Destinationen

Carmen Breuss, Direktorin der Österreich Werbung in der Schweiz, präsentierte zusammen mit ihrem Team und sechs Tourismuspartnern im GDI Rüschlikon den diesjährigen Sommerstart. Bild: TN

«Die Ferienentscheidung wird in diesem Jahr sehr kurzfristig getroffen»

Gregor Waser

Stehen Österreich-Ferien bei Schweizern hoch im Kurs? Carmen Breuss, Direktorin der Österreich Werbung in der Schweiz, nennt die Herausforderungen der laufenden Saison – und die Trümpfe ihrer Destination.

Frau Breuss, die Sommerferien beginnen. Zieht es viele Schweizerinnen und Schweizer nach Österreich?

Carmen Breuss: Wir sind für die nächsten Wochen, auch was den Herbst betrifft, optimistisch. Schweizerinnen und Schweizer haben im vergangenen Jahr sehr viel vom eigenen Land gesehen. Die grosse Frage ist: wird der Drang nach dem Meer riesig sein und wie entwickeln sich die Corona-Zahlen in den Badedestinationen? Bleiben die Schweizer erneut im Inland - oder möchten sie wieder mal einen Tapetenwechsel? Es liegen noch keine Zahlen vor, aber was wir deutlich erkennen: die Entscheidungen werden kurzfristig getroffen, abhängig von der Situation im eigenen Land und jener in der Zieldestination.

Derzeit buhlen viele Destinationen um die Rückkehr von Schweizer Touristen. Wo orten Sie die Trümpfe Österreichs?

Ergänzend zu den Stärken unseres Landes wie der attraktiven Landschaft, den vielfältigen Möglichkeiten zu Bewegung und Erholung in der Natur, dem lebendigen Kulturleben, der hohen Qualität der Hotellerie und der Gastfreundschaft können wir bezüglich Erreichbarkeit und Nähe punkten. Man hat Vertrauen, kennt die österreichischen Gastgeber und fühlt sich bei uns gut aufgehoben. Weiter sind Stornobedingungen und kurzfristige Buchungsmöglichkeiten in diesem Jahr entscheidend. Und wir hoffen, auch kurzfristig noch jene Unterkünfte verfügbar zu haben, die sich Schweizer wünschen.

Auf was legen Schweizer Gäste Ihrer Meinung nach besonderen Wert in diesem Jahr?

Wichtig sind neben der Infrastruktur, unserem guten Preis-/Leistungsverhältnis, einer ausgezeichneten, familiär geführten Hotellerie vor allem das Vertrauen, das man in die Gastgeber hat. An Aktivitäten werden Wandern, Radfahren, Baden hoch im Kurs stehen – auch was Erholung und Sich-Verwöhnen-Lassen betrifft, ist Österreich sehr gut aufgestellt.

«Die 3-G-Regel könnte für Familien eine gewisse Hürde darstellen.»

Um welche Bereiche drehen sich noch Fragezeichen?

Es ist noch schwierig einzuschätzen, wie die Auswirkungen unserer 3-G-Regel sein wird; gerade bei Schweizern, die vergleichsweise liberale Massnahmen kennen. Die Regel besagt, dass nur Geimpfte, Genesene oder Getestete Eintritt zu Veranstaltungen oder auch in Hotels und Restaurants erhalten. Die Regel gilt ab 12 Jahren, in Wien sogar ab 6 Jahren. Wenn nun eine Familie mit zwei geimpften Eltern und einem Teenie anreist, muss der Teenie regelmässig getestet werden. Die Infrastruktur ist zwar sehr gut ausgebaut und die Tests sind gratis, doch diese Regel könnte für Familien eine gewisse Hürde darstellen. Dies können wir noch nicht abschätzen. Andererseits stellt die 3-G-Regel auch eine Sicherheit dar. Man weiss, wenn man in einem Restaurant ist – und die Maskenpflicht ist seit dem 1. Juli gefallen –, dann sind alle, die im Raum sind entweder geimpft, genesen oder getestet.

Bewegung und Kulinarik werden bei der Österreich Werbung in diesem Jahr besonders herausgestrichen. Wir kam es zu dieser Themenwahl?

Die Themenschwerpunkte der Österreich Werbung werden aufgrund der Bedeutung von gesellschaftlichen Entwicklungen und den Stärken unseres Landes gesetzt. In der Schweiz fokussieren wir auf die Bewegung in der Natur, wobei das gemeinsame, unbeschwerte Erlebnis im Zentrum steht. Kulinarik hat für unsere Schweizer Gäste immer eine grosse Bedeutung. Wir stellen dieses Jahr besonders die Spitzenleistungen unserer einheimischen Produzenten, von Köch*innen veredelt dar. Die traditionelle Art der Zubereitung wird mit innovativem Geist und aufgrund vielfältiger, auch internationaler Einflüsse und Erfahrungen aufgepeppt. Auch der Geist sehnt sich wieder nach Anregungen, hier bietet Österreich viel Inspiration und neue Erfahrungen durch Kunst und Kultur.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung anderer Märkte?

Der Inland-Tourismus wird sich wie in vielen Ländern gut entwickeln. Für den Herkunftsmarkt Deutschland sind wir positiv gestimmt, bereits 2020 hatten wir fantastische Zahlen. Auch was die Gäste aus Zentral- und Osteuropa betrifft, etwa Tschechien und Polen, sind wir optimistisch. Im Bereich Longhaul sind wir froh, dass Gäste aus den USA und Kanada wieder zu uns reisen dürfen, das gleich gilt für die Arabischen Emirate. Die epidemiologische Entwicklung in allen Ländern wird uns aber wohl auch diesen Sommer noch begleiten.