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Die Burg von Monsaraz und die weissen Häuser stehen auf einem Hügel, umgeben von Olivenbäumen, mit Blick auf die weiten Felder des Alentejo sowie den Alqueva-See. Bild: AAA

Kennen Sie schon den Alentejo?

Alexandra Almeida

Portugal ist ein beliebtes Ziel in Europa. Viele Touristen besuchen die Hauptstadt Lissabon, Porto oder auch die Algarve im Süden. Was ist mit dem grössten Teil des Landes, dem Alentejo, schon mal gehört? Wunderschöne Landschaften, gute Weine und freundliche Menschen. Olimar Reisen, der soeben 50 gewordene Portugal-Spezialist, kennt sich da bestens aus. Wir haben uns mit Markus Zahn, dem Geschäftsführer Marketing & Vertrieb bei Olimar, unterhalten.

Im Süden Portugals sticht die grösste Region des Landes hervor - der Alentejo. Mit seinen Olivenbäumen, der malerischen Küste und den freundlichen Menschen ist der Alentejo der perfekte Ort für einen erholsamen Aufenthalt abseits des Massentourismus. Die Strassen sind mit Telegrafenmasten gesäumt, welche mit Storchennestern bestückt sind. In den bunten Dörfern sitzen ältere Herren im Schatten über ihre Stöcke gebeugt und plaudern miteinander. Beim Vorbeigehen wird jeder begrüsst, eine Selbstverständlichkeit.

Die Region macht etwa ein Drittel der portugiesischen Landfläche aus, beherbergt aber weniger als 10 Prozent der Bevölkerung des Landes. Trotz dieser Streuung hat die Region eine ausgeprägte kulturelle Identität, die sich in der Architektur der kleinen Dörfer und in den ummauerten Städten widerspiegelt. Diese dünn besiedelte, weite Landschaft im Süden des Landes ist vom Tourismus noch wenig entdeckt, obwohl das Hinterland des Alentejo mit seinen Korkeichenwälder, Alleen und sanft geschwungenen Hügeln zu den schönsten Gegenden Portugals gehört - und überdies zu den besten Weinregionen.

In den Sommermonaten erreichen die Temperaturen im Landesinneren des Alentejo bis zu 40 Grad, sodass Einheimische wie Touristen gerne die Küste zur Erfrischung aufsuchen. Die «Costa Alentejana» fängt in der ehemaligen römischen Siedlung Tróia an – nur knapp eine Stunde von Lissabon entfernt, und endet in der Küstenortschaft Odeceixe. Die rund 130 Kilometer lange Alentejo Küste zählt nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den unberührtesten Küsten Europas.

Travelnews hat bei Markus Zahn von Olimar Reisen - der Portugal-Spezialist aus Köln feierte soeben sein 50-jähriges Bestehen - nachgefragt, was den Alentejo so spektakulär macht.


Markus Zahn in Portugal

Herr Zahn, Portugal ist ein beliebtes Reiseziel. Welche Orte bevorzugen Reisende aus der Schweiz und wie steht die Nachfrage zurzeit?

Markus Zahn: Im Prinzip sind alle Regionen in Portugal gefragt. Wir bieten ja ganz Portugal inklusive der Inseln Madeira, Porto Santo und Azoren an, aber die Algarve ist auch im Markt Schweiz das Hauptreiseziel. Seit Mitte Januar verzeichnen wir eine sehr erfreuliche Buchungslage für Portugal. Nach zwei Jahren Corona verspüren die Verbraucher endlich wieder einen Nachholbedarf im Bereich Ferien.

Wie stehen Sie zum Alentejo? Bietet Olimar Reisen auch Reisen in diese Region an?

Ich liebe den Alentejo. Die Weite, die Naturbelassenheit, die Ursprünglichkeit, die gastfreundlichen Menschen, die idyllischen Orte, die einzigartigen Unterkünfte, die besondere Gastronomie und der fehlende Massentourismus. Und natürlich hat Olimar seit jeher den Alentejo im Programm. Etwa in Form von individuellen Mietwagen-Rundreisen speziell für Geniesser. Wir haben gar einen separaten Magalog für den Alentejo auf dem Markt.

Welche Art von Gästen zieht es in die Region?

Der Alentejo ist etwas für Kunden, die Neues entdecken wollen, «slow travel» erleben möchten, individuell unterwegs sind und nach Qualität suchen.

Der Alentejo wird immer bekannter. Stellt Olimar Reisen eine Veränderung bei den Buchungen fest?

