Destinationen

Die USA - im Bild Chicago - locken wieder. Die richtige Nachfragewelle dürfte sich jedoch auf den Sommer 2022 richten und nicht gleich schon auf die kommenden Monate. Bild: Pedro Lastra

Grosse Erwartungen an die USA-Nachfrage

Die Ankündigung der Öffnung des Landes für geimpfte Personen sorgt bei Schweizer Veranstaltern und Airlines für Freudensprünge. Für das Wintergeschäft ist noch nicht mit einem Boom zu rechnen, für den Sommer 2022 indes schon - wenngleich noch niemand mit den prä-pandemischen Zahlen rechnet.

Seit letztem Freitag herrscht endlich Sicherheit dazu, wann die USA ihre Grenzen für geimpfte Reisende - auch aus der Schweiz - öffnen werden, nämlich am kommenden 8. November. Bereits nach der ursprünglichen Ankündigung der USA, «im November» öffnen zu wollen, war die Freude gross und Travelnews hielt die Erwartungen von einigen Branchenplayern fest. Jetzt, wo es richtig konkret wird, fragen wir nochmals hier und dort nach - und stellen fest: Auf die USA-Öffnung haben ganz viele Schweizerinnen und Schweizer gewartet.

Reiseveranstalter frohlocken

Bei Hotelplan Suisse hält Sprecherin Bianca Gähweiler fest: «Seit der Ankündigung im September, dass die USA ihre Grenzen im November öffnen wollen, ist das Interesse nach Reisen in die USA bei unseren Kundinnen und Kunden gestiegen. Da das genaue Datum bisher noch unklar war, hielten sich die effektiven Buchungen noch in Grenzen. Wir gehen davon aus, dass nun die Buchungen für Winterferien in den USA, aber auch für Ferien im nächsten Sommer in den kommenden Tagen und Wochen zunehmen werden.»

Natürlich seien die USA insbesondere in den Sommermonaten sehr beliebt, jedoch gehe man davon aus, dass Reisen in die USA in den kommenden Wochen öfter nachgefragt und gebucht werden – «in den Wintermonaten insbesondere für Reisen nach Florida, aber bereits auch schon im Dezember fürs beliebte Christmas-Shopping in New York», so Gähweiler. Trotz dem klaren Nachholbedarf rechne Hotelplan Suisse aber nicht damit, dass 2022 bereits das Vor-Corona-Niveau erreichen wird. Dazu Gähweiler: «Dies steht nicht in Zusammenhang damit, dass die Einreise vorerst nur für Geimpfte möglich sein wird, sondern hängt vielmehr damit zusammen, dass die Verführbarkeit für Motorhomes oder Mietwagen nicht auf dem gleichen Niveau sein wird wie vor Corona und dass dadurch auch die Preise für Motorhomes oder Mietwagen steigen werden.»

Bei DER Touristik Suisse klingt es ähnlich. Viele Kundinnen und Kunden freuen sich über die breitere Auswahl an bereisbaren Langstrecken-Destinationen und die USA zählen dabei seit jeher zu den beliebtesten Destinationen, insbesondere in den Sommermonaten. Zum Wintergeschäft erklärt Sprecher Markus Flick: «Bestimmt werden wir eine signifikante Anzahl an kurzfristigen USA-Buchungen umsetzen dürfen. Dafür prädestiniert sind das Christmas Shopping sowie Reisen nach Florida. Andere USA-Fans haben aufgrund der lange unsicheren Öffnungsperspektive andere Reisepläne geschmiedet und werden im kommenden Jahr wieder in die USA reisen. Wir rechnen für die Destination mit einer weitgehenden Erholung  im kommenden Sommer, infolge der Impf- und Testpflicht ist das kurzfristige Erreichen des Vorkrisenniveaus aber noch nicht realistisch.»
Die USA-Katalogproduktion läuft jetzt. Ändert diese Ankündigung nun inhaltlich noch etwas?

Bei Hotelplan liegt der USA-Katalog mit Gültigkeit April 2022 bis März 2023 übrigens schon vor und wurde Anfang September 2021 publiziert, bei Kuoni wartet man noch auf den Nachfolgekatalog zum Katalog USA, welcher seit dem 1. April 2020 vorlag und noch bis 30. März 2022 Gültigkeit hat. Auf die Frage, ob dort noch etwas kurzfristig ändert, erklärt Flick: «Nein, jedoch berücksichtigen wir die erfreuliche Neuentwicklung selbstverständlich in unseren Marketingaktivitäten.»

