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Der Vulkan Popocatépetl ist mit 5465 Meter der zweithöchste Berg in Mexiko. Bilder: AAA

Hasta luego México!

Alexandra Almeida

Die Corona-Krise hat uns alle hart getroffen und die meisten Menschen am Boden festgehalten. Der Wunsch zu verreisen war gross, so habe ich mich entschlossen nach Mexiko zu fliegen. Mexico City, Puebla, Tulum, Valladolid, Holbox: Hier war ich unterwegs.

Das Jahr neigte sich dem Ende zu und ich war äusserst froh darüber, denn bald würden wir unsere kurze Mexiko Reise antreten. Aber so wie die Infektionszahlen, ist auch meine Ungewissheit gestiegen, denn für die Einreise über die USA, sollten wir einen negativen Covid-Test vorweisen. Eine grosse Erleichterung und ein richtiges Feriengefühl hatten wir erst, als das negative Ergebnis per E-Mail eintraf, also 24 Stunden vor der Reise. Das Programm an jenem Abend: Koffer packen!

Die Millionenstadt Mexico City

Trotz der noch recht neuen Omikron-Variante im Dezember, war die Tripple Seven von der Swiss voll. Bereits beim Check-In wurden unsere Covid-Zertifikate kontrolliert. Wir hoben vom Flughafen Zürich ab und landeten nach knapp zehn Stunden in Chicago und nach weiteren viereinhalb Stunden in der Mega-Stadt Mexico City.

Ich war schon lange nicht an einem Ort, wo mir praktisch keine Touristen aufgefallen sind. Die Stadt ist riesig, hat viel zu bieten und hat mich zudem überrascht: die Strassen waren trotz der Menschenmengen äusserst sauber. Den Smog kann man jedoch nicht übersehen. Am besten ersichtlich ist er vom 44-stöckiger Wolkenkratzer aus, die «Torre Latinoamericana». Glück hatten wir ausserdem mit dem Wetter. Ende Dezember, immer sonnig und tagsüber 25 Grad Celsius. Perfekt um die Stadt zu Fuss zu erkunden.

Klischeehaft, aber wahr: Die Taco-Stände sind in der Stadt überall aufgestellt, gefolgt von einer Schlange, egal um welche Zeit. Dass ich in Mexiko Tacos essen würde, war ja klar. Übrigens waren diese Weltklasse und nur 20 Pesos pro Stück (knapp ein Franken). Als Vegetarier findet man auch immer etwas leckeres zum Essen. Mexico City hat sehr schöne Viertel, wie zum Beispiel das farbenfrohe Coyoacan, in dem Frida Kahlo gelebt hat oder Colonia Roma, eines der hippsten Viertel der Stadt. Besonders imposant ist Teotihuacan, eine der bedeutendsten archäologischen Stätten der Welt, etwa 50 Kilometer von Mexico City entfernt. Die Riesenstadt beeindruckt mit ihrer Sonnen- sowie Mondpyramide. Kleiner Tipp: Kurz vor 9 Uhr anstehen lohnt sich, um den Touristenmassen zu entgehen.

Ganz schön bunt in Puebla

Nächster Halt: Puebla. Unterwegs waren wir hauptsächlich mit dem ADO Bus oder mit Uber. Beide Varianten sind äusserst sicher, zuverlässig und zudem günstig. Als wir mit dem ADO-Bus den Pass Richtung Puebla hinauffuhren und Mexico City hinter uns liessen, bemerkten wir sofort eine klare und saubere Luft. Ein Blick nach Hinten reichte, um dies zu bestätigen: die Stadt war nicht mehr zu sehen, sondern nur eine dicke weisse Smogschicht.

Nach einer zweistündigen Busfahrt erreichten wir dann auch schon die Stadt Puebla. Puebla liegt in 2100 Meter Höhe und wird von insgesamt vier Vulkanen umgeben. Einer davon, der Popocatépetl – Einheimische nennen ihn kurz «Popo», kann man von Cholula, eine Kleinstadt nur 20 Minuten mit dem Auto von Puebla entfernt, aus besonders gut sehen. Obwohl Puebla zu den grössten Städten Mexikos gehört, war das Gefühl ganz anders als in der mexikanischen Hauptstadt. Keine riesigen Hochhäuser, die Menschen wirkten viel weniger gestresst und die Luft war sauberer.

Wirtschaftlich gesehen ist Puebla eine besonders starke Region: Die Stadt ist ein Zentrum der Landwirtschaft, der Industrie und des Tourismus. Einer der grössten Arbeitgeber der Stadt ist beispielsweise die Volkswagen AG. Puebla ist ein Mix aus altem, authentischem Mexiko und neuem, modernem Mexiko. Die alten Gebäude aus der Kolonialzeit, vermischt mit hellblauen, lila, gelben und roten Gebäuden: hier ist Mexiko lebendig und bunt. Und so kamen mir endlich die typischen «Mexican vibes».

