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Die «Grand Prismatic Spring» im Yellowstone-Nationalpark ist die grösste Thermalquelle der USA und die drittgrösste der Erde. Bild: Missmushroom

Der Yellowstone-Nationalpark ist 150 Jahre alt

Am 1. März 1872 erklärt der US-Kongress das riesige Gebiet um den Yellowstone-Fluss zum Nationalpark. Seither lockt er Millionen Menschen aus aller Welt.

Wilde Tiere, brodelnde Geysire, reissende Wasserfälle, tiefe Schluchten und ein riesiges unterirdisches Vulkansystem - der Nationalpark Yellowstone war bereits einzigartig, als er am 1. März 1872 als weltweit erster seiner Art eröffnet wurde. Der Park, der zu 96 Prozent in Wyoming, zu 3 Prozent in Montana und zu 1 Prozent in Idaho liegt, feiert in diesem Jahr einen wichtigen Meilenstein.

Im Jahr 1872 war es der damalige US-Präsident Ulysses S. Grant, der über den Schutz der heute knapp 9000 Quadratkilometer verfügte. Der Park «wird hiermit ausgeschlossen und von der Besiedlung, Besetzung oder dem Verkauf nach den Gesetzen der Vereinigten Staaten und als öffentlicher Park oder Vergnügungsgelände zum Nutzen und Vergnügen der Menschen gewidmet», hiess es in der gesetzlichen Vorlage.

Die Geschichte des Nationalparks beginnt jedoch schon lange vor 1872, und er war nicht so unberührt, wie viele Menschen vielleicht denken. Einige der modernen Pfade, die von Wanderern in Yellowstone frequentiert werden, gelten als Relikte indigener Korridore, die bis vor etwa 12'000 Jahren zurückreichen. Die Stämme Blackfoot, Absarokee, Bannock und Shoshone sollen das Land erforscht und genutzt haben. Sie jagten, fischten, sammelten Pflanzen und nutzten das Thermalwasser für religiöse und medizinische Zwecke. Doch während Ureinwohner im Gleichgewicht mit dem Land lebten, begannen Wellen der US-Expansion nach Westen, die Wildnisgebiete im ganzen Westen unter Druck zu setzen.

Anfang des 19. Jahrhunderts begannen die Europäer die Gegend des heutigen Yellowstone zu erkunden und die erste organisierte Expedition betrat das Gebiet im Jahr 1870. Nur zwei Jahre später wurde Yellowstone offiziell gegründet. Die Schaffung von Yellowstone war ein Wendepunkt und ein Trendsetter. Er trug dazu bei, dass weitere US-Nationalparks gegründet wurden, darunter die kalifornischen Nationalparks Sequoia und Yosemite im Jahr 1890. Heute gibt es 63 Nationalparks, der jüngste wurde im Dezember 2020 in die Liste aufgenommen, der New River George.

Das Stück Land ist wahrlich besonders. Der Nationalpark ist Kern eines grösseren Ökosystems - nach Angaben des Parks eines der grössten nahezu intakten der Welt. Magma unter der Oberfläche sorgt für eine der aktivsten und vielfältigsten Landschaften an geothermalen Quellen. Die Hälfte aller aktiven Geysire der Erde befinde sich befinde sich im Yellowstone. Hinzu kommen viele wilde Tiere: Grizzly- und Schwarzbären, Wölfe, Bisons, Koyoten, Adler oder Berglöwen. Daneben gibt es noch 25 historisch-kulturelle Stätten.

Aktivitäten im Nationalpark

Der Aufenthalt in der Natur soll auf den Menschen beruhigend wirken. Daher bietet der Yellowstone Nationalpark auch ein breites Programm für seine Besucher. Vom Kajakfahren über Fliegenfischen im Yellowstone River, Klettern, Reiten, Wandern, einfach Tiere beobachten oder die Teilnahme an einem informativen «Ranger Walk» gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Outdoor-Triebe zu befriedigen. Nur, die wenigsten tun es tatsächlich. Angeblich sollen rund 80 Prozent der Yellowstone-Besucher sich nie länger als zehn bis fünfzehn Minuten von ihrem Fahrzeug entfernen.

Für Cameron Sholly, den Leiter des Yellowstone Nationalparks, steht jedenfalls fest: «Dieses Jubiläum der ersten 150 Jahre wollen wir nutzen, um aus der Geschichte zu lernen und uns noch mehr anzustrengen, dieses einzigartige Ökosystem auch für die Zukunft zu bewahren.»

Die Wahrscheinlichkeit, im Lamar Valley Bisons zu sichten, ist für Besucher des Yellowstone-Nationalparks sehr hoch. Bild: Yellowstone National Park

Zum 150-jährigen Bestehen kündigte der Parkleiter eine Reihe von Veranstaltungen und Projekte bis in den Herbst hinein an – unter Einbeziehung der lokalen indigenen Bevölkerung. So soll im August ein Tipi-Dorf auf dem Gelände errichtet werden, wo Stammesmitglieder direkt mit Besuchern über ihre Kulturen und ihr Erbe sprechen werden.

Yelloswtone versucht die Natur unberührt zu lassen, aber gleichzeitig allen zugänglich zu machen. Doch eine der grössten Gefahren für den Planeten ist auch die grösste für den Park. «Der Klimawandel ist ganz klar die wahrscheinlich grösste Einzelbedrohung für Yellowstone und unsere Fähigkeit, Arten zu schützen und ihnen dabei zu helfen, sich anzupassen», so Cameron Sholly. Der Kampf gegen die Klimakatastrophe – in Wyoming wird er auch zum Kampf für einen der ältesten Nationalparks der Welt.

(TN)