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London lockt wieder. Bild: AdobeStock

De Luxe London - Comeback der Themsestadt

Luxusinsider

Sämtliche Einreisehürden für Geimpfte sind gefallen und vor Ort erinnert so gut wie nichts mehr an eine Pandemie: London macht sich auf, seinen Platz unter den Top-Städtezielen der Welt wieder einzunehmen. Und es gibt reichlich Gründe, gleich dieses Jahr hin zu fahren: Events zum 70. Thronjubiläum der Queen, der nach fünf Jahren Restaurierung endlich wieder enthüllte Glockenturm von Big Ben und zahlreiche neue Luxushotels und Edel-Locations jeglicher Couleur. Das lässt sich ein LuxusInsider-Team natürlich nicht zweimal sagen ­– folgen Sie uns an die Themse!

Hotel-Tips

Great Scotland Yard Hotel, Whitehall

Nobel: Das Great Scotland Yard Hotel im Stadtteil Whitehall.

History, anyone? Die Geschichte des Hauses, das zur Unbound Collection by Hyatt gehört, ist absolut spannend und deren Umsetzung im Design erst recht. Von 1829 bis 1890 war das Gebäude mir der Adresse Great Scotland Yard 3-5 das Headquarter der Metropolitan Police. Aufregende Fälle wie die von Jack The Ripper wurden hier untersucht – und genau diese spannende Vergangenheit findet man in zahlreichen Design-Elementen in den Bars, Fluren, Zimmern und Suiten. So ist die Whisky-Bar Síbín in Anlehnung an Speakeasys hinter einer Fake-Tür verborgen, und die Bar 40 Elephants wurde nach einem Damen-Diebes-Syndikat benannt – als gläserne Porträts schauen die Langfingerinnen den Gästen heutzutage direkt in die Gläser. Auch in den 145 Zimmern und Suiten in sieben Kategorien wird das Krimi-Thema immer wieder in Details aufgegriffen. Wer ganz privat wohnen möchte, bucht The Townhouse (Foto). Das schmale, ans Hotel angedockte Haus erstreckt sich über vier Stockwerke und ist von Kopf bis Fuss edel eingerichtet. Zwei Schlafzimmer sind vorhanden, dazu eine Küche, ein Wohnzimmer, Badezimmer und ein eigener Eingang mit separater Adresse (1 Scotland Yard). Für die Gäste gibt es Goodies wie Fortnum & Mason Geschenkkorb, Airport-Transfer, Check-in im Haus sowie Frühstück und Mini-Bar inklusive. Tipp für Gourmets: Sterne-Koch Niklas Ekstedt betreibt im Hotel das Ekstedt at The Yard, in dem er ausschliesslich über offenem Feuer kocht. Und wer seinem Hund etwas gönnen möchte, meldet ihn zum Dog Afternoon Tea im The Parlour an. Das Menü liest sich jedenfalls vielversprechend… !

The Guardsman, Westminster

Na, wo ist denn der Eingang bloss? Wie ein Wohnhaus sieht das Mitgliedshotel von Preferred Hotels & Resorts von außen aus. Und das ist Absicht, denn The Guardsman möchte für seine Gäste ein «Home away from Home» sein – und macht dabei einen verdammt guten Job. Noch kein ganzes Jahr geöffnet ist das Guardsman, das in Laufweite zum Buckingham Palace liegt. In dieser Zeit hat es sich bereits einen guten Ruf erarbeitet und bietet Wohlfühl-Atmosphäre auf sehr hohem Niveau. Frühstück von 7 bis 10 Uhr? Gibt's hier nicht. Gegessen wird, wenn der Gast Hunger hat. Und wenn er zu einer Mahlzeit etwas möchte, was nicht auf der Karte steht, bekommt er auch das. Zimmer gibt es 53, dazu sechs Residences, die Suiten-Variante des Hauses. Die Einstiegskategorie Deluxe Room ist wirklich klein, aber dennoch äusserst funktional und edel ausgestattet. Anders sieht das Platzangebot bei den Residences aus: Ganz oben im 7. Stock befindet sich die Astor Residence mit 117 Quadratmetern, die kleinste ist die Copeland Residence mit immerhin 40 Quadratmetern. Alle Residences haben entweder einen Balkon oder eine Terrasse (Achtung: Die tiefer gelegenen sind teilweise von den höheren Stockwerken aus einsehbar!), fast alle verfügen über eine voll ausgestattete Küche. Wer vorab eine Einkaufsliste schickt, hat bei der Anreise einen vollen Kühlschrank. Im Bad duften Beauty-Produkte von der nachhaltigen Marke Noble Isle. Die Ingredienzien kommen von den britischen Inseln und aus Irland, die Flaschen sind zu 100 Prozent recyclebar.

