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Amsterdam führt Touristen-Obergrenze ein
Nina WildWerden beliebte europäische Städte wie Berlin, Barcelona oder Amsterdam mit der Zunahme der Reiseströme schon bald wieder regelrecht von Touristen überrannt? Gut möglich, doch gerade die Niederländische Hauptstadt sagt dem Problem Overtourism den Kampf an. Und das in einer Zeit, in welcher die touristischen Leistungsträger monatelang gelitten haben. Dafür freuten sich die Einwohner, dass sie ihre Stadt endlich wieder für sich hatten.
Gemeinsam mit einer Gruppe von Bürgerinnen und Bürger, der Tourismusbranche und der Stadt erarbeitete die Bürgermeisterin von Amsterdam, Femke Halsema, den Massnahmenkatalog «Stad in Balans», der insgesamt 88 Massnahmen vorschlug und im November vorgestellt wurde. Darunter etwa Gebühren für Tagestouristen, Höhere Gebühren für Billigflieger oder Ideen, wie Touristen in andere Viertel als die Innenstadt gelockt werden können, berichtet der «Spiegel».
Bereits Monate zuvor hatte demnach die Bürgerinitiative «Amsterdam hat die Wahl» eine Petition an die Stadt gerichtet, endlich eine Obergrenze für Touristen einzuführen. Zwölf Millionen statt 22 Millionen Übernachtungen sollen noch erlaubt sein. 30'000 Einwohner unterschrieben diese. Am Donnerstag wurde die Petition als Verordnung unter dem Namen «Toerisme in Balans» vom Gemeinderat verabschiedet. Damit hat Amsterdam als erste Stadt weltweit der Tourismusbranche eine Wachstumsgrenze auferlegt, so die Zeitung weiter.
Wie viele Touristen sind für einen Ort tragbar?
Konkret sehe die Verordnung einen Korridor von 10 bis 20 Millionen Touristenübernachtungen vor, als Signalwerte gelten 12 und 18 Millionen. «Die Stärke dieser Regelung ist, dass wir uns darauf geeinigt haben, wie viele Touristen wir eigentlich gut für Amsterdam finden», sagte Reinier van Dantzig, Fraktionsvorsitzender der linksliberalen Partei Democraten 66 gemäss «NH Nieuws». Eine Untergrenze sei wichtig, weil aktuell zu wenige Besucher in Amsterdam seien, die Obergrenze wiederum diene dazu, dass die Situation nicht aus dem Ruder laufe.
Laut dem «Spiegel» mache der Gemeinderat jährlich eine Prognose zu den Touristenübernachtungen für das laufende sowie die zwei bevorstehenden Jahre - und eine Bilanz zum vergangenen Jahr. Liege die Übernachtungszahl in der Nähe der Signalwerte, soll innerhalb von sechs Monaten ein Strategiepapier erstellt werden, das Massnahmen enthalte wie etwa eine Regulierung der privaten Zimmervermietungen oder eine Veränderung der Touristensteuer. Darüber hinaus lasse sich der Gemeinderat alle zwei Jahre über die Lebensqualität in den Stadtteilen informieren.