Destinationen

Travelnews-Chefredaktor Jean-Claude Raemy und Bernadette Willemin (Regional Director Europe, Tourism Seychelles) beim Gespräch im Hotel Story Seychelles an der Beau Vallon Bay. Bild: TN

«Für die Einreise auf den Seychellen ist keine Impfung erforderlich»

Jean-Claude Raemy

Travelnews war neulich auf den Seychellen - und konnte für die Serie «Ländercheck» auch gleich bei Bernadette Willemin (Director General Marketing, Tourism Seychelles) nachfragen, wie die Situation vor Ort aus Sicht der Tourismusbehörden ist und was unternommen wird, um den Tourismus im Inselparadies wieder anzukurbeln.

Frau Willemin, die Seychellen können seit geraumer Zeit wieder besucht werden, allerdings noch mit Einschränkungen. Wie lauten die aktuellen Einreisebestimmungen?

Grundsätzlich sind Reisende aus aller Welt auf den Seychellen willkommen; Restriktionen aufgrund des Herkunftslandes sind nur noch für ganz wenige Länder in Kraft. Wichtig: Für die Einreise auf den Seychellen ist keine Impfung erforderlich. Wir verlangen jedoch von allen Personen - also auch von Geimpften und Genesenen - bei der Einreise das Vorlegen eines maximal 72 Stunden alten, negativen PCR-Covid19-Tests. Liegt dieser vor, wird keine Quarantäne verlangt.

Ebenso müssen sämtliche Reisenden vor Reiseantritt eine Einreiseerlaubnis der Seychellen vorliegen haben. Diese kann man online einholen. Auszufüllen sind nebst Angaben zur Person, zum Flug und zu den Aufenthaltsorten auch allgemeine Gesundheitsangaben sowie der Nachweis einer Versicherung für allfällige Covid-Ausgaben vor Ort; darüber hinaus muss auch der negative PCR-Test vorgelegt werden, weshalb man das Dokument erst kurz vor der Reise anfordern kann. Liegen alle Dokumente vor, wird die Einreiseerlaubnis digital erteilt; in der Regel hat man diese innert neun Stunden. Die Kosten dafür betragen 10 Euro pro Person bzw. 7.40 Euro pro Kind. Wer knapp dran ist, kann den Prozess auch beschleunigen und eine Express-Ausstellung innert 30 Minuten beantragen; diese kostet dann aber 70 Euro.

Wie ist eigentlich die Impfsituation vor Ort?

Über 90 Prozent der einheimischen Bevölkerung haben die erste Dosis erhalten, über 72 Prozent auch bereits die zweite, sind also vollständig geimpft. Alle «Frontliners» im direkten Kontakt mit Touristen sind geimpft. Angesichts dessen, dass wir lediglich knapp 100'000 Einwohner haben und kaum Impfgegner, ist die Durchimpfung bei uns wohl etwas leichter als anderswo. Bisher wurde primär mit Sinopharm und Covishield geimpft, doch haben wir neulich auch eine grosse Ladung Impfungen von Pfizer erhalten. Inzwischen ist die Impfung der 12- bis 18-Jährigen angelaufen.

In diesem Zusammenhang: Wir waren/sind noch bei diversen Ländern auf einer «roten Liste». Dabei gibt es bei uns nur 40 aktive Covid-Fälle im Land [zum Zeitpunkt des Interviews; diese Zahl kann geändert haben, Anm.d.Red.]. Wir sehen den direkten Zusammenhang zwischen den Inzidenzen im Land und der Ansteckungsgefahr während Ferien nicht. Wir sind jedenfalls froh, hat die Schweiz kein Ampelsystem. Die Nachfrage aus der Schweiz, ohnehin immer gut, war dieses Jahr überproportional gut, wenngleich natürlich auch hier noch unterhalb der früheren Niveaus.

Sie haben demnach auch keine Angst, dass Touristen Covid re-importieren könnten?

Untersuchungen haben gezeigt, dass von allen Covid-Fällen im Land lediglich zwei Prozent auf Besucher entfielen. Die Mehrheit der Infektionen erfolgte im Land bei den Einheimischen. Wieso also die Besucher fernhalten wollen? Mit der Testpflicht für jeden Besucher schaffen wir grösstmögliche Sicherheit, dass Covid nicht eingeschleppt wird, und wir schützen uns selber weitestgehend mit der Impfung.

Sind demnach alle Hotels und Sehenswürdigkeiten geöffnet?

