Destinationen

Die Freiheitsstatue, ein Symbol der amerikanischen Willkommenskultur, hat zuletzt nur wenige ausländische Besucher vorbeikommen sehen. Bild: Lucas Franco

Erbärmliches Bild bei den US-Einreisezahlen

Der US-Binnentourismus sorgt zwar für einigermassen gutes Geschäft für viele amerikanische Tourismusunternehmen. Doch die wichtigen ausländischen Besucher bleiben weiterhin weg, primär aufgrund restriktiver Einreisebestimmungen. An der Fachmesse IPW wird derweil unbeirrt festgehalten. Die 400 Teilnehmenden aus Europa hoffen auf die rechtzeitige Erteilung eines NIE-Visums.

Die USA sind für herkömmliche Touristen aus Europa und einer Reihe weiterer Länder weiterhin nicht zugänglich. Ob sich das rasch ändert, ist völlig unbekannt. Priorität dürfte in Washington aktuell die Situation in Afghanistan haben; im gesundheitlichen Bereich lässt nun auch dort derweil die sich ausbreitende Delta-Variante Unsicherheit aufkommen. Und noch ist die gegenseitige Anerkennung des Impfausweises (zwischen USA und Europa) nicht vollbracht, wovon die Einreise-Erlaubnis wohl abhängen wird.

Grosses Jammern hört man derweil in den USA nicht. Die Amerikaner machen einfach Ferien in ihrem riesigen Land. Motorhome-Anbieter sind auf längere Zeit ausgebucht, zahlreiche klassische touristische Hotspots sind gut mit Einheimischen belegt. Neue Stellen im Tourismus werden ausgeschrieben; Attraktionen, Touren, Shows und Restaurants haben wieder weitestgehend geöffnet. Es ist wie so oft in den USA: Aktuell ist der Markt einfach von «Domestic-Nachfrage» dominiert und der internationale Markt ins Hintertreffen gerückt; wenn sich die internationale Nachfrage erholt oder der Domestic-Markt abschwächt, wird auch das Interesse der Anbieter an internationaler Kundschaft wieder deutlich steigen. Solche Pendelbewegungen gab es schon früher, aber natürlich nie in einer solchen Einseitigkeit wie jetzt.

Das amerikanische National Travel and Tourism Office (NTTO) des US-Handelsministeriums hat derweil Zahlen veröffentlicht, welche schonungslos darlegen, wie massiv schlecht die Inbound-Reisezahlen in die Vereinigten Staaten weiterhin sind. Laut den Zahlen von Januar bis Juni 2021 reisten gerade mal 8120 Schweizer in die USA, ein Minus von 94,7% gegenüber 2020, als von Januar bis März immerhin noch einigermassen normale Nachfrage herrschte. Die Schweiz ist damit auf Rang 44 der globalen Quellmärkte; in der Regel war die Schweiz immer in den Top 20. Die 5 wichtigsten touristischen US-Quellmärkte 2019 - Grossbritannien, Japan, Südkorea, Brasilien und China - sind nicht mal in den Top 15 zu finden.

Quelle Zahlenmaterial: U.S. NTTO

«Der IPW findet zu 100% statt»

Trotz der miserablen, aber eigentlich selbstverschuldet tiefen Nachfrage aus internationalen Märkten war es nie wirklich ein Thema, dass der IPW - die wichtigste touristische Einkaufsmesse der USA - im Jahr 2021 nochmals abgesagt werden könnte. Das Datum wurde von üblicherweise Mai/Juni in den September geschoben und die Nachfrage aus dem Domestic-Bereich ist gross genug, um die fehlende Nachfrage von internationalen Einkäufern genügend wettzumachen, so dass der Anlass zumindest kommerziell sinnvoll durchgeführt werden kann. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, online am IPW 2021 - welcher physisch in Las Vegas stattfinden wird - teilzunehmen.

Davon macht beispielsweise Hotelplan Gebrauch. Nachdem einige der grossen USA-Anbieter auch nicht mehr eigene Einkäufer aus der Schweiz schicken, wird die Schweizer Delegation am IPW denn auch sehr klein ausfallen. Vier TO-Einkäufer sind angemeldet, dazu vier Journalisten und Heinz Zimmermann als Präsident des Visit USA Committee Schweiz. Dazu gesellen sich offiziell zwar 14 Mitarbeitende von Getyourguide, welche aber praktisch ausnahmslos nicht «Schweizer» sind sondern den Schweizer Firmensitz repräsentieren. Lässt man mal Getyourguide weg, spricht man also von 9 Teilnehmenden. Das ist weit weg von den in den 90er Jahren noch jeweils weit über 50 Teilnehmenden aus der Schweiz.

Malcolm Smith, Senior VP der U.S. Travel Association, liess mittlerweile verlauten, dass der IPW nicht nur «zu 100% stattfinden» wird, sondern bislang rund 700 Unternehmen als Aussteller dabei sind und eine nicht näher spezifizierte Zahl an Einkäufern und Pressevertretern. Davon sollen allerdings rund 1000 aus internationalen Märkten kommen. Rund 500 kommen aus Ländern, deren Bewohner bereits in die USA reisen dürfen (Kanada, Mexiko, Zentral- und Südamerika), rund 400 weitere sollen aus Grossbritannien und der EU kommen. Smith geht davon aus, dass diese einreisen können. In diesem Zusammenhang interessant: Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung der IPW für die einheimische Wirtschaft hat die US-Regierung den internationalen IPW-Teilnehmenden die Möglichkeit eingeräumt, ein 30-tägiges NIE-Visum als Gruppe zu beantragen. «NIE» steht dabei für «National Interest Exception», also eine Ausnahme im Interesse der USA. Die U.S. Travel Association ist der Ansicht, dass dies ein viel effektiverer Weg ist, eine Genehmigung für die US-Einreise für die Teilnahme am IPW zu erhalten. Es ist keine Garantie für eine Genehmigung, aber es stellt sicher, dass internationale IPW-Teilnehmer zumindest die Möglichkeit zu einem NIE-Visum erhalten.

Man darf gespannt sein. Der IPW beginnt am 18. September und dauert bis zum 22. September 2021. Für die Teilnahme ist übrigens eine Maske während sämtlicher Meetings obligatorisch (ungeachtet des Impfstatus). Wer will, kann sich übrigens direkt vor Ort impfen lassen; dafür wird es entsprechende Einrichtungen auf dem Messegelände haben.

(JCR)