Destinationen
Die Inzidenzzahlen sinken bei den Herbstferien-Favoriten
Delta hier, Beta dort, Inzidenzzahlen hie, Reiserückkehrer-Ansteckungen da: Das Bild, das wir von Europa aktuell erhalten, sieht düster aus. Die Infektionszahlen steigen überall, die Rede ist wieder von überlasteten Spitälern, die täglichen Ansteckungszahlen in der Schweiz werden plötzlich wieder akribisch verfolgt. Das führt dazu, dass viele Reisende entweder gar nicht buchen oder aber nun auch bereits getätigte Buchungen für den Herbst wieder stornieren - hierbei Gebrauch machend von grosszügigen Kulanzregelungen.
Ist Letzteres wirklich nötig? Natürlich muss das jeder für sich entscheiden. Aber so wie es aussieht, lässt die Infektionsrate in diversen Mittelmeer-Zielen aktuell wieder nach. Zwar liegen die Inzidenzzahlen aktuell noch deutlich über dem Wert, der von Gesundheitsbehörden als «sicher» gilt (nämlich 50) und für grüne Ampeln sorgt. Stand heute bewegt sich Griechenland beispielsweise auf einer 14-Tages-Inzidenz von 434, Spanien bei 331, die Türkei bei 329, Portugal bei 320, Malta bei 169, Italien bei 149 und Kroatien bei 128. Zum Vergleich: Die Schweiz liegt bei 388.
Das heisst, wendet man einfach die Zahlenlogik an, dass der Verbleib in der Schweiz nicht gesundheitlich sicherer ist als die Reise in die meisten Ferienländer. Nun haben wir aber an dieser Stelle auch schon argumentiert, dass Inzidenzzahlen nur bedingte Aussagekraft haben, da sie regionale Unterschiede und individuelle Verhaltensweisen in keiner Weise widerspiegeln. Kommt hinzu, dass die Trends nun praktisch überall nach unten zeigen. Schaut man sich die Zahlen der Johns Hopkins University an, auf dieser Website schön aggregiert, sieht man bei vielen der oben genannten Destinationen, dass die Inzidenzzahlen bereits wieder am sinken sind. Relevant ist jeweils die rote Kurve. Und da sieht man, dass beispielsweise in Spanien die Inzidenzzahlen deutlich auf dem Rückmarsch sind, oder in der Türkei am Stagnieren.
Ob das beruhigend wirkt, können wir wie gesagt nicht beeinflussen. Wir interpretieren das allerdings so, dass nach dem neuen Peak wegen der Delta-Variante nun vielerorts Massnahmen ergriffen wurden, welche bereits zu wirken beginnen. Auch die Durchimpfung schreitet voran - vielleicht nicht schnell genug, aber immer mehr ursprüngliche Zögerer nehmen jetzt am Impf-Effort teil, in der Schweiz wie auch in den Zielgebieten. Ausserdem wird die Impfung oder zumindest das 3-Zertifikat nun an immer mehr Orten verlangt; Swiss verlangt nun - wie auch United, Qantas und weitere Airlines - von der eigenen Besatzung eine Impfung. Kurz: Die Tourismusbranche tut das ihr Mögliche, um die Situation zu entschärfen.
Zuversicht für den Herbst bei den Veranstaltern
Reicht das, um die öffentliche Stimmung hinsichtlich dem Reisen zum Positiven hin zu bewegen? Aktuell hört man ja oft, dass es zu einem hohen Prozentsatz «Reise-Rückkehrer» sind, welche angesteckt sind. Weniger oft wird spezifiziert, woher diese einreisen, wo sie sich angesteckt haben und ob sie geimpft waren oder nicht. Trotzdem wurde offenbar genügend Unsicherheit gestreut, dass nun einige Kunden ihre gebuchten Ferien in den kommenden Wochen und Monaten vorsorglich annullieren, und dabei auf flexible Umbuchungs- und Annullierungsmodelle zurückgreifen können. Wie ist die Lage wirklich?
Tanja Pöll, Sprecherin von Hotelplan Suisse, erklärt gegenüber Travelnews: «Es gibt tatsächlich vereinzelt Annullationen für bevorstehende Ferien. Es gibt aber auch immer wieder Neubuchungen. Da weiterhin relativ kurzfristig gebucht wird, lassen sich noch keine klaren Trends für den Herbst herauslesen. Stand jetzt haben wir am meisten Buchungen für Griechenland, Spanien, Zypern und Ägypten. Wir stellen auch fest, dass sich die Situation in den Zielgebieten etwas entspannt und rechnen nochmals mit einer erhöhten Nachfrage kurz vor den Herbstferien, sofern sich die Lage nicht wieder verschärft. Wir sind also für das Herbstgeschäft durchaus positiv gestimmt.»
Constanze Andrianello (Sprecherin TUI Suisse) erklärt Ihrerseits: Nachdem dieser Sommer in der Schweiz praktisch keiner war, gehen wir davon aus, dass viele Schweizer den ‹Sommer verlängern› möchten und rechnen dementsprechend auch noch mit Herbst-Nachfrage an bereisbare Destinationen. Daher haben wir unsere Flugkapazitäten nach Griechenland und Ägypten mit Vollcharter-Flügen ab Zürich an die beliebten Destinationen Kos und Hurghada aufgestockt. Es wird weiterhin kurzfristig gebucht und manchmal ist die Buchungsbereitschaft noch zögerlich, der Informations- und Beratungsbedarf der Kunden bei unseren erfahrenen TUI Reise-Experten oder online stimmen uns jedoch zuversichtlich. Umbuchungen oder Annullierungen für die Herbstferien haben wir nur vereinzelt. Neubuchungen für die Herbstferien konzentrieren sich aktuell auf das östliche Mittelmeer: Griechenland, Zypern, die Türkei und Ägypten erfreuen sich schon jetzt guter Nachfrage. Wir erachten das Reisen als sicher und die heimgekehrten Kunden sind in der Regel begeistert und stellen fest, dass die Einhaltung von Covid-Massnahmen in den Zielgebieten konsequent umgesetzt werden. Von da her sind wir recht zuversichtlich für das Herbstgeschäft.»
Ähnlich klingt es bei DER Touristik Suisse, wo Sprecher Markus Flick Folgendes sagt: «Wir blicken optimistisch auf das kommende Herbstgeschäft, weil sich die Planbarkeit von Reisen mindestens innerhalb Europas deutlich verbessert hat und das Fernweh infolge des eher tristen Sommerwetters in der Schweiz gross ist. Gute Schutzkonzepte und die Testpflicht für nicht geimpfte Ferienrückkehrende auf dem Luftweg haben Veranstalterreisen in den vergangenen Sommerferien unter sicheren Bedingungen ermöglicht und werden dies auch weiterhin tun. Gerne rufen wir auch in Erinnerung, dass die Buchung von Pauschalreisen im Herbst und darüber hinaus weiterhin risikolos möglich ist. Verändern sich die Rahmenbedingungen einer Reise nach der Buchung signifikant – etwa mittels Impf- oder Quarantänepflichten – bieten Kuoni und ihre Schwestermarken grosszügige Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten an. Zusätzlich ermöglichen Kuoni, Helvetic Tours und Manta Reisen für bestimmte Produkte sogar dann ein kostenloses Rücktrittsrechts bis zwei Wochen vor der Abreise, wenn gar kein Hindernisgrund für die Reise besteht.»