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Schweizer Einkäufer an der Indaba in Durban (v.l.): Gloria Talavera (Travelhouse), Petra Buller(Africa Design Travel), John Stewardson (Africa Design Travel) und Christelle Martinal (Tourisme pour Tous). Bild: zVg

Afrika präsentiert sich endlich wieder live auf der Indaba

Die wichtigste afrikanische Tourismusmesse ist in vollem Gang - natürlich auch mit Schweizer Vertretern vor Ort. Der Tourismus in und nach Afrika gewinnt wieder deutlich an Terrain.

Die grossen Live-Tourismusmessen sind zurück! So auch in Afrika, wo seit dem 2. Mai und noch bis zum morgigen 5. Mai die wichtigste afrikanische Tourismusmesse «Indaba» über die Bühne geht. Die südafrikanische Tourismusministerin Lindiwe Sisulu war bei der offiziellen Eröffnung des Trade-Floors anwesend und erklärte gemeinsam mit dem Acting CEO von South Africa Tourism, Themba Khumalo, dass über den gesamten Messezeitraum rund 19'000 Geschäftsmeetings vereinbart worden seien. Total werden 4000 Teilnehmer erwartet, davon seien aus Übersee 625 Einkäufer nach Durban gereist.

Darunter sind auch einige Schweizer Veranstalter. Gegenüber Travelnews erklärt John Stewardson (Africa Design Travel): «Die Stimmung an der Messe ist ausgezeichnet. Die Freude ist gross, sich endlich wieder live zu sehen. Einige Anbieter haben die Zeit der Pandemie genutzt, um Renovationen in ihren Camps und Lodges vorzunehmen. Viele Mitarbeitende grösserer Unternehmen mussten sich in den letzten zwei Jahren aber neu orientieren und gutes Personal ist im Moment schwer zu finden. Es muss also viel zeit in die Schulung neuer Leute investiert werden. Wir sind aber zuversichtlich, dass dies gelingen wird und dass es im Tourismus im Südlichen wie auch im ganzen Afrika wieder aufwärts geht.»

Laut den Indaba-Verantwortlichen finden sich in diesem Jahr auf der Messe 126 neue authentische und «einzigartig afrikanische» Produkte und Erlebnisse. Zwecks Optimierung des Networking gab es einen «Bonday» (Business Opportunities and Networking Day) mitsamt Workshops für KMUs und einem speziellen Programm für Jugendliche. Darüber hinaus stehen Digitalisierungsthemen im Zentrum, welche im Rahmen von Plenardiskussionen erörtert werden.

Sisulu rief bei ihrer Auftaktrede auch zu einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den afrikanischen Ländern auf, um den Tourismus auf dem Kontinent voranzubringen - insbesondere auch im Hinblick auf Inlands- und Regionalreisen. «Wenn wir Geschäfte machen, müssen wir daran denken, dass unser Kontinent auch unser eigener Markt ist», erklärte sie, «alle Länder Afrikas haben das Potenzial für ein Wachstum des Inlandstourismus. Der innerkontinentale Tourismus, der von den schnell wachsenden Volkswirtschaften und der wachsenden Mittelschicht Afrikas ausgeht, ist eine Chance, die nur darauf wartet, erkundet zu werden. Wir brauchen eine bessere Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern, um dies zu erreichen.»

Der Hintergrund dieser Bemerkungen ist klar: In den letzten zwei Jahren musste sich Südafrika auf inländische Besucher konzentrieren, um sich über Wasser zu halten. Das Potenzial des regionalen Tourismus wurde erkannt. Doch auf die wichtigen Besucher aus Übersee kann und will Südafrika natürlich nicht verzichten. Jetzt, wo endlich auch ausländische Touristen wieder kommen, muss das internationale Destinationsmarketing wieder aufgenommen werden. Die vor Ort befindlichen (Schweizer) Reiseveranstalter spielen hier auch eine wesentliche Rolle. Sie werden die neuen Produkte in die Welt hinaustragen, vor allem aber auch die Botschaft, dass Afrika wieder gut bereist werden kann.

Die Nachfrage steigt jedenfalls bereits wieder klar an. Nach Angaben der WTO (UN-Welttourismusorganisation) empfing der Kontinent Afrika im Jahr 2021 rund 18,5 Millionen ausländische Reisende, gegenüber 16,2 Millionen im Jahr 2020. Davon reisten 6,1 Millionen nach Nordafrika und 12,3 Millionen in die afrikanischen Länder südlich der Sahara. Darüber hinaus zeigte die WTO, dass der Januar 2022 einen Anstieg der internationalen Touristenankünfte um 51 Prozent gegenüber dem Januar 2021 verzeichnete.

Laut Sisulu hat Afrika jedoch weiterhin mit zahlreichen Hindernissen für das Tourismuswachstum zu kämpfen - unter anderem die schlechte Strasseninfrastruktur zwischen grossen Städten, der begrenzte Luftverkehr und teils noch strenge Einwanderungsbestimmungen. Daran gelte es zu arbeiten. Das grosse Ziel der Aussteller ist derweil klar: Die Indaba wird genutzt, um die neuen touristischen Produkte und Attraktionen zu präsentieren, die bereits vorhanden oder auch noch in Planung sind. Die (süd)afrikanische Tourismusbranche muss die Gelegenheit beim Schopf packen, ihr Geschäft den internationalen Einkäufern wieder live vorzustellen. Der Tourismussektor musste in den letzten zwei Jahren untendurch, habe aber auch «hart gearbeitet, um sicherzustellen, dass man bereit ist, internationale Touristen wieder willkommen zu heissen, und zwar mit all den neuen Gesundheits- und Sicherheitsprotokollen, die wir jetzt alle einhalten müssen», wie es Ravi Pillay, der Minister für Wirtschaftsentwicklung der Provinz KwaZulu-Natal, formulierte.

Das diesjährige Thema der Indaba lautet übrigens «Africa's Stories, Your Success». Dazu Tourismusministerin Sisulu: «Wenn wir anfangen, unsere eigene Geschichte als Kontinent zu erzählen, machen wir uns auf den Weg, die Wahrnehmung von Afrika zu verändern.» Videoimpressionen zur Indaba 2022 gibt es nachfolgend.

(JCR)