The Guardsman im Stadtteil Westminster.

The Londoner, West End

The Londoner. Bild: Andrew Beasley

Wow, was ist denn das für ein cooles Riesengesi… «Herzlich willkommen! Kommen Sie, wir machen den Check-in hier auf der gemütlichen Couch ganz in Ruhe. Darf's ein Tee oder Kaffee sein?» Noch bevor man seinen ersten Gedanken beim Betreten des Fünf-Sterne-Hotels The Londoner zu Ende gedacht hat, umfangen einen die Wärme der Gas-Kamine und die herzliche Gastfreundschaft des Hotel-Teams (ja, auch wenn man inkognito unterwegs ist). Die zentrale Lage am Leicester Square ist nicht romantisch, aber ausgesprochen praktisch. Das Haus mit seinen 350 Zimmern ragt acht Stockwerke in die Höhe, weitere acht befinden sich unter der Erde. Es gibt sechs F&B Outlets und ein hübsches Spa mit privaten Cabanas und «Clean Eating»-Option. Ein Highlight ist die coole Rooftop Bar 8 mit offenem Feuer, einfahrbarem Dach und DJ-Sessions. Eine komplette Etage ist allein den Gästen vorbehalten: In der Residence gibt es kleine Bars und Lounges, eine Auswahl an Snacks und Drinks ist kostenlos. Das Interieur vom Design-Studio Yabu Pushelberg ist im gesamten Haus eine Augenweide: Überall bleibt das Auge an etwas Interessantem hängen, immer wieder entstehen Wow-Momente – ohne dabei jemals aufdringlich zu sein. Von den Regenschirmen mit Entengriff über die Kunst-Türspione im Fahrstuhl bis hin zu den spektakulären Event-Räumen mit Light Show gibt es reichlich Gründe, sich in das Hotel zu verlieben. Nur die lächerlich flachen Badewannen erwärmen weder Herz noch Hintern.

Die Newcomer

Wenn das Broadwick Soho Ende des Jahres eröffnet, will es Kreative aus aller Welt anlocken. Die Lage mitten im vibrierenden Szeneviertel Soho dürfte dazu ebenso beitragen wie das ganz und gar nicht alltägliche Interieur: Design-Guru Martin Brudnizki greift in Sachen Farben, Muster und Deko einmal mehr in die Vollen. Das in Privatbesitz befindliche Hotel bekommt 57 Zimmer, eine Bar und ein sizilianisches Restaurant. Eigentlicher USP: Die Seele Sohos, die im Konzept, in den Besitzern und dem Team steckt. One for the cool Kids!

Rendering des künftigen Broadwick Soho.

In bester Nachbarschaft mit dem Biltmore Mayfair und dem noch in Bau befindlichen The Chancery Rosewood begibt sich das Twenty Two am Grosvenor Square auf den Endspurt: Schon im April soll das 31-Zimmer-Hotel in einem historischen Gebäude aus der Edwardian Era eröffnen. Geplant sind neben den üppig dekorierten Zimmern und Suiten auch ein Restaurant mit moderner britischer Küche sowie ein Private Members Club. Motto des Hauses: Man möchte ein Ort sein, der sich der «Kunst des Abhängens» widmet. Count us in!

Rendering des The Twenty-Two.

