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Nach drei Jahren Bauzeit ist die Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein nun seit dem 22. April eröffnet. Bilder: zVg

Landesgartenschau als Besuchsmagnet auch für Schweizer Gäste

Ab Basel sind es nur zwanzig Autominuten: Die 29. Baden-Württembergische Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein ist am 22. April gestartet und bis zum 3. Oktober geöffnet. Die Veranstalter rechnen mit zehntausenden Gästen aus der Schweiz.

«Stadt.Land.Fluss – weil es uns zusammenbringt» lautet das Motto der 29. Baden-Württembergischen Landesgartenschau. Am 22. April wurde die Gartenschau eröffnet. Zwölf Jahre, nachdem die Stadt Neuenburg am Rhein den Zuschlag erhalten hatte, und nach drei Jahren Bauzeit. Einer der Festredner bei der Eröffnungsfeier war der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, der erste Grüne, der in Deutschland ein solches Amt bekleidet.

Landesgartenschauen haben in dem Bundesland seit mehr als vierzig Jahren Tradition. Sie seien «Teil der Erfolgsgeschichte Baden-Württembergs», sagte Kretschmann. «Sie bieten die einzigartige Chance, die Natur zurück in die Stadt zu holen. Denn wir brauchen in unseren Städten mehr Natur, mehr Artenvielfalt und mehr Räume zum Durchatmen.»

Neues Naherholungsgebiet

Als sich Neuenburg am Rhein um die 29. Ausgabe bewarb, ging es der Stadt tatsächlich nicht nur darum, ein 164-tägiges Sommerfest auszurichten. Es ging darum, ein neues Naherholungsgebiet zu schaffen. Die Planung der Gartenschau war für Bürgermeister Joachim Schuster gleichzeitig ein zentrales Element der Stadtplanung. «Eine Stadt geht zum Rhein», laute die Devise, sagte Schuster bei der Eröffnung, und sie sei zu einem bestimmenden Faktor seiner Amtszeit geworden. Das ist beachtlich, denn der 66-Jährige ist seit vollen 31 Jahren Bürgermeister. Er verspricht, dass das Gelände der Gartenschau «für die Naherholung bestehen bleibt – für immer!»

Das 23 Hektar grosse Parkgelände führt die Stadt Neuenburg am Rhein mit ihren 13'000 Einwohnern wieder an den Fluss heran. Denn die Stadt war mit einer besonderen Situation konfrontiert: Nach Gewässerregulierungen lag sie erstens, trotz ihres Namens, nicht mehr am Rhein, sondern 800 Meter davon entfernt. Und zweitens werden Stadt und Fluss zusätzlich durch die Autobahn voneinander getrennt.

Drei Nationen, ein Fluss

Die Landesgartenschau versteht sich als trinationale Veranstaltung, denn die Grenze zu Frankreich verläuft direkt im Rhein, jene zur Schweiz ist nur 25 km entfernt. Deshalb drückte Bürgermeister Schuster in seiner Eröffnungsrede seine Freude darüber aus, «dass unsere Nachbarländer Schweiz und Frankreich sich bei uns einbringen. Im Zähringergarten wird gemeinsame Geschichte lebendig, und das Elsass präsentiert sich erstmals mit einem eigenen Beitrag und einer Vielzahl von Veranstaltungen.»

Den zwölf Zähringerstädten, zu denen Neuenburg am Rhein gehört und von denen sechs – Bern, Burgdorf, Thun, Freiburg, Murten und das aargauische Rheinfelden – in der Schweiz liegen, ist der 4. Juni gewidmet. Unter dem Titel «Zwölf Städte – eine Geschichte» werden die Zähringerstädte «Einblick in ihre gemeinsame Vergangenheit geben», wie es im Programm heisst. Und in der Ausstellung «Kunsträume» werden Arbeiten von sieben zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus den drei Ländern präsentiert, deren Skulpturen, Objekte und Installationen künstlerische Kontraste zur Natur bilden, in die sie integriert sind.

Wie die Landesgartenschau selbst drückte auch die Eröffnungsfeier diesen länderverbindenden Gedanken aus. Die Eröffnung wurde von einem Deutschen, einem Elsässer und einem Schweizer moderiert, dem Basler Comedian und Moderator Joël von Mutzenbecher. Auch der Stadtammann von Rheinfelden, Franco Mazzi, hatte als Vertreter der Schweizer Zähringerstädte einen Auftritt.

Das Bestehende neu geordnet

Doch nicht immer war der Rhein ein völkerverbindendes Element gewesen. Davon zeugten umfangreiche Vorarbeiten, die geleistet werden mussten. Bevor das 23 Hektar grosse Terrain hergerichtet werden konnte, musste Neuenburg mit seiner Vergangenheit aufräumen: Wegen seiner Lage am Rhein und an der Grenze zum Elsass war es im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg stark in Kriegshandlungen verwickelt gewesen. Deshalb mussten vor Beginn der Arbeiten nicht weniger als sechs Tonnen Kampfmittel aus zwei Weltkriegen geboren und entsorgt werden.

Jetzt besticht die Landesgartenschau durch ihre Vielfalt. «Wir haben das Bestehende neu geordnet, für Mensch und Tier», freut sich Bürgermeister Schuster. Sorgfältig angelegte Blumenbeete wechseln sich ab mit naturbelassenen, üppigen Streuobstwiesen, ungemähten Blumenwiesen, Flächen mit Gestrüpp, Dickicht und Totholz. Das früher unzugängliche Rheinufer wurde neu gestaltet, ein Bach renaturiert. Der Fokus liegt auf Natur- und Artenschutz, Klimawandel, Bestandspflege, Habitate und Regionalität.

Die Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein dauert bis 3. Oktober und dürfte zum sommerlichen Besuchsmagneten werden. Sie ist sowohl mit dem Auto als auch mit dem ÖV leicht erreichbar. Erwartet werden bis zu 750‘000 Gäste, Zehntausende von ihnen auch aus der nahen Schweiz.

Weitere Infos: www.neuenburg2022.de

(-GEL)