Im historischen Zentrum der Stadt, befindet sich das Künstlerviertel «Barrio del Artista», in dem sich Künstlerinnen und Künstler treffen, ihre Werke kreieren und ausstellen. Eine stilvolle und gemütliche Strasse mit einer beruhigenden Stimmung. Kommen wir nun zu der kulinarischen Spezialität von Puebla: das berühmte Mole Poblano. Mole heisst übersetzt Sauce, und Poblano bezieht sich auf eine milde Chilisorte, das ursprünglich aus Puebla stammt. Klingt doch recht simpel, ist es aber nicht. Zur Zubereitung einer Mole Poblano werden zwischen 35 bis 75 verschiedene Zutaten benötigt. Dazu gehören unter anderem verschiedene Chilisorten, Nüsse, Samen, diverse Gewürze und Schokolade. Dieses Gericht muss man unbedingt probiert haben.  

Tulum, die Maya Stadt an der Karibik

Nach der Entdeckung zwei grosser und vielfältigen Städte, hoben wir vom Flughafen Puebla ab. Nach zwei Stunden landeten wir in Cancun. Weiter ging es in einer zweistündigen Busfahrt nach Tulum an die Riviera Maya.

Tulum ist das Ibiza Mexikos. Dies haben wir nicht nur mehrmals gehört, sondern auch gleich am ersten Abend festgestellt. Alle Lokalen sind hipp und vermitteln ein tropisches Feeling mit den vielen Pflanzen und schummrigen Lichtern. Alles hat zueinander gepasst. Aber ich fragte mich trotzdem: Wo bleiben die Mexikaner? Der Szenenwechsel war extrem. Da waren also die Touristen, die wir in der letzten Woche nicht gesehen haben. Verständlich bei den traumhaften karibischen Stränden in Tulum! Weisser Sand, türkisblaues Wasser und Palmen. An der Playa Paraiso verbrachten wir die nächsten Tage.

Da Uber in Tulum nicht vertreten ist, waren wir mit dem Taxi unterwegs. Da fiel mir auf wie kompliziert und mühsam das Verhandeln ist. Ich muss aber gestehen, dass die Taxifahrten viel angenehmer waren. Die Fahrer sind gesprächig und haben viel wissen zum Vermitteln. Wir konnten einige Mayas kennenlernen und spannendes über sie erfahren.
Direkt am Strand liegen die Ruinen von Tulum mit Blick auf das strahlend blaue Karibische Meer und sie sind einer der beliebtesten Aktivitäten vor Ort. Besonders eindrucksvoll neben der Lage ist vor allem der Templo del Viento (Windtempel), das am meisten fotografierte Gebäude der Ruinen von Tulum.

Die ganze Halbinsel Yucatán besteht aus porösem Kalkstein, welcher keine Flüsse oder Seen auf der Oberfläche zulässt. Daher wird die Region von Yucatán von einem weitläufigen, unterirdischen Wassersystem durchzogen und es formen sich die in Mexiko als Cenote bezeichneten Wasserlöcher und unterirdische Kalksteinhöhlen. Die Cenoten wurden von den Mayas als Wasserquelle benutzt, aber auch als heiligen Ort verehrt.

Die Halbinsel Yucatán hat Tausende von Cenotes. Wir haben uns dazu entschieden den Cenote «Sistema dos ojos» zu besuchen. Um die Hölen zu erkunden waren wir bestens vorbereitet: Flossen, Schnorchel, Weste, Taschenlampe, und Amalio, unser Guide. Das «Sistema dos Ojos» ist über insgesamt 28 Cenotes von der Oberfläche aus zugänglich und ist mit einer Länge von mehr als 80 Kilometer das drittlängste Unterwasserhöhlen-System der Welt. Es ist wunderschön und ich kann es nur weiterempfehlen.

Die Kolonialstadt Valladolid

Valladolid, eine kleine Kolonialstadt 100 Kilometer von Tulum entfernt, war unser nächstes Ziel. Durch die Stadt bummeln, im Stadt-Cenote in der Nähe des Zentrums schwimmen gehen und sich im Schatten der Bäume im «Parque Principal» zurückziehen. Der Park füllt sich am Abend mit Einheimischen, Touristen und hunderten von Vögeln, die in den Parkbäumen übernachten. Im Park selbst bieten verschiedene Stände die in Yucatan wohlbekannten «Marquesitas» an, ein knuspriger Crêpe aufgerollt und mit süssem oder auch salzigem gefüllt. Ein perfekter Snack oder Dessert. Auf der Südseite des Parks ragt noch die charmante Doppeltürmige Iglesia San Servasio empor.

