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Den Gesundheitsnachweis braucht es nur noch ganz selten - doch ganz loswerden wollen die europäischen Länder diese dann doch nicht so schnell. Bild: AdobeStock

Steigende Coronazahlen: Noch bleiben die Reiseländer gelassen

Gerüchte über eine Wiedereinführung von harten Corona-Massnahmen halten sich hartnäckig. Frankreich wie auch andere Länder haben nun aber klargestellt, dass bis auf Weiteres nicht wieder verschärft wird.

Angesichts der wieder europaweit massiv gestiegenen Corona-Inzidenz steigt inzwischen die Furcht vor der Wiedereinführung von strengeren Einreiseregeln. Diese Furcht scheint - zunächst - unbegründet zu sein.

Gerade Frankreich, eines der letzten Länder mit Restriktionen, hat soeben unmissverständlich klar gemacht, dass der «Pass sanitaire» nicht wieder eingeführt wird - auch wenn allein am Samstag 125'000 neue Covid-Fälle im Land verzeichnet wurden. Dies sagte die französische Ratspräsidentin Yaël Braun-Pivet am Sonntag im Fernsehen. Davor waren wilde Gerüchte kursiert, wonach der «Pass sanitaire» wieder eingeführt würde - laut diesem durften, vereinfacht gesagt, nur geimpfte Personen am öffentlichen Leben teilhaben. Offenbar wird die neue Variante BA.5, welche die Mehrheit der neuen Fälle ausmacht, ähnlich wie Omikron als nicht bedenklich eingestuft. Auch die Mehrbelastung der Spitäler hält sich in Grenzen.

Auch in anderen klassischen Ferienländern wie Portugal oder auch Griechenland steigen die Corona-Zahlen wieder. Doch auch dort gibt man sich gelassen, angesichts der hohen Durchimpfung der Bevölkerung und den milden Auswirkungen der neusten Corona-Variante. Insgesamt scheint diese siebte Corona-Welle der Reiselust wenig anhaben zu können. Menschen europaweit geniessen die wiedergewonnene Freiheit an Konzerten, Partys, stark frequentierten Stränden und in engen Altstadtgassen. Masken, Social Distancing und dergleichen sind passé. Das wird zumindest in diesem Sommer so bleiben.

Die Verlängerung der Gültigkeit der Zertifikatsgesetze hat Signalcharakter

In diesem Zusammenhang ist aber interessant zu sehen, was die Behörden auf europäischer Ebene mit der Zertifikatspflicht machen. Letzte Woche hat der Europarat definitiv grünes Licht für die Verlängerung der «Verordnung zur Einführung des digitalen COVID-Zertifikats der EU», datierend vom 14. Juni 2021, gegeben. Dieses wird nun um ein Jahr bis zum 30. Juni 2023 verlängert.

Das ist insofern signifikant, als dass das digitale COVID-Zertifikat eine wichtige Rolle im europaweiten Personenverkehr in Corona-Zeiten spielt. Durch die Verlängerung der Verordnung wird sichergestellt, dass Reisende aus der EU sowie aus Drittländern, die an das System angeschlossen sind, ihre digitale COVID-Bescheinigung der EU weiterhin für Reisen innerhalb der Union in Mitgliedstaaten verwenden können, in denen diese Bescheinigungen erforderlich sind. Wenn es die gesundheitliche Situation erlaube, könne die Verordnung auch früher aufgehoben werden.

Solche Bescheinigungen sind aktuell nur noch ganz selten nötig. Doch die EU legt einen gesetzlichen Rahmen vor, innerhalb dessen die Covid-Massnahmen wie eben der Nachweis des Gesundheitsstatus mittels Zertifikat schnell wieder eingeführt werden können. Aktuell ist es ja so, dass die allermeisten europäischen Länder ihre Covid19-Einreisebeschränkungen vollständig aufgehoben haben und nun allen Reisenden eine unbeschränkte Einreise gestatten. Das ist der Fall in folgenden Ländern:

Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Griechenland, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Zypern.

In Frankreich, Malta, den Niederlanden und Spanien (dort allerdings nur für Personen von ausserhalb Europas) sind noch gewisse Restriktionen in Kraft. Aber eben: Frankreich spricht sich vorläufig ebenso wie die Mittelmeerländer und weitere bis auf Weiteres gegen die allgemeine Zertifikatspflicht aus.

Ist Corona wirklich passé?

Jene Gesundheitsminister und weitere Personen, welche weiterhin vor Corona warten, sind inzwischen «Rufer in der Wüste», «Party Pooper» oder «Dauernörgler». Natürlich, wer will schon zurück zu Lockdowns und Restriktionen? Diesen sorgenfreien Sommer haben alle verdient.

Aber die Behörden bleiben vorsichtig. Es ist möglich, dass auch eine schwerwiegendere Variante wieder auftaucht. Corona ist immer noch präsent, wie die aktuelle Situation zeigt, auch wenn es praktisch überall als «passé» deklariert wird. Was mit den kälteren Temperaturen im Winter kommt, bleibt abzuwarten. Sprich: Der Gesundheits-Nachweis ist aktuell fast nirgends mehr nötig, kann aber sicher bis zum nächsten Sommer schnell reaktiviert werden.

Das gilt auch für die Schweiz: Der Bundesrat möchte bekanntlich einzelne Bestimmungen des Covid-19-Gesetzes bis im Juni 2024 verlängern, etwa für die Übernahme der Testkosten und die Ausstellung von Covid-Zertifikaten.Verlängert werden darunter die Bestimmungen zum Covid-Zertifikat. Damit soll das Zertifikat weiterhin international kompatibel und die Reisefreiheit gewährleistet bleiben. Weiter sollen die gesetzlichen Grundlagen der SwissCovid-App aufrechterhalten bleiben, damit die seit dem 1. April 2022 deaktivierte App in den Wintermonaten 2023/2024 bei Bedarf wieder eingesetzt werden kann. Die SwissCovid-App ergänzt das klassische Contact Tracing der Kantone. Der Schweizer Reise-Verband (SRV), in einem Konsultationsverfahren beigezogen, stellte den (noch pendenten) Antrag, dass das Zertifikat für Menschen, die zweimal geimpft sin und eine Auffrischimpfung (Booster) erhalten oder genesen sind, nicht mehr verfallen soll.

Man könnte also unter dem Strich sagen: Geniesst den freien Sommer! Die Behörden bleiben - an Eurer Stelle - noch eine Weile vorsichtig.

(JCR)