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Eine Flussfahrt auf der Dunajec: Es gibt keine bessere Art, um in die schöne Landschaft rund um Zakopane einzutauchen. Bilder & Video: DWB

Zakopane – im Rausch der Berge

Dominik Buholzer

Im Winter die Skifahrer, im Sommer die Wanderer: Zakopane ist Polens höchst gelegene Stadt und der Ferienort schlechthin. Hier lohnt es sich sogar, Eintritt für den Friedhof zu zahlen.

Der Magie der Berge kann man sich in Zakopane nur schwer entziehen. Majestätisch breitet sich die Hohe Tatra vor dem polnischen Ferienort aus – herrlich dieser Anblick.

Zakopane liegt 833 Meter über Meer und ist der Ferienort schlechthin in Polen. Jährlich besuchen 3 Millionen Touristen die Stadt, welche knapp 30’000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Im Winter kommen sie zum Wintersport: Es gibt über 50 Skilifte und jene, die es nicht so mit dem Aktivsport haben, können zahlreichen Sportveranstaltungen beiwohnen wie beispielsweise dem internationalen Skispringen. Im Sommer kommen sie zum Wandern – das Streckennetz erstreckt sich über 250 Kilometer.

Einige kommen aber auch ganz einfach wegen der Kurpowkistrasse. Sie ist einen Kilometer lang, führt mitten durchs Stadtzentrum und wird links und rechts von Läden und Restaurants gesäumt. Am Ende mündet sie in einem grossen Markt. Der ist vor allem bei Familien sehr beliebt. Hier stimmt nicht nur das Angebot, sondern auch der Preis.

Mit den Künstlern kam der Aufschwung

Aufgetaucht auf der touristischen Landkarte ist Zakopane erst im 19. Jahrhundert. «Im 16. und 17. Jahrhundert geriet die Region gar in völlige Vergessenheit», erklärt Barbara Zolnowska, Historikerin und Reiseleiterin. Es waren Künstler, die den Ort aus der Vergessenheit führten: Literatur-Nobelpreisträger Henryk Sienkiewicz weilte regelmässig in Zakopane wie auch der Maler Stanisław Ignacy Witkiewicz oder der Lyriker Kazimierz Przerwa-Tetmajer. Viele der Prominenten ruhen heute beim alten Friedhof am Ortseingang. Der Cmentarz Zasłużonych na Pęksowym Brzyzku (Friedhof der Verdienten auf dem Pęksy-Hang) zählt zu den wenigen, für die man Eintritt bezahlen muss. Doch ein Besuch lohnt sich: Gegen 500 Gräber gibt es hier, die zum Teil aus dem 18. Jahrhundert stammen. Rund die Hälfte der Bestatteten sind Persönlichkeiten wie Musiker, Schriftsteller oder auch Bergführer und Wintersportler. Die Gräber sind allesamt aufwendig geschmückt, viele weisen Holzschnitzereien auf.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich auch jener Architekturstil, der dem Ort seinen Stempel aufdrückte: der sogenannte Zakopane-Stil. Besondere Merkmale: Es handelt sich um Holzhäuser, die spitze Dächer und Schnitzereien an der Fassade haben. Zakopane ist sehr reich an solchen historischen Bauten.

Das erste Gebäude, das im Zakopane-Stil gebaut worden ist, ist die Villa-Koliba von Stanislaw Witkiewicz. Er gilt als Vater dieser Bauart, die traditionelle regionale Holzbaukunst mit Elementen der damals modernen Architektur vereint. Die Villa ist heute ein Heimat-Museum.

Traditionen spielen in der Region überhaupt eine sehr starke Rolle. In Chochtow, einem pittoresken Ort wenige Autominuten ausserhalb von Zakopane, waschen die Frauen noch immer jeweils vor Ostern die Fassaden der Holzhäuser. Auf dem Weg dorthin trifft man immer wieder auf Verkaufsstände, wo Einheimische Oscypek verkaufen. Der geräucherte Hartkäse aus Schafsmilch ist eine Delikatesse und sollte unbedingt gekostet werden.

Genauso lohnt sich eine Flussfahrt auf der Dunajec. Aus Pontons bilden die Einheimischen nach traditioneller Art Boote, mit denen sie die Gäste den Fluss hinunterführen. Rund zwei Stunden dauert die Fahrt. Sie führt durch eine atemberaubende Landschaft. Unterwegs erzählen die einheimischen Bootsführer unzählige Anekdoten. Diese Flussfahrten haben sich zu einem eigentlichen Touristenmagnet entwickelt: 200’000 Gäste werden jährlich gezählt. Kein Wunder: Es gibt wohl keine bessere Art, um in die Landschaft Polens einzutauchen.


Wissenswertes

Währung: Offizielle Währung ist der Zloty (0,23 Franken). An den meisten Orten kann man aber auch mit Euro bezahlen.

Anreise: Zakopane liegt gut zweieinhalb Autostunden von Krakau entfernt. Von Krakau gibt es auch Fernbusse, die nach Zakopane gehen.

Klima: Zakopane ist Polens höchst gelegene Stadt. In der Nacht kann es kühl werden – auch im Sommer.

Unterkunft: Es gibt zahlreiche Hotels. Speziell empfohlen werden kann das Nosalowy Dwar Resort&Spa. Es gibt in und um Zakopane zahlreiche, kostengünstige Privatunterkünfte.

Essen und Trinken: Wer gerne gut bürgerliche polnische Küche ausprobieren möchte, dem sei das Restaurant Przy Mtynie in Zakopane empfohlen. In dem Restaurant gibt es auch jeden Abend polnische Volksmusik zu hören. Für Oscypek, den geräucherten Hartkäse aus Schafsmilch, ist Stara Bacowka na Polanie Bialy Potok (alte Hirtenhütte auf der Lichtung Bialy Potok) in Witow eine gute Adresse.

Ausflugstipp: Rund 40 Autominuten von Zakopane entfernt befindet sich Debno, die Erzengel-Michael-Kirche. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist für die Decken- und Wandmalereien berühmt. Sie wurden mit speziellen Schablonen, den sogenannten Patronen, angefertigt. Das älteste Kunstwerk in der Kirche ist das gotische Kreuz aus dem Jahr 1380. Die Holzkirche wurde 2003 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Weitere Infos: www.polen.travel