Insider-Tipps

Donovan Bar, Brown's Hotel

Will man stilvoll gekleidete Londoner und schillerndes internationales Publikum beobachten, gehört die Donovan Bar im Brown's Hotel zu den Top-Adressen. Im Nobelviertel Mayfair gelegen feiert das Rocco Forte Haus in diesem Jahr sein 185. Jubiläum mit der neuen Cocktail-Karte «Once upon a Time», die von den seit jeher ein- und ausgehenden Stars und Sternchen inspiriert wurde. So schwärmt Barchef Federico von Kreationen, die Storys berühmter Gäste erzählen und Namen haben wie «The First Call», der an den ersten Telefonanruf Alexander Bells erinnert, der von diesem Hotel aus getätigt wurde. Oder «Speechless» (Foto), ein Drink zu Ehren der allerersten BAFTA Awards, die 1947 im Brown's Hotel stattfanden. Ebenfalls lecker: «Trust in me». Letzterer basiert auf Pisco – eine hochprozentige Hommage an die Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch. Denn genau hier hat Rudyard Kipling in den 60er Jahren sein berühmtes Werk begonnen. Vertrauuuu miiiir... nun ja, so in etwa wie der Hypnose-Blick der Python hat auch der Drink es in sich! Empfehlen Sie Ihren Kunden, vorm Bestellen doch ausnahmsweise mal auf den Preis zu schauen: Die Vintage Cocktails liegen zwischen 120 und 5500 Pfund – pro Drink. Kleiner Tipp: Reservieren Sie für Ihre Lieblingskunden den Naughty Corner. Wie es sich bei einem solchen Namen gehört, ist die kuschelige Nische mit frivol-fröhlichen Fotografien des namengebenden Künstlers Terence Donovan dekoriert und bietet damit ein anregendes Ambiente für etwas intimere Pläuschchen, bei denen man einander auch bei ausgebuchter Bar-Situation akustisch noch bestens versteht.

Der Speechless-Drink in der Donovan's Bar.

Pixaround

«Alle noch enger zusammenrücken… Warte, ich bin nicht im Bild! Mein Arm ist nicht lang genug.» Gruppenselfies können schnell mal zur Herausforderung werden – und das Ergebnis ist nicht immer entzückend. Alternativ muss jemand die Fotografen-Rolle übernehmen und ist dann selbst nicht im Bild. Hm. Die weitaus bessere Alternative: Pixaround. Das Unternehmen rund um die sympathische Gründerin Francesca Onidi vermittelt professionelle Fotografen in beliebten Reisezielen weltweit. Diese machen je nach Wunsch gestellte Aufnahmen vor Sehenswürdigkeiten, Schnappschüsse oder dokumentieren Aktivitäten und Erlebnisse in Bildern. Als Locals haben sie auch immer noch den ein oder anderen Tipp parat – fragen Sie in London nach James! Sexy ist das Arrangement auch für Reisebüros: Sie erhalten Provision, können Preise und Packages anbieten, die es auf der Endkunden-Website so nicht gibt und dürfen, wenn sie selbst ein Foto-Shooting buchen, die Bilder ohne Aufpreis für ihre Firmenwebsite oder Social Media nutzen.

