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Palau ist ein Naturparadies und will es bleiben - und hat deshalb zum Tourismus-Restart nach der Pandemie ein spezielles Programm lanciert. Bild: AdobeStock

Palau belohnt nachhaltig Reisende mit besonderen Erlebnissen

Interessanter Ansatz: Wer sich aktiv für den Schutz und Erhalt des Inselparadieses im Pazifik einsetzt, erhält Zugang zu Orten und Erlebnissen, welche bisher nur für Einheimische möglich waren.

Kennen Sie Palau? Der Inselstaat im Pazifik zählt 356 Inseln und gerade mal 19'000 Einwohner; die Hauptstadt Ngerulmud ist mit weniger als 300 Einwohnern die bevölkerungsärmste Hauptstadt eines souveränen Staates weltweit. Bekannt sind die Eilande primär bei Tauchern, welche in Palau einige der besten Tauchgebiete der Welt vorfinden, allerdings eine nur sehr schwach ausgebaute touristische Infrastruktur.

Nun sorgt Palau aber in der Tourismuswelt für Aufsehen - mit der Lancierung der Umwelt-Initiative «Ol'au Palau» (in der palauischen Sprache bedeutet «Ol'au» eine Einladung zu sich). Hierbei handelt es sich um ein Modell, welches umweltbewusstes Verhalten von Touristen speziell belohnen soll, indem es diesen Zugang zu unberührten Orten gibt, welche «herkömmlichen» Touristen verwehrt bleiben. Oder anders ausgedrückt: Besucher können Punkte sammeln, wenn sie während ihres Aufenthalts ein verantwortungsvolles und regeneratives Verhalten an den Tag legen. Im Gegenzug können sie diese Punkte nutzen, um Zugang zu einzigartigen Erlebnissen zu erhalten, die Palau zu bieten hat. Besucher, die sich nicht beteiligen oder während ihres Aufenthalts nicht genügend Punkte sammeln, haben keinen Zugang zu diesen Erlebnissen.

Damit versucht Palau, beim touristischen Neustart nach der Pandemie - welche auch diesen abgelegenen Inselstaat nicht verschonte - gleich die Weichen für eine nachhaltige Tourismuszukunft zu stellen. Man darf nicht vergessen: Tourismus machte bis Pandemiebeginn rund 85 Prozent des BIP von Palau aus, weshalb die zwei Jahre Abschottung schmerzten. Doch nun will man nicht auf Teufel komm raus einfach Touristen ins Land holen, sondern baut auf die Erkenntnis, dass einem Grossteil der Reisenden durch Covid-19 bewusster geworden sei, wie umweltschädlich ihr Verhalten sein kann und dass sie sich deshalb verstärkt nach nachhaltige Ferienzielen umsehen.

(Text geht unter dem Video weiter)

Und wie sammelt man Punkte? Etwa, indem man den eigenen CO2-Fussabdruck mit Hilfe von Palaus erstem persönlichen CO2-Rechner ausgleicht, umweltfreundliche Sonnenschutzmittel verwendet oder Unternehmen bevorzugt, die ihre eigenen Auswirkungen auf Umwelt und Kultur nachweislich reduzieren. Empfohlen wird auch das Essen nachhaltig erzeugter lokaler Lebensmittel, die Teilnahme an regenerativen Tourismusprojekten, die Vermeidung von Einwegplastik und ein grundsätzliches Interesse an der biologischen Vielfalt und Kultur Palaus. Das alles wird über Fragebogen in der App «Ol'au Palau» abgefragt.

Das nachhaltige Verhalten wird belohnt, indem kulturelle Erfahrungen ermöglicht werden, die bislang nur Einheimischen vorbehalten waren. Zum Beispiele der Zugang zu unberührten Teilen von Insel, die bisher für Touristen nicht zugänglich waren, Begegnungen mit Dorf-Ältesten und Besichtigungen abgelegener historischer Stätten, Wanderungen abseits der ausgetretenen Pfade, Mittagessen mit Insel-Gemeinschaften, die Teilnahme an traditionellen Fischfang-Ausflügen an geheimen Orten, oder auch Schwimmen in versteckten Höhlen.

Angesichts der negativen ökologischen und kulturellen Auswirkungen des Tourismus, die weltweit ein Problem sind (im obigen Video wird das Beispiel der Maya Bay in Thailand benutzt), hofft Palau, dass das neue Programm anderen Ländern und Reisezielen als Vorbild dienen wird.

«Ol'au Palau» ist übrigens nur die neuste Naturschutz- und Kulturerhaltungsinitiative von Palau. Der Inselstaat ist in diesen Feldern schon lange aktiv und beherbergte etwa das erste Hai-Schutzgebiet der Welt, hatte die erste atomfreie Verfassung und war das erste Land, das ein Meeresschutzgebiet einrichtete, welches 100 Prozent seiner Hoheitsgewässer vor kommerzieller Fischerei schützt. Seit 2017 gibt es zudem die «Palau Pledge»: ein Einwanderungsgesetz, das von allen Besuchern verlangt, eine verbindliche Umweltverpflichtung gegenüber den Kindern Palaus zu unterzeichnen, welche bei der Ankunft in den Reisepass des Besuchers gestempelt wird. Dabei werden die Besucher über ihre potenziellen Auswirkungen auf die Umwelt und die Kultur Palaus aufgeklärt und erhalten Richtlinien, die helfen sollen, das Versprechen (englisch «pledge») während des Aufenthalts einzuhalten.

(JCR)