Die Beliebtheit merken wir seit Jahren an zunehmenden Gästezahlen. Es gibt auch immer wieder neue Hotels, insbesondere kleine familiengeführte Boutiquehotels und romantische Landgüter, die Olimar ins Programm aufnimmt. Dazu gehört zum Beispiel die Herdade do Touril bei Zambujeira do Mar, einzigartig und eben an der Küste, sowie das neue Hotel Vila Gale Collection bei Alter do Chao, ein tolles Resort im Landesinnern.

Olimar Reisen ist seit 50 Jahren Portugal-Spezialist. Welchen Bezug haben Sie zu Portugal und was ist Ihr persönlicher Tipp?

Ich selbst kenne Portugal seit 1974, bin beruflich wie privat seit der Zeit ständig vor Ort, spreche die Sprache und habe dort auch schon gelebt. Wir bei Olimar sind also durch und durch Portugal-Spezialisten. Neben dem Alentejo ist das die kleine Insel Porto Santo, ebenso ein absoluter Geheimtipp. Ein persönlicher Hoteltipp ist das São Lourenço do Barrocal nahe Monsaraz, ein ehemaliger Bauernweiler, authentisch-luxuriös renoviert.


Die Hauptstadt der Alentejo-Region

Rund eineinhalb Stunden von Lissabon entfernt befindet sich Évora, die Hauptstadt der Region. Die Stadt kann sowohl zu Fuss als auch mit dem Fahrrad erkundet werden und beherbergt ein reiches historisches Erbe, angefangen bei der Kathedrale, die stolz über der Stadt thront. Nur wenige Minuten entfernt befindet sich das Wahrzeichen der Stadt, der römische Tempel «Templo de Diana». Ein Besuch fühlt sich noch immer authentisch an, obwohl die Touristenzahl in der Region seit einiger Zeit steigt.

Tipp: Évora liegt in einer der heissesten Regionen Portugals. Um die Stadt in den Sommermonaten zu erkunden, steht man am besten am frühen Morgen auf, da tagsüber die Temperaturen locker über 40 Grad steigen können. Wenn es zu warm wird, kann man sich in einer der vielen «Petisco-Bars» in den Schatten setzen und die typischen Delikatessen geniessen. Dazu gehören unter anderem Schafskäse, Meeresfrüchte, Paprikawurst oder auch «caracóis», Schnecken. Diese sind bei den Einheimischen besonders beliebt und werden in Begleitung von einem Sagres- oder Super Bock-Bier gegessen.

Ein Märchendorf

Nur 20 Kilometer von der spanischen Grenze entfernt liegt Monsaraz, eines der schönsten Dörfer Portugals. Umgeben ist es von Weinbergen und Olivenbäumen, im Inneren sind die Gassen gesäumt von Orangen- und Granatapfelbäumen. Monsaraz beherbergt charmante Geschäfte, kleine Plätze und blumengeschmückte Balkone. Dieser wunderschönen mittelalterlichen Stadt ist es gelungen, über die Jahrhunderte hinweg ihre Eigenheiten zu bewahren. Ein Spaziergang durch die Strassen von Monsaraz ist wie eine Reise in die Vergangenheit.

Die Burg ist der höchste Punkt des Dorfes und bietet einen atemberaubenden Blick auf den Alqueva-See, einer der grössten künstlichen Seen Europas. Überall können Motorboote an zahlreichen Marinas anlegen. Segeln, Schwimmen, Tauchen, Fischen, Windsurfen oder Wasserski sind gestattet. An bestimmten Ortschaften, wie zum Beispiel in Monsaraz, wurden Flussstrände am Ufer des Stausees eingerichtet, wo sich Touristen und Einheimische gerne zur Abkühlung treffen.

Sternstunden garantiert: Wer schon immer die Milchstrasse sehen wollte, befindet sich übrigens im Alqueva, nur wenige Autominuten von Monsaraz entfernt, genau am richtigen Ort. Dort liegt das Naturschutzgebiet «Dark Sky Alqueva». Die Strassenlaternen in den umliegenden Gemeinden wurden durch fahlere LED-Leuchtmittel ersetzt, die auf den Boden gerichtet sind. Selbst die Beleuchtung der Felsenfestung Monsaraz wurde minimiert, sodass der Nachthimmel frei von Lichtverschmutzung ist und die Sterne in glänzender Klarheit zu sehen sind.

Tipp: Ein Auto ist in Alentejo fast unverzichtbar, denn abseits der Hauptrouten gibt es nur wenige öffentliche Verkehrsmittel. Mieten Sie ein Auto gleich in Lissabon. Boa viagem!