Fotoshooting mit den Damen von LuxusInsider. Bild: Pixaround

Art Afternoon Tea, Rosewood London

Geschmacks-Abenteurer vor! Afternoon Tea mal ganz anders ist im schicken Mirror Room des Rosewood London angesagt. Zusätzlich zu Sandwiches und Scones kommen dort bunte Küchlein auf den Tisch, immer inspiriert von berühmten Künstlern. Für die aktuelle Edition hat sich Executive Pastry Chef Mark Perkins der Werke der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama angenommen. Schon die quietschgelbe Menü-Karte mit schwarzen Punkten (Kürbis-Look!) stimmt auf den Augen- und Gaumenschmaus ein. Wer mutig ist, wählt aus den Blue Teas, aber auch Tee-Klassiker sind reichlich vorhanden. Auf Wunsch wird auch ein Glas hochwertiger Champagner gereicht. Die traditionellen Scones werden begleitet von drei winzigen und recht bunten Kreationen, die mit den typischen Kusama-Pünktchen daherkommen. Bei der Erklärung des Kellners, welche Zutaten sich hinter den Pralinchen verstecken, sollte man genau hinhören, denn es sind viele und durchaus überraschende. Wer denkt, nach Sandwiches, Scones und Pralinen ist Schluss, der täuscht sich gewaltig: Zum Abschluss schickt Pastry-Chef Perkins noch kleine Kuchen (Foto) als wahre Farb-Explosionen an den Tisch. Auch hier gilt: Konsistenz und Geschmacksrichtungen sind ungewöhnlich, viel Spass machen sie aber in jedem Fall. Eine schöne Gelegenheit, mal aus der eigenen Geschmacks-Komfortzone zu treten.

Art Afternoon Tea im Rosewood Hotel London.

Aviary Rooftop Restaurant & Terrace Bar

Zugegeben, die Idee der gläsernen Iglus auf Rooftop Bars ist nicht ganz neu. Doch zum einen hatten internationale London-Besucher aufgrund der Reisebeschränkungen bisher kaum die Chance zum Austesten und zum anderen sind die muckelig beheizten Glaskugeln einfach ideal, um die Aussicht auch bei den erfrischenden Londoner Temperaturen zu geniessen. Neu ist aber das Thema im Aviary, und das dürfte aktuell vor allem Schwarzwäldern gut gefallen: Das fröhlich-grün-bunte Dschungelthema wurde in Kooperation mit Monkey 47 Gin gestaltet, und selbstredend orientiert sich auch die Getränkeauswahl an der heimischen Destillerie. An einem Samstagnachmittag einen Zeitslot bis zum Sonnenuntergang zu bekommen, ist nicht einfach und bedeutet, regelmässig die Online-Verfügbarkeit zu checken und für zwei Stunden einen Minimumverzehr von 200 Pfund hinzublättern. Was soll's, der Londoner oder besser gesagt die London-Girls tun einiges dafür, auch bei Temperaturen um die null Grad und eisigem Ostwind im Kleidchen ausgehen zu können. Die Iglus gibt es in verschiedenen Grössen von sechs bis acht Personen. Alle sind mit gemütlichen Lounge-Couches und -Chairs für Snacks & Drinks oder mit Esstisch und Stühlen für Lunch oder Dinner eingerichtet. Die grandiose Aussicht auf die City of London gibt's inklusive.

Die Dachterrasse des Aviary.

Das sagt die Branche

Weshalb sollte man anspruchsvollen Kunden jetzt London empfehlen?

«Die Anfragen nach Städtereisen nehmen endlich wieder zu, und besonders Trips nach London sind aktuell sehr gefragt. Grossbritannien war lange Zeit nur schwer zu erreichen, und die Sehnsucht nach London ist unter den Luxusreisenden gross. Die Hotels bieten aktuell sehr gute Angebote, und die Stadt ist immer noch nicht besonders stark frequentiert, so dass ein Besuch zum jetzigen Zeitpunkt noch viel entspannter und exklusiver genossen werden kann. Wenn nicht jetzt, wann dann? We are London Fans!»

Florian Fohs, Senior Traveldesigner bei Roman Traveldesign

Fazit

London hat wieder Oberwasser – und ist dabei kosmopolitisch und sympathisch wie eh und je. Flüge gibt's aktuell zum Schnäppchenpreis, dafür langen die Hotels kräftig zu. «Dank» Brexit und Pandemie haben Hotellerie und Gastronomie Personal-Engpässe, das bleibt dem anspruchsvollen Gast nicht verborgen. Darüber hinaus lebt die Stadt bis auf wenige Ausnahmen, etwa im öffentlichen Nahverkehr, mit Begeisterung Normalität. Bye-bye Maske, hello City Trip!

(Text: Melanie Haaß, Iris M. Köpke, Cathrin Lührs)

Strassenszene in Notting Hill. Bild: AdobeStock