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Maria del Sol Velásquez, Tourism Director bei PromPerú: «Millennials werden die ersten sein, die wieder reisen.» Bild: PromPerú

«Schweizer geben in Peru fast doppelt so viel wie durchschnittliche Touristen aus»

Jean-Claude Raemy

Im Rahmen der Travelnews-Serie «Ländercheck» richten wir den Blick nun mal wieder nach Südamerika, genauer nach Peru. Heute stellt sich Maria del Sol Velásquez, Tourism Director bei PromPerú, den Fragen hinsichtlich Reisebestimmungen und aktueller Situation im Land. Dabei hat sie auch viel zum Thema Nachhaltigkeit zu sagen.

Frau del Sol Velásquez, Peru erlaubt aktuell die Einreise von Schweizern. Wie sehen die konkreten Einreisebestimmungen aus?

Vorausschicken möchte ich, dass die peruanische Regierung verschiedene Massnahmen ergriffen hat, um COVID-19 zu bekämpfen und eine sichere Erfahrung für Besucher zu gewährleisten. Bezüglich der Einreise ins Land für internationale Touristen gilt Folgendes:

Reisende müssen einen negativen PCR-Test vorweisen, welcher bis zu 72 Stunden vor dem Betreten des Flugzeugs ausgestellt wurde, oder einen negativen Antigentest, der bis zu 24 Stunden vor dem Flug ausgestellt wurde. Die Einreise von Reisenden aus Südafrika, Brasilien und Indien - und Personen, die sich zuletzt dort aufgehalten haben - ist bis zum 8. August ausgesetzt. Das gilt auch für Transitpassagiere. Die Massnahmen werden ständig aktualisiert - es empfiehlt sich stets ein Blick auf aktuelle Einreisebestimmungen.

Wie kommt man aktuell nach Peru?

Derzeit gibt es Flugverbindungen aus Europa mit Iberia, Air Europa, Air France, LATAM, Plus Ultra und KLM.

Für Inlandsflüge ist übrigens kein Test erforderlich. Passagiere müssen lediglich eine eidesstattliche Erklärung unterschreiben, dass sie keine Covid-19-Symptome haben.

Sie haben vorhin die Corona-Massnahmen im Land angesprochen. Wie sehen denn diese aus?

Die Sicherheitsmassnahmen im Land gewährleisten eine sichere Reiseerfahrung. Die Protokolle werden durch das WTTC-Siegel für sicheres Reisen bestätigt, welches Peru bereits letzten Oktober erhalten hat.

Derzeit ist aber noch der nationale Notstand bis mindestens zum 31. August 2021 in Kraft. Die Behörden haben ein dreistufiges System eingeführt (mässig, hoch und sehr hoch) mit Einschränkungen je nach Risikograd. Lima und Cusco befinden sich auf der Stufe Hoch. Der Zugang zu den Stränden des Landes ist derweil erlaubt. Geschäftliche Veranstaltungen in geschlossenen Räumen können mit reduzierter Kapazität entsprechend der jeweiligen Stufe durchgeführt werden. Restaurants sind auch im Innenbereich mit Sicherheitsauflagen und reduzierter Kapazität - zu 50 Prozent - geöffnet. Im Aussenbereich gibt es keine Kapazitätsbeschränkungen.

Einkaufszentren, Galerien, Kaufhäuser, Gemischtwarenläden und andere Geschäfte sind mit einer reduzierten Kapazität von 40 Prozent geöffnet. Abhängig von der Risikoeinstufung kann es nachts zwischen 22.00 oder 24.00 und 04.00 zu Ausgangssperren kommen, sonntags gilt in Regionen mit sehr hohem Risiko eine Fahrbeschränkung.

Was ist mit Gesichtsmasken?

Die Verwendung von Gesichtsmasken ist im ganzen Land vorgeschrieben, ebenso wie die Verwendung einer Doppelmaske an geschlossenen Orten, wie Flughäfen, Einkaufszentren, Banken, Supermärkten und anderen. Ebenso ist die Verwendung eines Visiers in öffentlichen Verkehrsmitteln vorgeschrieben.

Kann man sich denn auch vor Ort testen lassen?

Viele Hotels verfügen über Einrichtungen zur Durchführung von PCR- und Antigentests für den Rückflug bzw. unterstützen die Gäste bei der Vereinbarung von Terminen. Zusätzlich gibt es ein Testlabor am internationalen Flughafen von Lima.

