Destinationen

Mit über vier Millionen Besuchern im Jahr – in normalen Zeiten – gehört der Yellowstone Nationalpark zu den beliebtesten Zielen von USA-Reisenden. Nun öffnet sich die beliebte Destination endlich wieder. Bild: Adobe Stock

Yellowstone & Times Square – «Wir kommen!»

Der Entscheid der US-Regierung, ab November wieder Reisende aus Europa zu empfangen, kommt in der Reisebranche sehr gut an – und weckt Hoffnungen auf viel Schwung im Reisegeschäft und eine Signalwirkung auf andere Ferndestinationen.

Der Wunsch, das USA-Geschäft zurückzuhaben, ist bei Airlines, Reiseveranstaltern und Reisebüros überaus gross. Jetzt tut sich endlich was – zumindest für Geimpfte. Nach 20 Monaten des mehrheitlichen Reisestillstands werden die USA ab November 2021 geimpfte Reisende aus Europa und dem Schengen-Raum empfangen.

Im Travelnews-Interview von vergangener Woche sprach Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour beim fehlenden USA-Umsatz von einem dreistelligen Millionenbetrag im Jahr – alleine für die Swiss. Und Flughafen-Zürich-Präsident Andreas Schmid unterstrich die eminente Bedeutung des USA-Geschäfts im gestrigen Interview mit dem «Tages-Anzeiger» (Abo): «Die kritische Frage ist: Wann öffnen sich die USA wieder, und wann öffnet sich China? Das wird für uns extrem wichtig sein, unsere Wirtschaft ist derart stark mit den beiden Weltmächten verknüpft.» Zumindest für die USA gibt es nun grünes Licht.

Die Freude bei den Schweizer Fernreisespezialisten ist gross. «Das ist sehr erfreulich und ein Schritt in die richtige Richtung für Reisen in die USA», sagt Nick Gerber, Leiter Einkauf bei Globetrotter Travel Service in Bern auf Anfrage von Travelnews. «Wir rechnen mit einer grossen Nachfrage für USA-Reisen nächsten Sommer. Für gewisse Produkte wie etwa Motorhomes könnten die Kapazitäten aber sehr knapp werden. Darum empfehlen wir aktiv unseren Kunden, frühzeitig zu buchen.» Er rechne mit einigen kurzfristigen USA-Buchungen, die Hauptsaison sei aber für dieses Jahr gelaufen. «Wir hoffen sehr, dass die Entscheidung der USA länger gültig ist und nicht wieder ändert. Wie wir aus der Erfahrung in dieser Krise lernen, müssen wir jederzeit mit allem rechnen.»

Erleichterung ist auch in Dübendorf ZH auszumachen. «Über diese Neuigkeiten haben wir uns selbstverständlich sehr gefreut. Die USA waren bis zur Corona-Pandemie bei unseren Kunden immer sehr beliebt und gefragt» sagt Jasmin Willi von Willi Travel. «Da im Land selber die Restriktionen derzeit relativ gering sind, erhoffen wir uns eine gewisse Nachfrage. Wie gross diese jedoch sein wird, ist schwierig zu beurteilen.»

«Das motiviert unser Nordamerika-Team sehr», sagt Christoph Huckele, Leiter Marketing von Knecht Reisen. «Die Mitteilung kommt für gewisse Regionen der USA zu spät, aber für die im Winter bereisbaren Destination wie Florida, Hawaii oder die Südstaaten können wir sicherlich noch etwas bewegen, ebenso mit Christmas Shopping in New York und anderen Städten.» Der Fokus gelte aber ganz klar der Saison 2022. «Aktuell arbeiten wir am neuen Katalog, welcher im Oktober auf dem Markt sein wird. Wir haben auch in den vergangenen Monaten weiterhin Buchungen angenommen und freuen uns nun, diese für unsere Kunden abwickeln zu dürfen. Und wir hoffen sehr auf eine Signalwirkung auf andere Ferndestinationen – insbesondere Australien und Neuseeland.»

Carmen Doré, Managing Director der FTI Touristik AG sagt: «Wir freuen uns, dass nach Kanada endlich auch die USA wieder ihre Grenzen für Touristen öffnen. Die Ankündigung ist ein wichtiger Schritt für die gesamte Reisebranche und lässt uns hoffen, dass wir die Ferienwünsche unserer Kunden bereits dieses Spätjahr wieder erfüllen können.» FTI stehe mit dem gesamten Portfolio vom Vorjahr in den Startlöchern, Gäste können Reisen bis Ende Oktober 2022 buchen. «Für natürliches Social Distancing ist die Weite des Landes optimal, zudem bieten wir viele Busrundreisen auch auf individueller Basis oder im Rahmen einer Kleingruppentour an», sagt Carmen Doré weiter.

«Wir erwarten einen anhaltenden Anstieg der Buchungszahlen.»

Zahlreiche weitere Stimmen der Tourismusindustrie äussern sich heute zum Entscheid der USA. Michael Trestl, bis 2020 noch Head of Network Management bei der Swiss und heute CCO bei Austrian Airlines, sagt: «Nach über 20 Monaten ist die Öffnung für vollständig geimpfte EU-Reisende ein wichtiger Schritt in Richtung Wiederherstellung der globalen Reisefreiheit. Gleichzeitig bringt die Aufhebung des Einreisestopps auch einen wichtigen Schub für die Luftfahrt im transatlantischen Flugverkehr und damit die Möglichkeit zur Rückkehr zu einem Angebot auf Vorkrisenniveau.»

Das Aufatmen ist auch bei den Geschäftsreise-Anbietern gross. Andrew Crawley, CCO von American Express Global Business Travel findet: «Unter unseren Kunden gibt es einen grossen Nachholbedarf für transatlantische Geschäftsreisen. Wir erwarten einen anhaltenden Anstieg der Buchungszahlen. Dies ist ein Schritt vorwärts für die weltweite wirtschaftliche Erholung, und wir warten auf weitere Einzelheiten aus dem Weissen Haus.»

Und Julia Simpson, CEO des WTTC (World Travel & Tourism Council) äussert sich ebenfalls: «Die Aufhebung der US-Reiserestriktionen für Europäer ist nicht nur für Airlines, sondern den gesamten Tourismussektor sehr willkommen. Familien können sich wieder treffen, für Geschäftsreisende eröffnen sich endlich wieder Face-to-Face-Meetings und die Tourismusindustrie dürfte einen erheblichen Schwung erleben. Im Jahr 2019 haben Reisende aus Europa den USA einen Umsatz von 35 Milliarden Dollar beschert, Reisende aus Grossbritannien weitere 11 Milliarden.»

(GWA/NWI)