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De Luxe Madrid sieht sich als neue «Capital del Lujo»
Jean-Claude RaemyWelche Stadt würden Sie empfehlen, wenn man Ihnen als Wunsch die Begriffe «Städtereise» und «Luxus» vorgibt? Paris? Mailand? Vielleicht auch New York? Warum nicht Madrid? Die spanische Hauptstadt setzt ganz klar auf den Luxus-Städtereisenmarkt und möchte in diesem Segment verstärkt «top of the mind» sein. So sehr, dass 2021 die behördliche Initiative «Madrid Capital del Lujo» (Spanisch für «Madrid, Hauptstadt des Luxus») lanciert wurde. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, welche unter der Schirmherrschaft des Innenministeriums der spanischen Regierung arbeitet. Das Ziel: Sämtliche vom Luxussektor abgedeckten Sektoren zu vereinen.
Im touristischen Bereich wurde am 28. Juli 2021 erstmals der «Madrid Luxury Summit» abgehalten. Dabei wurden ebenfalls branchenübergreifend Themen aufgegriffen, wobei dem Tourismus besonderer Stellenwert eingeräumt wurde und im Rahmen eines Panels der Frage nachgegangen wurde, wie man den Luxustourismus in bzw. nach Madrid stärken könnte. Ganz neu sind die Initiativen nicht: Bereits 2016 hatte die «Financial Times» einen Luxusgipfel in Madrid abgehalten, und 2019 fand auch bereits ein «Luxury Spain Summit» stand. Das unterstreicht jedoch nur, wie Spanien allgemein und Madrid im Besonderen ihre herausragende Stellung im Luxusbereich in einem gemeinsamen Projekt zwischen Behörden und nationalen sowie internationalen Unternehmen und Marken hervorheben will. Das Ziel? Den Luxussektor deutlich vergrössern, Arbeitsplätze schaffen, das Image der Stadt verbessern und mehr Qualitätstourismus anziehen.
Was hat Madrid diesbezüglich denn in die Waagschale zu werfen? Sabine Schwanz, Director of Travel Trade & Connectivity des Fremdenverkehrsamts Madrid, präsentierte die Vorteile der spanischen Metropole jüngst auf dem Tourspain-Workshop in Zürich und hielt dabei fest: «Was Madrid besonders auszeichnet ist dessen Persönlichkeit. Die Energie der Stadt zieht alle Besucher in ihren Bann. Die Vorliebe für das Leben im Freien verleiht ihr eine fantastische, lebendige Atmosphäre; die Einheimischen sind lebenslustig und kosmopolitisch und die Stadt schläft nie. Darüber hinaus ist Madrid auch sehr sicher und willkommend.» So könnten sich Besucher schnell wie «Madrileños» fühlen.
Ein Stadtzentrum allerhöchster Güte
Doch womit zieht Madrid insbesondere eine anspruchsvolle Klientel an? Zum einen wird das Angebot für Luxusreisende fortwährend ausgebaut. Hochkarätige Hotelmarken wie Four Seasons, Mandarin Oriental, Rosewood, JW Marriott, Edition oder Thompson haben jüngst neue Hotels in der Stadt eröffnet oder werden dies in Kürze tun. Dazu gibt es seit Ende 2020 mit der Galeria Canalejas ein neues Luxus-Shoppingcenter im Herzen der Stadt: Dieses ist im Palacio de la Equitativa untergebracht (wo auch das Four Seasons zu finden ist) und bietet mehr als 40 Boutiquen für Mode, Accessoires, Parfums, Schmuck, Uhren und mehr. Hier findet man Geschäfte der Nobelmarken Hermès oder Cartier, aber auch einen grossen, mondänen Food Court der Extraklasse. Weitere Geschäfte kommen im Verlauf von 2022 hinzu.
Natürlich verfügt Madrid auch über ein «Madrid Luxury District». Dieses liegt im Barrio de Salamanca im Herzen der Stadt. Hier finden sich entlang der «Goldenen Meile» Ableger aller wichtigen und bekannten Luxusmarken der Welt. Die reiche Geschichte von Design und Handwerk wird deutlich anhand von Strassennamen wie Bordadores (Stickerinnen), Cuchilleros (Messerschmiede), Botoneras (Knopffabrikanten) oder Tintoreros (Färber); einige der Läden sind immer noch am selben Ort wie vor Jahrhunderten.
