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Thailand wieder wie früher geniessen? Das wird noch etwas dauern - auch wenn das Land versucht, mit der Wiedereröffnung vorwärts zu machen. Bild: Thanakorn Phantura

Thailand tut sich mit der Wiedereröffnung weiterhin schwer

Die Pläne ändern regelmässig, die Impfquote ist nicht da wo sie sein soll, und in Kürze steht die wichtige Hochsaison vor der Tür. Eigentlich warten unzählige Touristen auf Asien als Ganzes, doch das wichtigste Ziel Thailand schafft es nicht, die eigenen Ankündigungen einzuhalten. Tourasia-Chef Stephan Roemer beklagt dies und bleibt trotzdem vorsichtig optimistisch.

Thailand hat jüngst seine Pläne zur landesweiten Wiedereröffnung vorgestellt, oder besser gesagt: ein weiteres Mal angepasst (Travelnews berichtete). Aktuell gelten folgende Bestimmungen:

Seit dem 1. Oktober müssen alle vollständig geimpften internationalen Besucher (Impfung seit mindestens 14 Tagen vorhanden und Impfzertifikat vorhanden) eine siebentägige Quarantäne absitzen, anstatt wie zuvor 14 Tage, bzw. 10 Tage für diejenigen, die nicht vollständig geimpft sind. Auch vollständig geimpfte Besucher müssen sich jedoch weiterhin zwei PCR-Tests unterziehen: am ersten Tag der Ankunft und erneut zwischen dem sechsten und siebten Tag. Geplant, aber noch nicht definitiv: Ab dem 1. November will Thailand die obligatorische Quarantäne in der Hauptstadt Bangkok und in neun Regionen, darunter den beliebten Ferienregionen Chiang Mai, Cha-am, Hua Hin, Krabi, Pattaya und Phang Nga, aufheben.

Zu den Plänen für die Wiedereröffnung gehört auch, dass die Provinzen schrittweise in «Blaue Zonen» umgewandelt werden, in denen es keine Reisebeschränkungen gibt und Versammlungen mit maximal 500 Personen erlaubt sind. Die erste «Blaue Zone» existiert bereits und umfasst Phuket sowie Teile der Inseln Koh Samui, Phi Phi und Pha Ngan. Es ist dort grundsätzlich möglich Ferien zu buchen (2 x geimpfte Personen, Certificate of entry, negativer PCR-Test bei Ankunft, offizielles Hotel mit Schutzeinrichtigungen, Tracking-App Mor Chana, Bestätigung Krankenversicherung) und man muss auch nicht in eine übliche Quarantäne. Bei Ankunft in Phuket macht man einen PCR-Test am Flughafen und nach wenigen Stunden im Hotelzimmer und bei Vorlage des negativen Testergebnisses darf man sich in Phuket frei bewegen. Zudem darf man nach 7 Tagen in Phuket und einem weiteren negativen PCR-Test an jede Destination in Thailand, die nicht geschlossen ist, weiterreisen.

Was grundsätzlich positiv klingt, ist aber unter dem Strich ein Eingeständnis, dass Premierminister Prayut Chan-o-Chan im Juni mit seiner Ankündigung, dass Thailand innert 120 Tagen komplett geöffnet sein werde, den Mund zu voll genommen hat. Aktuell sind lediglich ein paar Inseln geöffnet und auch das noch mit für viele abschreckenden Begleitmassnahmen; die für Oktober geplante Eröffnung von Bangkok, Chiang Mai, Hua Hin und weiteren wichtigen Zielen wurde verschoben, wobei das neu gesetzte Öffnungsdatum am 1. November alles andere als sicher ist. Selbst wenn diese Regionen nun wie geplant im November wieder geöffnet werden können, ist es angesichts der schwachen Schutzvorkehrungen innerhalb dieser Regionen einerseits und den übermässig strengen Massnahmen für einreisende Touristen im Rahmen des Notstandsdekrets andererseits eher unwahrscheinlich, dass viele ausländische Touristen angelockt werden können.

«Wir befinden uns im luftleeren Raum»

Stephan Roemer

Auch Tourasia-Inhaber Stephan Roemer erklärt im Gespräch mit Travelnews, dass aktuell selbst die November-Pläne noch nicht in Stein gemeisselt sind, zumal die definitiven Entscheidungen noch nicht in der «Royal Gazette» erschienen sind - erst danach sind die Pläne auch rechtskräftig. «Wir haben für den Zeitraum November bis Januar schon recht schönes Geschäft mit Thailand machen können», holt Roemer aus, «das hat gewiss auch damit zu tun, dass Alternativen wie die Malediven, die Seychellen oder auch die Karibik knallvoll und vergleichsweise teuer sind. In Asien gibt es nach wie vor viele Preisaktionen sowohl von Airlines als auch von Hotels, und manche Kunden wollen von diesen grossartigen Aktionen profitieren. Aber natürlich gibt es auch noch Zurückhaltung, weil eben die Situation im Hinblick auf Reisebestimmungen in Thailand weiterhin volatil ist und von der Regierung in Thailand keine klare Kommunikation kommt.» Bei den Regelungen befinde man sich im «luftleeren Raum», was natürlich für die Nachfrage ein Killer sei.

