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New York City ist auch in der kalten Jahreszeit eine Reise wert. Bild: Jermaine Ee

«Jetzt ist der beste Zeitpunkt für einen Trip nach New York City»

Jean-Claude Raemy

Fred Dixon, CEO von NYC & Co., erklärt im Interview mit Travelnews, wieso sich ein Trip in den Big Apple noch vor Jahresende lohnt, wie zuversichtlich man für die weitere Zukunft ist und welche Neuigkeiten auf Besucher warten.

Fred Dixon, NYC & Co.

In genau einer Woche, am 8. November, öffnen die USA ihre Grenzen wieder für herkömmliche Reisende aus dem EU- und Schengenraum. Die Öffnung des beliebtesten Fernreiseziels der Schweizer Bevölkerung wurde sehnsüchtig erwartet - nicht nur von Reisewilligen, sondern auch von der Reisebranche. Zuoberst auf der Liste der US-Reiseziele steht wie üblich New York City. Travelnews hat sich über das Comeback der Stadt am Telefon mit Fred Dixon, President & CEO der Tourismusvermarktungsgesellschaft NYC & Co., unterhalten.   


Herr Dixon, wie haben Sie auf die Ankündigung zur Öffnung des Landes für Europäer per 8. November reagiert?

Fred Dixon: Wir waren von dieser Nachricht natürlich begeistert. Der europäische Quellmarkt ist enorm wichtig für uns. Wir haben deshalb auch gleich wieder den Kontakt zu diesen Märkten gesucht und sind für die «Brand USA Travel Week» sowie den «World Travel Market» nach London gereist und haben dazwischen noch ein paar Meetings mit Veranstaltern und Medien in Hamburg und Frankfurt abgehalten. Für einen Besuch in der Schweiz hat es dieses Mal nicht gereicht. Aber wir freuen uns auch auf die geschätzten Reisenden aus der Schweiz und haben mit Freude festgestellt, dass auch ab der Schweiz das Flugprogramm in die USA und insbesondere nach New York wieder hochgefahren wird.

Was sind denn nun noch Ihre Erwartungen für das restliche Jahr 2021?

Wir haben ehrlich gesagt hohe Erwartungen. Das vierte Quartal ist traditionell sehr stark in New York - wie sind ja fürs Christmas Shopping, die Macy's Thankgiving Day Parade Ende November oder auch das «Tree Lighting» beim Rockefeller Center, welches dieses Jahr am 1. Dezember stattfinden wird, bekannt. Diese Events ziehen ohnehin schon viele Amerikaner an; nun gehen wir davon aus, dass noch viele Europäer die Gelegenheit beim Schopf packen werden für einen Kurztrip nach New York noch vor Ende Jahr.

An dieser Stelle muss man etwas zu den Covid-Restriktionen vor Ort sagen. Wie sehen diese aktuell aus?

Mir scheinen diese sehr ähnlich zu sein wie jene im DACH-Raum. Sprich, für Geimpfte gibt es nur sehr wenige Restriktionen. Wobei es einen gewichtigen Unterschied in New York zur für die USA allgemeinen Regel gibt: Für die Einreise in die USA müssen Personen ab 18 Jahren geimpft sein. In New York müssen Personen für die Ausübung bestimmter Aktivitäten aber bereits ab 12 Jahren geimpft sein. Eine ungeimpfte Person unter 18 Jahren darf natürlich in die Stadt kommen, wird aber zum Beispiel nicht Zugang zu Restaurants oder Indoor-Attraktionen erhalten. Kinder unter 12 Jahren, die nicht impfen können bzw. dürfen, unterliegen dann einer Maskenpflicht.

Will heissen, dass man für den Besuch von Museen oder Broadway-Shows oder eben auch Restaurants ab 12 Jahren einen Impfnachweis vorlegen muss. Achtung: Es reicht, wenn man erst die erste von zwei Impfdosen erhalten hat.

Wie ist es denn mit der Maskenpflicht generell?

Es gibt in New York City keine gesetzliche Maskenpflicht, aber Geschäfte können selber entscheiden, ob sie eine Maskenpflicht durchsetzen wollen. Das heisst, dass man da und dort ohne Maske dinieren kann, andernorts wird dies verlangt, je nach Ermessen der Anbieter/Gastgeber. Zum Beispiel wird für die Broadway-Shows aktuell noch Maskenpflicht verordnet. Man sollte also sicherlich Masken dabei haben, wird diese aber unter Umständen nicht benötigen.

In diesem Zusammenhang sollte ich noch erwähnen, dass es in New York nun viel mehr Aussenbereiche gibt bei Bars und Restaurants. Früher gab es das in unserer Stadt viel weniger, aber die Pandemie hat die Leute ins Freie gebracht und damit auch das Angebot im Freien markant erhöht, ob auf Strassenebene oder auf Dachterrassen. Im kommenden Winter wird das Angebot vielleicht temporär etwas geringer sein, aber grundsätzlich gibt es nun viel öfter die Möglichkeit, draussen und somit maskenfrei zu konsumieren.

«In New York wird ein Impfzertifikat ab 12 Jahren verlangt.»

Es ist also noch nicht alles beim Alten zurück.