Valladolid ist ein guter Ort, um zu entspannen und ein praktischer Ausgangspunkt für die Besichtigung der umliegenden Attraktionen, wie die Ruinenstadt Chichén Itzá oder die vielen schönen Cenotes, die es um Valladolid gibt. Da wir nur für zwei Nächte in der Stadt waren, haben wir uns dazu entschieden Chichén Itzá auszulassen und eine weniger bekannte Maya-Ruine zu besuchen, also fuhren wir zum Ek Balam.vDie Maya Stadt Ek Balam ist auch heute noch ein echter Geheimtipp. Man kann sich frei auf dem ganzen Gelände bewegen und sogar noch auf die beeindruckende 31 Meter hohe Maya Pyramide der Siedlung, die sogenannte Akropolis, hinaufklettern. Von ganz oben aus hat man einen spektakulären Blick über den Dschungel. Die Ruinen wurden erst ab 1993 näher erforscht und sind nicht ansatzweise so bekannt wie etwa Chichén Itzá oder Uxmal, sind aber sehr empfehlenswert!

Ebenfalls weniger berühmt, aber wunderschön und nur circa zwei Kilometer von den Ek Balam Ruinen entfernt: der Cenote Xcanché. Dieser ist einer der Orte, an denen man verstehen kann, warum die Mayas behauptet haben, dass Cenoten der Eingang zur Unterwelt seien. Es ist ein grosser, runder und tiefer Cenote. Man muss zuerst die 13 Meter steile Treppe runterklettern, um zum Kristallklaren türkisblauen Wasser zu gelangen. Trotz des sauberen Wassers sieht man den Boden nicht, denn dieser Cenote ist über 30 Meter tief.

In Flip-Flops durch Holbox

Und wieder sassen wir in einem ADO Bus, dieses Mal in Richtung Chiquilá, ein kleiner Hafen, zwei Fahrstunden von Valladolid entfernt. Von Chiquilá aus sind es dann noch 20 Minuten mit der Fähre bis zur Trauminsel Holbox.
Holbox (ausgesprochen: Hol-Bosch) befindet sich im Norden der mexikanischen Halbinsel Yucatán zwischen dem Golf von Mexiko und dem Karibischen Meer. Die Strassen sind aus Sand, sind also nicht asphaltiert, und die gesamte Insel ist mit ein paar Ausnahmen autofrei. Statt Autos verkehren nämlich auf der Insel Golfbuggys, die nicht zwingend nötig sind, da alles gut zu Fuss oder mit dem Velo erreichbar ist. Die Insel ist zwar nur zwei Kilometer breit aber 42 Kilometer lang. Von der Insel ist nur ein kleiner Teil bewohnt, rund 2000 Einwohner leben auf Holbox.  

Wir hatten die ganze Reise durch kein Tropfen Regen abbekommen, was für ein Glück. Doch leider gab es auf Holbox am Vorabend ein Sturm mit heftigem Regen. Das Resultat: Überfluteten Strassen, die man am besten gleich Barfuss überquerte. Die Enttäuschung war riesig. Die paradiesische Insel sah gar nicht traumhaft aus, sondern wie ein Schlammloch. Es war schon bald dunkel und wir hofften auf Sonnenschein am nächsten Tag.

Am nächsten Tag schien die Sonne, die Strassen waren nach wie vor überflutet. Easy, Flip-Flops gehen immer und überall vor allem auf einer Insel. Dort kann man abends problemlos in Schicken Kleider und montierten Flip-Flops Essen gehen oder in einer Bar etwas trinken. Der Sturm brachte ausser riesigen Wasserlachen noch viele Algen an Land. Diese werden nicht wie an anderen touristischen Orten in Mexiko weggeputzt. Ja, daran gewöhnt man sich auch und es zeigt wie natürlich die Insel ist. In den nächsten Tagen sorgte der wolkenfreie Himmel für schöne sonnige Tage. Da sah ich endlich das langerwartete Paradies, finalmente! Einen langen weissen Sandstrand, wunderschönes Karibisches Wasser und unzählig viele Muscheln. Wir waren von dieser Naturschönheit so überwältigt, dass wir unbemerkt bis Punta Mosquito gelaufen sind (bei Ebbe erreicht man den Strand durch eine lange Sandbank). Vom Zentrum hin und zurück sind es circa 15 Kilometer. Danach war aber entspannen und faulenzen angesagt. Was keiner auf Holbox verpassen darf, sind die atemberaubende Sonnenuntergänge. Am Abend versammeln sich alle am Strand um den Moment zu geniessen. Und so endete meine kurze, aber erlebnisreiche Reise. Hasta luego México!