Ein Antigentest kann umgerechnet zwischen 27-36 Euro und ein Molekulartest zwischen 56-67 Euro kosten. Die Ergebniszeit kann von Labor zu Labor variieren, dauert aber im Allgemeinen zwischen 1 und 12 Stunden für Antigentests und zwischen 12 und 24 Stunden für molekulare Tests.

«Viele Hotels verfügen über Einrichtungen zur Durchführung von PCR- und Antigentests für den Rückflug.»

Kommen wir auf den Schweizer Quellmarkt zu sprechen. Wie hat sich dieser zuletzt entwickelt?

Die Zahl der Schweizer Touristen, die nach Peru kamen, blieb bis 2019 stabil: Im letzten Jahr mit vernünftigen Zahlen, 2019, besuchten 23'696 Schweizer unser Land. Die durchschnittlichen Ausgaben der Schweizer Besucher liegen bei 1786 US-Dollar, was fast doppelt so hoch ist wie die Ausgaben des durchschnittlichen ausländischen Touristen in Peru. Deshalb sind Schweizer Touristen für uns sehr wertvoll.

Was besuchen die Schweizer in Ihrem Land denn?

Die Schweizer besuchen hauptsächlich Lima, Cusco, Arequipa und Puno und bevorzugen kulturelle Erlebnisse sowie Aktivitäten in der Natur.

Wie wird denn nun die touristische Erholung im Gesamten angetrieben?

Das Ministerium für Aussenhandel und Tourismus, Mincetur, hat einen Drei-Jahres-Plan mit dem Namen «Nationale Strategie zur Reaktivierung des Tourismussektors» erstellt, mit dem Ziel, Peru als Reiseziel mit kulturellem und natürlichen Reichtum sowie als Ort aussergewöhnlicher Erlebnisse zu positionieren. Als Teil dieser Strategie arbeitet Peru mit verschiedenen internationalen Reiseberater-Gruppierungen bzw. Verbänden wie Virtuoso, Traveler Made, ATTA und anderen zusammen. Darüber hinaus werden strategische Allianzen mit Fluggesellschaften geschlossen, um die Vermarktung des Reiseziels zu fördern und die Verbindungen nach Peru zu verbessern.

Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Reaktivierung des internationalen Tourismus ist auch die Teilnahme an Messen wie FITUR, ITB oder TOP RESA, welche die privaten Unternehmen bei der Kommerzialisierung der Destination unterstützen.

Spüren Sie im Land denn schon eine touristische Erholung?

Was die Situation im Lande betrifft, so erholt sich der Tourismussektor «langsam aber stetig». Im ersten Quartal dieses Jahres konnte ein Anstieg der Besuche im Vergleich zu den letzten beiden Quartalen des Jahres 2020 verzeichnet werden.

Was ist mit Impfungen?

Der Impfprozess ist wichtig, um die Reaktivierung des Tourismussektors voranzutreiben, und in Peru begann dieser im vergangenen Februar. Bis zum Ende des Jahres ist geplant, den Grossteil der erwachsenen Bevölkerung des Landes - damit meinen wir Personen über 12 Jahren - kostenlos zu impfen und zu diesem Zweck werden im Laufe des Jahres nach und nach 78,7 Millionen Impfstoffe eintreffen.

Bis heute beträgt die Gesamtzahl der mit beiden Dosen Geimpften mehr als dreieinhalb Millionen Menschen, während diejenigen, die mit mindestens einer Dosis geimpft wurden, sechs Millionen überschreiten. Dies bei einer Gesamtbevölkerung von rund 32,5 Millionen Personen.

«Machu Picchu soll zur ersten klimaneutralen Touristenattraktion werden.»

Sprechen wir nochmals über den touristischen Restart. Welche Marketingmassnahmen sind dafür konkret vorgesehen?

Anfang Mai startete Promperú die internationale Kampagne «Awaken to Peru», um für die Reiseplanung in das Land zu werben sowie Vertrauen zu schaffen, indem über die Umsetzung von Gesundheitsprotokollen informiert wird. Die Kampagne richtet sich an Millennials in den Vereinigten Staaten und Mexiko. Es ist erwähnenswert, dass die Ausrichtung auf das Millennial-Segment auf der Tatsache beruht, dass diese Altersgruppe die ersten sein werden, die wieder reisen und dabei immer die aufgrund der Pandemie geltenden Gesundheitsvorschriften beachten.