Es gibt von staatlicher Seite keine Auflagen, d.h. wer öffnen will, kann dies tun. Die allermeisten Hotels, Spas und Sehenswürdigkeiten sind geöffnet und Touristen können ihre Ferien fast wie üblich geniessen. Natürlich sind noch einige Hygienemassnahmen in Kraft. Sie werden überall in Hotels und Läden Handdesinfektionsmittel zum freien Gebrauch vorfinden, Social Distancing wird verlangt und in Innenräumen sind Masken Pflicht.

Die Behörden verfolgen aber die Situation genau. Aktuell gilt immer noch, dass Läden ab 19 Uhr, Bars ab 22 Uhr geschlossen sein müssen und ab 23 Uhr eine allgemeine Polizeistunde gilt. Das dürfte für Touristen kein Problem darstellen, da diese ja kaum wegen der Partys auf die Seychellen kommen. Bei uns ist man vor allem «tagesaktiv».

«Wir sind froh, hat die Schweiz kein Ampelsystem.»

Gab es auch Schliessungen?

Nein, mir sind keine Hotelschliessungen bekannt in direktem Zusammenhang mit Covid. Natürlich kam es zu temporären Schliessungen diverser Hotels, welche auch teils zu unterschiedlichen Zeitpunkten wieder öffneten. Aktuell sind praktisch alle Hotels wieder offen. 630 Hotels sind zertifiziert mit dem «Safety Label», das die Umsetzung und Einhaltung von Hygienemassnahmen nachweist. Dieses Label wird nicht nur in der Hotellerie angewendet, sondern auch bei Transporten. Die Fähre Cat Cocos beispielsweise verfügt ebenfalls über das Safety-Label.

Gab es während der Pandemie auch Eröffnungen?

Ja, das gab es. Beispielsweise das Mango House mit 41 Villen, im Süden der Insel Mahe gelegen. Daneben haben einige Hotels die Zeit für eine Renovierung genutzt, etwa das Avani Seychelles Barbarons. In einigen Fällen fand auch ein Rebranding statt; aus dem H Hotel an der Beau Vallon Bay ist nun das Story Seychelles entstanden, welches kürzlich eröffnet wurde und nun unter demselben Firmendach wie das daneben gelegene Fisherman's Cove Resort ist.

Die Nachfrage wird auch von der Flugsituation mitbestimmt. Sind Sie damit zufrieden?

Grundsätzlich ja. Wir werden bereits seit geraumer Zeit von den Golf-Airlines - Qatar Airways, Emirates, Etihad - angeflogen, die für uns sehr wichtig sind. Seit einiger Zeit fliegt auch Aeroflot auf die Seychellen, das hat uns sehr viele russische Gäste beschert - in einer Zeit, in welcher der Zuspruch aus unseren wichtigsten europäischen Quellmärkten eher tief war. Auch Edelweiss fliegt auf die Seychellen und ist ein wichtiger Partner, ebenso die israelische El Al und auch Air Seychelles fliegt ja noch ein paar entfernte Ziele an, etwa Südafrika. Wie ich höre, sind die Auslastungen jeweils gut, wobei die Nachfrage - bei den Airlines wie bei den Destinationen - direkt abhängig vom Grad der Lockerungen im Land und bei den Einreisebestimmungen ist. Wir sind da aktuell zuversichtlich, dass sich alles zum Besseren wendet. Ab Oktober werden auch Condor und Air France auf die Seychellen fliegen, und kleinere Kreuzfahrtschiffe dürfen dann auch wieder anlegen. Somit sind wir für die Hochsaison im Herbst und zum Jahresende gut gewappnet.

Wie war denn die Nachfrage bislang und was sind die Erwartungen für das Gesamtjahr 2021?

Per 15. August zählten wir 82'086 Besucher; im September werden wir die 100'000-Besucher-Marke passieren [das war am 21.09. der Fall, Anm.d.Red.]. Das ist immer noch klar weniger als vor der Pandemie, aber es geht in die richtige Richtung. Im ersten Quartal, als noch harte Restriktionen in Kraft waren, kamen lediglich 6785 Besucher; im zweiten Quartal waren es dann bereits 43'659 Besucher. Wir rechnen mit einem starken vierten Quartal und hoffen, sogar noch bis zu 190'000 Besucher in diesem Jahr zu haben. Man ist angesichts der Unvorhersehbarkeit der Entwicklungen in der Pandemie zwar vorsichtig, aber wir sind dennoch optimistisch. Es ist sicherlich ein Vorteil für uns, dass wir eine Ganzjahresdestination sind.