Natürlich nicht, aber wir sind trotzdem sehr optimistisch. Sämtliche Museen sind offen, über 30 Broadway-Shows sind am Laufen, die Geschäfte sind geöffnet, die Situation ist unter Kontrolle. Mal abgesehen von kleinen Covid-relatierten Unannehmlichkeiten kann man New York wie üblich in vollen Zügen geniessen.

Wie ist es denn mit den Preisen? Sind diese gestiegen oder gesunken?

Viele Hotels bzw. Attraktionen haben ihr Preisniveau gehalten, besonders die bekannteren Anbieter behielten ihre «Preisintegrität». Natürlich wurde und wird hier und dort aktuell mit Rabatten noch versucht, die Nachfrage anzukurbeln. Gewinner sind sicherlich die «early gamblers», welche früh von noch tiefen Flugpreisen profitiert haben und auch von günstigen Tarifen im Hotelbereich. Der durchschnittliche Zimmerpreis wird sich in New York City im vierten Quartal auf dem höchsten Niveau für 2021 bewegen, aber liegt noch unter jenen von vor der Pandemie. Da wir davon ausgehen - und auch von Reiseveranstaltern hören - dass sich die Reisenden jetzt mehr denn je etwas gönnen, also eine Art Upgrading der eigenen Reiseansprüche stattfindet, gibt es somit noch mehr fürs Geld.

Man kann also festhalten: Das Preis-/Leistungsverhältnis ist aktuell sehr gut. Ich würde darum sagen, jetzt ist der beste Zeitpunkt seit langem für einen Trip nach New York City.

Muss man eventuell gar mit Kapazitätsproblemen rechnen?

Nein, so weit sind wir noch nicht. «Overtourism» ist in nächster Zeit sicher noch kein Thema. Die Nachfrage erholt sich bereits gut, aber wir sind schon noch entfernt von früheren Nachfragezahlen. Darüber hinaus ist es nicht so, dass New York im Dornröschenschlaf war: In den letzten Monaten wurden auch neue Hotels - und neue Attraktionen - eröffnet, also die Kapazität weiter ausgebaut.

Selbst nach dem nur knapp zweijährigen Besuchs-Unterbruch gibt es also bereits wieder ganz neue Attraktionen zu besuchen. Haben Sie da ein paar Beispiele?

Ja, wo soll ich anfangen? Flugreisende werden in Newark ein brandneues Terminal erleben, ebenso in LaGuardia, falls sie über diesen Flughafen anreisen. Im Vergnügungspark Coney Island gibt es eine neue Achterbahn. Auf Governor's Island eröffnet das erste QC Spa der USA. In den Museen laufen zahllose spannende Ausstellungen, aktuell etwa zu Christian Dior im Brooklyn Museum oder zu Vincent Van Gogh im Pier 36. Im Flatiron District gibt es den weltweit ersten «Harry Potter Flagship Store». Und natürlich gibt es zahllose neue Restaurants, und im kommenden Jahr wird es auch wieder die beliebte «Restaurant Week» mit über 400 teilnehmenden Restaurants geben. Auf unserer Website sind alle Neuheiten im Detail aufgelistet.

«Overtourism ist in nächster Zeit sicher noch kein Thema.»

Was ist mit neuen Hotels?

Während der Pandemie haben einige spannende Hotels ihre Türen geöffnet und warten darauf, nun auch von Europäern entdeckt zu werden. Beispielsweise das Aman New York, ein Luxushotel an der noblen Fifth Avenue. In der Nähe befindet sich das neue The Langham New York. Erwähnenswert sind vielleicht auch das Riu Plaza Manhattan Times Square, das Arlo Midtown, das japanisch inspirierte Henn Na New York nahe dem Times Square, das Margaritaville am Times Square oder das The Wall Street Hotel New York City. Erst ein paar Wochen alt ist zudem das Civilian im Distrikt Hells Kitchen.

Wobei wir hier erst von Manhattan sprechen. Auch in den anderen Boroughs gibt es spannende Entwicklungen, im Hotel- wie auch im Kultur- und Attraktionen-Bereich.

Genau, diese anderen Boroughs sollten ja auch weiter beworben werden...

NYC & Company hat vor kurzem die Kampagne «It's Time for New York City» gestartet, die bisher grösste, mehrstufige globale Tourismusmarketing- und Werbekampagne der Stadt. Die ersten Phasen der 30-Millionen-Dollar-Kampagne zur Wiederbelebung des Tourismus starteten in diesem Sommer und richteten sich zunächst an US-Bürger. Nun ist es an der Zeit, auch internationale Besucher einzubeziehen.

New York City legt grossen Wert darauf, die verschiedenen Communities in den fünf Stadtbezirken zu zelebrieren und hat dafür auch neue Angebote bereitgestellt, etwa spezifische Erlebnisse mit Titeln wie «The Black Experience in NYC» oder «The Latino Experience in NYC». Darüber hinaus stellen wir weiterhin aktuelle Informationen für Reisende zu den Themen «LGBTQ+ NYC» und «Barrierefreies NYC» zur Verfügung. Die Message ist klar: Wir sind offen, und zwar für alle, und dies in allen unseren fünf Boroughs. See you soon!