Die Kampagne besteht aus audiovisuellen und digitalen Teilen, welche Reisepakete für verschiedene Regionen des Landes beinhalten: Arequipa, Cusco, Loreto, Madre de Dios, Puno und Lima. Es ist geplant, diese Aktion im Laufe dieses Jahres auf andere Märkte auszuweiten.

Hat sich aufgrund der Pandemie eigentlich das touristische Angebot im Land verändert?

Das Reisen wird sich von nun an verändern und damit auch die Reisenden. Reisende suchen aktuell sichere Erlebnisse mit umweltfreundlicheren und flexibleren Angeboten. Darüber hinaus gibt es einen Trend, nachhaltiger zu reisen, da das Coronavirus den Einfluss des Menschen auf die Umwelt aufgezeigt hat. Für die Zukunft wird eine umweltbewusstere Denkweise erwartet. Ausserdem werden die Menschen künftig bestimmte Reiseziele während der Hochsaison meiden, um die Konzentration von Menschen zu vermeiden. Nicht nur, um sich selbst zu schützen, sondern auch die Orte, die sie besuchen.

In dieser Hinsicht stellt sich Peru auf die neuen Trends und Anforderungen ein. Das Reiseziel verfügt seit Oktober letzten Jahres über Biosicherheitsprotokolle, die mit dem WTTC-Siegel «Safe Travels» ausgezeichnet sind. Verschiedene touristische Attraktionen haben diese internationale Auszeichnung bereits erhalten, darunter Machu Picchu und das Heilige Tal in Cusco, der Colca-Canyon in Arequipa, der Titicacasee in Puno, die Cordillera Blanca in Ancash, das Pacaya-Samiria-Reservat in Loreto, der Bezirk Miraflores in Lima, und viele mehr.

Da geht es um gesundheitliche Sicherheit. Was ist mit Nachhaltigkeit?

Um das nachhaltige Angebot zu stärken, wurde ein sehr wichtiger Schritt in Verbindung mit dem «Global Movement for the Sustainability of Destinations», das von der UNO unterstützt wird, unternommen. In dessen Rahmen werden Strategien entwickelt und gefördert, um Lima zu einem nachhaltigen MICE-Ziel zu machen.

Um das touristische Angebot in Sachen Nachhaltigkeit aufzuzeigen, wurde zudem ein E-Book erstellt, welches nachhaltige Erfahrungen und Projekte im ganzen Land präsentiert. Es heisst «A Journey in Sustainable Tourism».

Zu guter Letzt ist noch die Initiative «MAPI CO2 neutral» zu erwähnen, welche darauf abzielt, Machu Picchu zur ersten klimaneutralen Touristenattraktion zu machen, indem Kohlendioxid- und Treibhausgasemissionen reduziert werden. Der Weg zu diesem Ziel begann im vergangenen November. Der öffentliche und der private Sektor in Peru arbeiten seitdem Hand in Hand, um die Inkazitadelle als nachhaltige und sichere Destination von Weltklasse zu positionieren, und neue Standards im Tourismus in Peru und weltweit zu setzen. Erstes Etappenziel ist eine Senkung des CO2-Ausstosses um 45 Prozent bis 2030; bis 2050 soll dann die Klimaneutralität erreicht werden. Nachdem der genaue CO2-Abdruck und der notwendige Ausgleich ermittelt wurde, erfolgt die Zertifizierung von Machu Picchu als klimaneutrales Reiseziel.

Das touristische Aushängeschild als neues Umwweltschutz-Aushängeschild...

Weltweit ist der Tourismus für 8 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich, in Peru sind es 5 Prozent. Mit «MAPI CO2 neutral» leistet Peru einen direkten Beitrag zum Klimaschutz, im Einklang mit den Pariser Abkommen und den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Darüber hinaus zeigt sich Peru als ein Land, das sich für eine grüne und nachhaltige Erholung der Wirtschaft und des Tourismus einsetzt. Wichtige Impulse für einen erfolgreichen Neustart des Tourismus werden geliefert. Auf längere Sicht soll «MAPI CO2 neutral» ein Referenzprojekt für andere Regionen im Land sein.