Airlines bauen aus

Die Ankündigung hat natürlich auch grosse Auswirkungen auf die Luftfahrt, welche die Eröffnung des wichtigsten Interkontinental-Korridors, dem Transatlantikgeschäft mit den USA, sehnsüchtig entgegenfieberte. Gutes Timing bewies hierbei United Airlines, deren Ankündigung zur Rückkehr der Flüge nach Chicago sowie zur grössten transatlantischen Expansion mit mit dem Tag der US-Ankündigung zusammenfiel. Nach Newark und Washington fliegt United ab Zürich bereits, ab Genf geht es dann - auch hier gutes Timing - ab dem 1. November wieder nach Newark. Auf Anfrage von Travelnews erklärt die United-Pressestelle zudem: «In den Tagen unmittelbar nach der Ankündigung der Wiederaufnahme des internationalen Reiseverkehrs in den USA überstiegen die transatlantischen Buchungen von United für November und darüber hinaus zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie das Niveau von 2019.» Die mobile App bzw. Website von United bieten übrigens alles, was Kunden brauchen um sich vorzubereiten. Dazu gehören Details zu den Anforderungen des jeweiligen Reiseziels, die Möglichkeit, Covid-19-Tests zu finden und zu planen und Impfunterlagen hochzuladen sowie BinaxNOW-Heimtests zu bestellen, die in ein Handgepäck gepackt und im Ausland verabreicht werden können.

American Airlines derweil hat bekanntlich die Rückkehr der Route Zürich-Philadelphia ab dem 17. Dezember angekündigt, während Delta Air Lines erst im Februar wieder Zürich mit New York JFK verbinden wird.

Auch bei der Swiss herrscht Zuversicht. Mediensprecher Marco Lipp legt Wert auf die Feststellung, dass Swiss bereits jetzt in den USA sämtliche Ziele bedient, die sie auch vor der Pandemie im Programm hatte, d.h. New York (JFK und Newark), Boston, Chicago, San Francisco, Miami und Los Angeles. «Allerdings bedienen wir diese weniger oft als vor der Pandemie», räumt Lipp ein, und fügt an: «Infolge der angekündigten Öffnung werden unsere pandemiebedingten Frequenzreduktionen für den Winter 2021/22 an die US-Destinationen geringer ausfallen als ursprünglich vorgesehen.» Es gibt also keine eigentliche Frequenzerhöhung, dafür eine verminderte Reduktion, was unter dem Strich auf dasselbe hinausläuft.

Wann sich das USA-Geschäft vollständig erholt haben wird, hängt laut Lipp im Wesentlichen von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab: «Im Hochsommer haben wir auf unserem weltweiten Streckennetz ein Gesamtangebot von 50 bis 55 Prozent der Kapazität von 2019 anbieten und verkaufen können. Der September bewegte sich in ähnlicher Grössenordnung. Wir planen aktuell mit einer Kapazität von rund 50 Prozent im Vergleich zu 2019 für den Rest des Jahres.» Konkrete Zahlen für eine einzelne Länder/Regionen gibt Swiss erwartungsgemäss nicht heraus.

Ein paar Wermutstropfen...

Keinen frühzeitigen Ausbau gibt es derweil bei Edelweiss Air, wie Travelnews bereits festhielt. Einer der Hauptgründe: Die Ausflottung der zwei A330 «Chäserrugg» und «Pizol». Oder genauer: Diese beiden ursprünglich von der Lufthansa erhaltenen A330-300 wurden zurückgegeben (ursprünglich hiess es, sie wurden «vermietet», doch offenbar kommen die Flugzeuge nicht zurück), weil sie nun von der Eurowings Discover gebraucht werden. Also jener deutschen Ferienfluggesellschaft, deren Modell sich an jenem der Edelweiss orientierte. Und nun wird Eurowings Discover von der Rückkehr der Nachfrage profitieren: Ab Mitte Dezember fliegt sie viermal wöchentlich ab Frankfurt nach Tampa. Kunden die ab Zürich fliegen wollen werden sich noch etwas länger gedulden müssen.

Ebenso verhält es sich mit der nun wichtigen Ausbildung im USA-Bereich. Den nächsten grösseren, Veranstalter-unabhängigen Schulungs-Event gibt es erst im April 2022, wenn die «Visit USA Roadshow» in diversen Schweizer Städten steigt. Ein grosses «Visit USA Seminar», welches üblicherweise Ende Januar stattfand, gibt es 2022 noch nicht - weil für einen solchen Event die Vorlaufzeit bei der Planung etwas länger sein muss.

Der grundsätzlichen USA-Nachfrage von Konsumenten werden diese Tatsachen jedoch keinen Abbruch tun.

(JCR)