemacht werden. Die Währung des Landes brach bislang um 80 Prozent ein, was Importe verteuert und die Inflation verschärft. Nach Angaben des Finanzministeriums verfügt Sri Lanka aktuell nur noch über läppische 25 Millionen US-Dollar an verwendbaren Währungsreserven und benötigt 6 Milliarden Dollar, um sich sechs Monate lang über Wasser zu halten. Sprich: Das Land ist am Rande des Bankrotts, da kaum noch Geld für die Einfuhr von Treibstoff, Medikamenten, Lebensmitteln und Alltagsgegenständen wie etwa Toilettenpapier vorhanden ist.

Das Unschöne: Sri Lanka ist wohl erst der Anfang. Andere Länder kämpfen mit ähnlichen Problemen, darunter etwa Burma oder Laos, wo Treibstoff und Gas aufgrund mangelnder Devisen ebenfalls schon knapp sind. Aber auch grössere Länder wie Thailand haben bedenklich tiefe Devisenreserven. Das muss nicht bedeuten, dass Reisen dorthin zwingend bedenklich wären - im Gegenteil, wenn der Tourismus wieder auf Touren kommt, werden diese Probleme geringer. Vorerst wird man in vielen Schwellenländern aber den Gürtel aufgrund der pandemiebedingten touristischen Einnahmeausfälle den Gürtel enger schnallen müssen.

(JCR)