Es ist aber nicht nur eine Shoppingmeile. Hier findet man auch den «Paseo del Prado» und den Park «Buen Retiro», welche 2021 gemeinsam als Weltkulturerbe der Unesco ausgezeichnet wurden. Es handelt sich um eine Kulturlandschaft, deren Ausgangspunkt der seit dem 16. Jahrhundert bestehende, von Bäumen gesäumte «Paseo del Prado» ist, ein Prototyp der spanischen Alameda. Hier findet man die berühmten Brunnen Fuente de Apolo, Fuente de Neptuno sowie die Fuente de Cibeles, ein Wahrzeichen der Stadt. Vor allem ist das Quartier wunderschön, mit zahlreichen repräsentativen Gebäuden aus der Blütezeit des spanischen Reiches und der 120 Hektar grossen Gartenanlage Jardines del Buen Retiro («Garten des angenehmen Rückzugs»), einem Überbleibsel des Buen-Retiro-Palastes aus dem 17. Jahrhundert.
Nichtg zuletzt geht Luxus oft mit Kultur einher. Und davon hat Madrid eine Menge zu bieten. Nahe beieinander an der Westseite des Buen Retiro findet man entlang dem Paseo del Arte («Kunstweg») Museen von Weltrang, etwa das Museo Nacional del Prado, das Museo Nacional Thyssen-Bornemisza oder das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia. Steht Ihnen der Sinn nach Velázquez, Goya, Picasso, Dalí, Rubens oder Rembrandt, sind Sie hier also goldrichtig; die Sammlung von Letzterem wurde übrigens erst kürzlich erweitert. Vor kurzem wurde zudem der prächtige Palacio de Liria, die Residenz des Hauses Alba in Madrid, für öffentliche Besichtigungen und besondere private Veranstaltungen dem Publikum geöffnet.
Viel Grün unter dem freien Himmel
Das Herz der Stadt ist aufgrund der regelmässigen Strassenanordnung im Rastermuster und der einheitlichen Architektur der Gebäude ein städtebauliches Kunstwerk wie Paris, doch es erneuert sich ständig. In den letzten Jahren hat Madrid seine öffentlichen Aussenbereiche erweitert, damit Einwohner und Besucher weiterhin die Strassen und Veranstaltungen unter freiem Himmel geniessen können. Zu den städtebaulichen Verbesserungen gehört etwa die Verbreiterung der Trottoirs auf der Gran Vía, welche vom Stadtzentrum am Palacio Real de Madrid vorbei bis hin zum wunderschönen Madrid Río Park führt. Um die vorhin erwähnte Plaza de Canalejas wurde eine Fussgängerzone geschaffen. Darüber hinaus präsentiert sich die Plaza de España, der berühmte Platz mit dem markanten Denkmal von Cervantes, nach Jahren der Umgestaltung jetzt in neuem, modernem Kleid.
Madrid ist auch erstaunlich grün. Über 55 Prozent der Strassen in der spanischen Hauptstadt sind von Bäumen gesäumt - 210 verschiedene Arten und fast 300'000 Bäume insgesamt. In Madrid soll der Mensch an erster Stelle stehen, heisst es, welshalb es eben viele Grünanlagen und Bäume gibt, viele Fussgängerzonen und umweltfreundliche Verkehrsmittel als Transportalternativen. Deshalb bietet Madrid wunderbare Räume zum herzhaft Schlendern.
Herzhaft Schlemmen kann man übrigens auch. Nicht weniger als zwanzig Restaurants in Madrid haben mindestens einen Michelin-Stern. Besonders berühmt sind beispielsweise Küchenchef Dabiz Muñoz, der das mit drei Sternen ausgezeichnete DiverXO führt, oder Rodrigo de la Calle, dessen Restaurant El Invernadero nicht nur einen Michelin-Stern, sondern auch einen «Green Star» hat, eine Auszeichnung, welche Michelin an Restaurants verleiht, die sich für eine nachhaltigere Gastronomie einsetzen. Übrigens: Die seit 1725 bestehende Casa Botín ist laut dem Guinness World Records das älteste Restaurant der Welt.
Kurz: In den letzten Jahren hat Madrid internationale Anerkennung für seine freundliche, offene Art und den lebensfrohen Lebensstil, verbunden mit unvergleichlichen Kultur- und Freizeitangeboten gewonnen. Gepaart mit dem meist sonnigen Wetter und dem grossen Angebot im Premium-Bereich überzeugt Madrid somit selbst anspruchsvollste Besucher.