«Wir stellen viele Offerten aus und wer bucht hofft einfach, dass alles gut und wie geplant kommt», so Roemer. Um dies zu unterstützen, gebe es das «Tourasia Sorglos-Paket», welches bei Reisen bis Ende 2021 eine kostenfreie Annullation oder Umbuchung bis zwei Wochen vor Abreise gewährt. Trotzdem sei man noch weit weg von üblichen Hochsaison-Zahlen, doch Roemer hofft weiterhin: «Alle warten auf Asien», sagt er, man erkundige sich zuhauf über die Situation und es sei frustrierend, hierbei keine verbindlichen und auch touristenfreundlicheren Informationen abgeben zu können.

Die Öffnung wird nicht von allen gewünscht

Thailand ist natürlich sehr daran interessiert, ausländische Besucher wieder willkommen zu heissen, nachdem die strengen Einreisebestimmungen 18 Monate lang zu einem starken wirtschaftlichen Rückgang des vom Tourismus stark abhängigen Landes geführt haben (der Tourismus machte vor der Pandemie rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus). Doch die Kopplung der Öffnung an lokale Impfquoten bereitet Probleme. Die Impfquoten müssen beschleunigt werden, um die angestrebte Öffnung zu erreichen. Die Einführung der Impfung ist zudem verspätet und chaotisch verlaufen. Nur 33,1 Prozent der fast 70 Millionen Einwohner des Landes sind aktuell vollständig geimpft, wobei die regionalen Unterschiede beträchtlich sind (auf Phuket beträgt die Impfquote 92%). Das mächtige «Center for COVID-19 Situation Administration» (CCSA) hat erst vor kurzem einen Plan zur Beschaffung von zusätzlichen Impfstoffdosen genehmigt, wobei jedoch kein Zeitrahmen für die Lieferung angegeben wurde.

Das Hin und Her hat sowohl Einheimische wie auch Touristen verärgert. Zahllose Einheimische haben einerseits ihre Jobs wegen Covid verloren, andererseits aber auch Eltern und Verwandte, welche der Pandemie und damit zusammenhängend schlechter medizinischer Versorgung zum Opfer gefallen sind. Proteste wegen dem schlechten Pandemie-Management der Regierung häufen sich. Und dieses schlechte Management lässt sich belegen: Im «Covid Resilience Ranking» des Wirtschaftsportals Bloomberg - eine monatliche Übersicht die aufzeigt, wo das Virus am effektivsten und mit den geringsten sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen bewältigt wird - befindet sich Thailand aktuell von 53 untersuchten Ländern auf dem viertletzten Platz (die Schweiz befindet sich übrigens auf Platz 8). Die Touristen derweil sind verärgert, weil die Wiedereröffnung mehrmals verschoben und geändert wurde und weil die Hürden für die Einreise immer noch hoch sind. Thailand befürchtet weiterhin, dass die Lockerung der Vorschriften zu einem erneuten Anstieg der Infektionen führen und das Gesundheitssystem überfordern könnte. Doch die «Sandbox»-Ziele wie Phuket, welche bereits geöffnet wurden und seitdem einen Anstieg der Infektionen verzeichneten, wollen trotz diesem Umstand keinesfalls wieder schliessen. Das hat auch seinen Grund: Heute (6. Oktober) beispielsweise rapportierte Thailand insgesamt 9866 neue Covid-Fälle. Davon waren lediglich 16 «importiert», 9850 waren auf lokale Übertragungen zurückzuführen.

Für die Regierung ein klassischer «Catch-22»: Wird die Öffnung forciert, riskiert man steigende Infektionszahlen, für die man unzulänglich vorbereitet ist, und somit weitere Proteste; wird weiterhin abgeschottet, schadet man der Wirtschaft weiterhin massiv, was ebenfalls zu Protesten führt.

Und inmitten dieses Chaos hat Thailand nun Pläne angekündigt, dass die zu Jahresbeginn angekündigte Einreisegebühr für ausländische Touristen definitiv nächstes Jahr (2022) eingeführt werden soll. Und die Gebühr soll dann statt wie geplant 300 Baht neu 500 Baht betragen. Statt 7.60 Franken neu also 12.70 Franken. Auch das ist noch noch nicht in Stein gemeisselt und in der Höhe der Beträge aus Schweizer Sicht nicht wesentlich - aber es zeigt, wie volatil der Weg zwischen Ankündigung und Umsetzung ist. Was den touristischen Restart weiter untergräbt.

(JCR)