Destinationen

Reisen oder nicht reisen, das ist hier die Frage

Jahresrückblick 2021, 3. Teil – Destinationen: Quarantänelisten, stetig wechselnde Einreisebestimmungen, verschärfte Hygienemassnahmen und mehr sorgten für ein problematisches Reisejahr. Und als im Spätsommer endlich nachhaltige Erholung der Nachfrage ersichtlich wurde, kam Omikron. Doch Reisen war 2021 im Grunde genommen an vielen Orten möglich.

Wer hätte das gedacht? Im Jahr 2020 war unsere grosse Übersicht zu den weltweiten Einreisebestimmungen verständlicherweise mit grossem Abstand der meistgelesene Artikel des Jahres. Dass es auch 2021 nochmals so sein würde, war indes weniger zu erwarten gewesen. Inzwischen gehen wir aber davon aus, dass dieser Service-Artikel auch noch 2023 der Clicks-Spitzenreiter sein wird. Ein Zeichen dafür, wie volatil die Einreisebestimmungen im Sog der Pandemie auch zum Jahresende 2021 immer noch sind - und aufgrund der Omikron-Krise seit Ende November wieder befeuert wurden.

Immerhin: Als die Risikoländerliste (gemeinhin auch «Quarantäneliste» genannt) Mitte Juni endlich fiel und mit fortschreitender Impfung zumindest die Geimpften/Genesenen wieder von einer gewissen Planbarkeit beim Reisen und von weitgehend geöffneten Grenzen ausgehen konnten - wofür Travelnews ebenfalls eine sehr gut gelesene, separate Service-Geschichte publizierte -, verzeichnete die Reisebranche ab dem Spätsommer 2021 einen gewissen Aufschwung. Keine Rekordbuchungen, nein, aber immerhin war Zuversicht bei Reisenden wie auch in der Reisebranche spürbar und einige Ferienziele, gerade solche rund ums Mittelmeer, waren wieder sehr stark gefragt. Besonders spanische Ziele wie die Balearen und die Kanaren, aber auch Griechenland/Zypern und die Südtürkei fanden schnell wieder anklang. Die Zuspruchs-Ranglisten von Ferienfliegern wie Edelweiss bestätigten diesen Trend.

Eine Zeit lang konnte Travelnews hoffnungsvolle Öffnungs-Ankündigungen publizieren - mal zu den USA, worauf viele sehnsüchtig gewartet hatten, mal zu Kambodscha, oder Neuseeland, oder Mauritius - auch diese Aufzählung liesse sich fast beliebig erweitern. Viele Artikel waren der komplizierten Öffnung Thailands, in kleinen Schritten, beginnend mit der «Phuket Sandbox» gewidmet.

Aber eben: Die erste Jahreshälfte war getaktet vom zweiwöchentlichen Rhythmus der Erscheinung der neusten Risikoländerliste. Jeden Freitagnachmittag konnte Travelnews per Eilmeldung über die neusten, aufgrund gestiegener Fallzahlen auf der Liste gelandeten Länder berichten - darunter waren natürlich besonders die wichtigen Reiseländer von Interesse. Mal traf es Ägypten und Mexiko, mal die Malediven und Costa Rica, mal Kroatien und die Türkei, mal Griechenland und Tansania, mal die Seychellen und Dubai. Die Liste liesse sich verlängern. Das Ärgerliche war, dass einige Länder dann bereits zwei Wochen später wieder von der Quarantäneliste verschwanden; in der Zwischenzeit waren aber zahllose Buchungen bereits storniert geworden. Ebenfalls für Ärger sorgte manchmal die Blitz-Inklusion von Ländern auf der Liste, etwa im Fall von Kanada, wo zwischen Ankündigung und Inkrafttreten der Quarantänepflicht gerade mal zwei Stunden lagen. Auch, dass die Regeln zur Inklusion von Ländern hin und wieder geändert wurden, sorgte für Kopfschütteln - dass in den Nachbarländern zwischen den einzelnen Regionen unterschieden wurde, jedoch bei anderen Ländern nicht, und somit beispielsweise die Insel Madeira bei einem Corona-Ausbruch in Lissabon automatisch auch auf der Quarantäneliste landete, sorgte für viel Diskussionsstoff. Travelnews bat das BAG mehrmals um Klärung, z.B. gerade zur vorhin aufgeworfenen Frage oder auch zu Präzisierungen hinsichtlich PCR- oder Antigen-Testpflicht.

Gereist wurde trotzdem - zumindest von den Profis

Und wo wir gerade bei der Testpflicht sind: Ein Artikel aus dem Januar, in welchem festgestellt wurde, dass die Testpflicht Ferien gerade für Familien massiv verteuert, könnte jetzt, im Dezember 2021, einfach nochmals publiziert werden. Dazu hatte man nun in den vergangenen Wochen einer Art Déjà-Vu: Steigende Infektionszahlen, zusätzliche Einreisebeschränkungen, schwindende Nachfrage. Eine Situation, durchaus vergleichbar mit dem letzten Winter, und dies trotz dem Umstand, dass im Winter 2020/2021 noch kaum jemand geimpft war.

Immerhin: Mit Impfung oder oft auch mit Wille zum Test konnte 2021 eigentlich durchaus gereist werden. Travelnews war dabei auf Studien in Teneriffa oder Uganda oder auch auf Zypern unterwegs und besuchte Schiffe in Mallorca. Gastautoren berichteten über die Expo2020 in Dubai oder über Costa Rica, und wir konnten festhalten, dass Reisebranchen-Profis auch im Krisenjahr 2021 durchaus etwas von der Welt gesehen hatten.

Wir blickten auch nach innen, sorgten uns um das Skigeschäft in der Schweiz oder hielten die erhöhte Nachfrage nach Ferien in der Schweiz anhand diverser Beispiele fest. Für jene, denen die Schweiz im Herbst zu kalt ist, die aber nicht weit reisen wollen, wäre derweil das Mittelmeer weiterhin eine Reisemöglichkeit...

Was heisst das alles nun? Es wurde gereist, es konnte gereist werden, und 2021 war bestimmt schon eine Verbesserung gegenüber 2020 - aber noch bei Weitem keine Rückkehr zu alter Stärke. Die positiven Signale aus dem Spätsommer erhielten mit der Omikron-Krise leider einen Dämpfer - und aktuell getrauen wir uns, infolge der letzten 18 Monate weiser oder zumindest vorsichtiger geworden, kaum noch eine Prognose abzugeben. Es wäre schön, wenn es demnächst einigermassen verbindliche, international gültige Reiseregelungen gibt und die Kapazitäten langsam wieder hochgefahren werden, damit die Reisetätigkeit sinnvoll möglich ist. Das schafft Jobs in der Reisebranche im Land und in den Zielgebieten, und Reisen ist nicht nur frivoles Vergnügen, sondern für die meisten Menschen ein elementarer Teil eines Jahres, eine Auszeit und ein Erlebnis, das vom Alltag abweicht und für unser mentales Wohlbefinden wichtig ist. Wir wollen nicht behaupten, dass die Reise-Einschränkungen direkt im Zusammenhang mit der Verrohung der Diskussionskultur in der Schweiz und anderswo in Zusammenhang stehen, aber denkbar wäre es schon...  


(JCR)