Destinationen

Die Südküste Zyperns hat in diesen November-Tagen temperaturmässig die Nase vorn bei den Mittelmeer-Zielen. Bild: TN

Mittelmeer im November? Geht das?

Gregor Waser

Indischer Ozean, Thailand oder die Karibik gehören im 11. Monat des Jahres zu den favorisierten Reisezielen bei Sonnenhungrigen. Wieso aber nicht mal auf einen November-Trip Richtung Mittelmeer? Ein Blick auf die aktuellen Temperaturen – und ein Statement des Mallorca-Spezialisten.

Das Schweizer Mittelland liegt unter einer grauen Nebeldecke, die Temperaturen dümpeln um sieben Grad herum. Der Blick aus dem Fenster ist ein Dämpfer. Wann taucht der nächste Sonnenstrahl auf? Im nächsten Mai?

Bloss weg aus der Nebelsuppe, dürften sich viele Reisehungrige derzeit sagen. Doch muss es denn gleich ein Mittel- oder Langstrecken-Trip in die Karibik, nach Thailand, in den Indischen Ozean, auf die Kapverden, nach Ägypten oder an den Arabischen Golf sein, um Temperaturen über 25 Grad zu erleben? Was taugen im November eigentlich die näheren Ziele im Mittelmeer?

Travelnews hatte letzte Woche die Gelegenheit, für vier Tage nach Zypern zu reisen – und landete nach dem gut dreistündigen Flug bei 28 Grad mitten im gefühlten Hochsommer. Die grauen Tage im Schweizer Mittelland waren gleich vergessen beim Sprung ins 24 Grad warme Mittelmeer.

Freie Fahrt ins Mittelmeer möchten wir an dieser Stelle nicht propagieren, der Herbst hat auch seine wettertechnischen Tücken, wie jüngst Stürme um Sizilien gezeigt haben. Doch das Mittelmeer wartet in diesen Tagen mit Temperaturen auf, die die Frage aufkommen lassen, ob die Mittelmeer-Saison künftig nicht um drei, vier Wochen verlängert werden müsste?

Grosse Nachfrage im Herbst

Die Idee ist nicht neu. Es ist nämlich der frühe Saisonstart, der den Destinationen und vor allem den Hotels Kopfzerbrechen beschert. Um die Ostern herum gibt es einen ersten grossen Nachfrageschub. Doch nach Ostern bis Mitte Mai, gilt es für Hotels eine Durststecke zu überwinden. In den Jahren 2023 und 2024 werden die Ostertage schon sehr früh erfolgen, um so länger danach die Durststrecke. Da drängt sich für viele Hoteliers der Gedanke auf, lieber später zu öffnen, dafür die Saison – womöglich mit personell dünnerem Bestand – noch einige Wochen auszudehnen.

Was halten Mittelmeer-Spezialisten von einem verlängerten Herbst? Und wie lief der diesjährige Herbst? Philippe C. Erhart, CEO des Mallorca-Spezialisten Universal Flugreisen AG, sagt dazu: «Unsere Hotels sind geschlossen seit dem 31. Oktober. Der Herbst lief wirklich gut und hat einen Teil der Saison gerettet. Aus diesem Grund hatten wir die Hotels zum Teil länger geöffnet. Wir konnten die Hotels in diesem Jahr ja erst ab Juni und Juli öffnen.» Aber die Belegung einiger Hotels sei sehr gut gewesen: «Ein Universal Lido Park oder ein Universal Marques hatte in der letzten Woche über 90% Auslastung. Von diesen Kunden waren weit über die Hälfte Neukunden, viele hatten über die einschlägigen Portale und vor allem über unsere Hotel Plattform gebucht. Alle Buchungen erfolgten sehr kurzfristig, was für die Hotels eine grosse Herausforderung bedeutete bezüglich Einkauf und Personalplanung.»

Und was sagt Philippe Erhart dazu, die Hotels künftig länger in den November hinein offenzuhalten? «Mallorca im November ist meist schön und das Meer immer noch warm. Natürlich kann es zwischendurch auch einmal regnen, was ja der Insel auch guttut. Trotzdem ist es immer noch schwierig, die Destination im November zu vermitteln. Die Leute, viele grosse Veranstalter und damit die Reisebüroagenten glauben nicht recht daran und weichen lieber auf vermeintlich sichere Warmwasserdestinationen aus.» Dieser Umstand mache es für Universal schwierig, die Hotels bis in den November offen zu halten. «Es aber schon so, dass der Herbst der neue Sommer geworden ist und sich viele Gäste entscheiden im Herbst anstatt im Sommer ihre Ferien zu verbringen. Wir richten die Öffnungszeiten der Hotels darauf aus.»

Die sonnigen Tage im November auszunützen, dürfte die Mittelmeer-Hoteliers jedenfalls künftig noch intensiver beschäftigen. Die Nachfrage ist da. Drei, vier Tage an der Sonne lassen Mittelmeer-Reiserückkehrer – wir wissen, wovon wir sprechen – den verbleibenden grauen November jedenfalls locker ertragen.