Abschliessend zur Nachfrage: Wie sieht die Rangliste der Top-Quellmärkte aus?

Aktuell ist es noch so, dass Russland Nummer 1 ist, vor den Nahost/Golfmärkten, Israel, Deutschland und Frankreich. Die Schweiz liegt in den Top-10 der europäischen Quellmärkte auf Rang 6. Und obwohl die Russen und Israelis aktuell sehr stark vertreten sind, kommen doch 69 Prozent der Besucher aus Europa. Die Nachfrage aus Südafrika und Asien ist aktuell derweil immer noch sehr tief.

«Wir prüfen aktuell die ‹carrying capacity› pro Insel, also wie viele Touristen und Hotels die jeweilige Insel maximal verträgt.»

Was haben Sie während der Pandemie eigentlich im Marketingbereich unternommen?

Wir haben natürlich vor allem im digitalen Bereich gearbeitet. Wir sind aber lieber «auf dem Terrain» und bilden Agenten weltweit mithilfe von Partnern im Rahmen von Tourneen aus. Der direkte Dialog ist wichtig. Von der virtuellen ITB beispielsweise waren wir sehr enttäuscht und wir wünschen uns die normale ITB sehnlichst zurück. Aber es ist klar, dass sich auch die Messen ändern und hybrider werden. Messen, Aus-/Weiterbildungs-Anlässe, Studienreisen - das bleiben unsere wesentlichen Pfeiler. Was die Schweiz angeht, so sind wir an der Ausarbeitung einer digitalen Promotionskampagne mit Edelweiss und einigen Reiseveranstaltern; mehr kann ich dazu noch nicht sagen.

Noch etwas zum Preisniveau. Die Seychellen sind ja nicht gerade eine günstige Destination. Wie hat sich das Preisniveau während der Pandemie verändert?

Nicht wesentlich. Wichtig ist hier festzuhalten, dass wir Reisende mit allen Budgethöhen befriedigen können. Man nimmt uns stark als Paar- bzw. Honeymoon-Ferienziel wahr, aber wir sind auch ein Familienziel und haben Produkte für alle möglichen «Special Interest»-Gruppen. Die Unterkunfts-Palette reicht von Ultra-High-End bis hin zu einfachen und authentischen «hôtels de charme». Dank dem bereits wieder grossen Flugangebot und dem breiten Unterkunfts-Angebot sind Ferien auf den Seychellen für viele erschwinglich.

Die Seychellen haben aber auch immer von einer Art Exklusivität profitiert. Sie wollen doch nicht einfach touristisches Wachstum auf Teufel komm raus...

Natürlich wollen wir Wachstum, aber immer im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung. Es gibt bei uns viele Naturschutzprogramme und Plastik ist schon lange aus dem touristischen Angebot verbannt. Auch ein Grossteil unserer Gewässer ist geschützt. Aber es hat schon noch etwas Potenzial. Die Seychellen sind von der Landfläche her klein, doch erstreckt sich unser Gebiet über 1,4 Millionen Quadratkilometer Gewässer und unsere Inseln liegen teils über 1000 Kilometer weit auseinander. Aktuell sind erst 20 Inseln touristisch entwickelt. Etwas Potenzial hat es sicher noch im entlegenen Aldabra-Atoll, dem «Galapagos des Indischen Ozeans». Allerdings werden wir auch da sehr strikt auf eine nachhaltige Entwicklung achten. Schon was die Inneren Inseln, wo sich die allermeisten Touristen aufhalten, angeht, erlauben wir nicht einfach planloses Wachstum. Wir prüfen aktuell beispielsweise die «carrying capacity» pro Insel, also wie viele Touristen bzw. touristische Infrastrukturen eine Insel jeweils maximal erträgt. Bei La Digue beispielsweise ist der Saturationspunkt bereits erreicht.

Was ist, abschliessend, Ihre Message an Reisende, welche die Seychellen in naher Zukunft (wieder) entdecken wollen?

Die Seychellen warten auf Sie! Wir bieten auf kleiner Fläche eine grosse natürliche Vielfalt, tolle kreolische Gastfreundschaft und exzellente Gastronomie, welche das Beste aus drei Kontinenten - Afrika, Europa und Asien - vereint. Sie werden sicherlich ein Hotel passend zu Ihrem Geschmack finden und in Sicherheit Ferien in tollem Klima und ohne grosse Touristenmassen verbringen können.