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Der europäische Tourismussektor wünscht sich mehr Covid-Koordination
In den vergangenen Wochen war Europa wieder fest im Griff der Pandemie, infolge einem sprunghaften Anstieg der Covid-Fälle, hierbei vor allem der neuesten und hochgradig übertragbaren Variante Omikron. Die panischen Reaktionen der Regierungen hüben wie drüben blieben nicht aus und haben, wie bereits zum selben Zeitpunkt im Vorjahr, zu einem Quasi-Stillstand der Reisetätigkeit geführt. Nun haben die grossen Verbände genug: Mehrere europäische Tourismusorganisationen, angeführt von der europäischen Reisebüro- und TO-Vereinigung ECTAA (in welcher auch der Schweizer Reise-Verband SRV Mitglied ist), haben die Regierungen auf dem gesamten Kontinent (erneut) aufgefordert, die Reisevorschriften anzugleichen, um einen Flickenteppich von Regelungen zu vermeiden.
Reisende und Unternehmen brauchen einen stabilen und kohärenten europäischen Rahmen, um wieder reisen zu können und sich sicher auf den Frühling vorzubereiten, hiess es in einer Mitteilung. Während die Europäische Kommission im Dezember ankündigte, dass das digitale Covid-Zertifikat (DCC) in der EU neun Monate lang ohne Auffrischungsimpfung gültig sein würde, beschlossen mehrere EU-Länder - darunter Frankreich, Italien, Dänemark und Malta -, die Gültigkeit der Impfpässe für den nationalen Gebrauch auf sieben oder drei Monate zu verkürzen. Eine Reihe von Ländern hat ausserdem zusätzliche Testanforderungen eingeführt, die für geimpfte/aufgefrischte EU-Reisende gelten, was den aktuellen Empfehlungen des Europäischen Rates zuwiderläuft.
«So nicht», lautet das Fazit der Verbände, die sich besorgt über den neuerlichen Flickenteppich von Vorschriften in ganz Europa zeigen. Die Reisebranche als Ganzes unterstütze die Europäische Kommission, der zufolge eine harmonisierte Gültigkeitsdauer für das DCC «eine Notwendigkeit für die sichere Personen-Freizügigkeit und die Koordinierung auf EU-Ebene» ist. Die Kommission empfiehlt nämlich, dass die EU-Mitgliedstaaten für Reisen innerhalb der EU und auf nationaler Ebene dieselbe Gültigkeitsdauer des DCC anwenden, doch die Diskrepanzen dazu sind eklatant.
Ebenso sollten sich die Staaten an die Empfehlungen des Rates halten, die von Zeit zu Zeit vereinbart und aktualisiert werden, damit Reisen zwischen den Mitgliedstaaten in der gesamten EU jederzeit zu gleichen Bedingungen möglich sind.
Erholung vor 2023 unwahrscheinlich
Die Verbände halten ausserdem fest, dass die Covid-19-Pandemie zur grössten globalen Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg geführt habe. Die Daten zeigen, dass die Wirtschaft der EU von 2019 bis heute im Vergleich zu den Vereinigten Staaten und China unterdurchschnittlich abschneidet, wobei Prognosen bestätigen, dass eine Erholung vor 2023 unwahrscheinlich ist. Die südeuropäischen Länder sind besonders betroffen, und zweifellos hat es die Reise- und Tourismusbranche härter getroffen als andere.
Obwohl die Pandemie bereits seit zwei Jahren wütet, handeln mehrere EU-Mitgliedstaaten weiterhin unilateral, indem sie eine andere Gültigkeitsdauer des DCC sowie abweichende Vorschriften für Kinder und junge Erwachsene unter 18 Jahren erlassen. Dies wirke sich unmittelbar auf Familien aus, die in den Winterferien und später im Frühjahr verreisen wollen, bzw. auf die Planung künftiger Reisen und Ferienbuchungen von Einzelreisenden und Unternehmen.
Unterzeichner dieses europaweiten Appells sind nebst der ECTAA auch Organisationen wie Airlines for Europe (A4E), ACI Europe, Cruise Lines International Association (CLIA), die European Regions Airline Association, ETOA und die European Travel Retail Confederation. Diese halten zuletzt noch fest, dass Verkehrs- und Tourismusbranche die Buchungsraten immer noch mindestens 30 Prozent unter dem Niveau von 2021 liegen. Es bleibt zu hoffen, dass ihre Anliegen erhört werden.