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Südafrika, wie man es kennt und liebt (hier ein Bild aus der Kapregion): Die stark gebeutelte Tourismusindustrie vor Ort hofft auf eine baldige Erholung der Nachfrage. Bild: Kyle Cut Media

«Von Januar bis April 2021 kamen nur 1493 Personen aus der Schweiz nach Südafrika»

Jean-Claude Raemy

Südafrika lässt sich wieder bereisen. Nach einem Nachfrageeinbruch aus der Schweiz um 93 Prozent soll es nun wieder aufwärts gehen. Was man bei der Reise nach Südafrika aktuell beachten muss und wie der südafrikanische Restart-Plan aussieht, erklärt Ian Utermohlen, Regional General Manager Europe von South African Tourism, im Rahmen der Travelnews-Serie «Ländercheck».

Südafrika hat ein extrem schwieriges Tourismusjahr hinter sich - und auch noch vor sich. Neusten Berechnungen zufolge sind 23 Prozent aller Jobs im Tourismus verloren gegangen, weil ausländische Touristen seit Beginn der Covid-Krise weitgehend ausblieben und die Einnahme-Ausfälle von Domestic-Touristen natürlich bei Weitem nicht wettgemacht werden konnten. Das lag zum Teil an eigens auferlegten Reiserestriktionen, aber eben auch an Restriktionen von Ländern weltweit, welche Südafrika als «Virusmutationsgebiet» definierten. Wobei die Virusmutation B.1.351, obwohl in Südafrika erstmals entdeckt, längst in zahllosen Ländern zu finden ist und der leichtfertig verwendete Begriff «Südafrika-Variante» riesigen Schaden anrichtet - von der WHO wird inzwischen nur noch von der «Beta-Variante» gesprochen, um die Landesstigmatisierung zu unterbinden.

Immerhin: Südafrika figuriert nicht mehr auf der Risikoländerliste des Bundesamts für Gesundheit, wodurch bei Rückkehr in die Schweiz keinerlei besondere Tests mehr nötig sind. Wie sieht es aber bei der Einreise in Südafrika aus? Wie geht es dem Tourismus dort und welche Erwartungen hat man für die nahe touristische Zukunft? Antworten erhielten wir vom Ian Utermohlen, Europa-Chef des South African Tourism Board (SAT).  


Ian Utermohlen

Herr Utermohlen, wie sehen die aktuellen Einreisebestimmungen in Südafrika aus?

Alle Reisende, die in unserem Land ankommen, müssen einen negativen PCR-Test aus ihrem Herkunftsland vorweisen, welcher nicht älter als 72 Stunden sein darf. Bei der Ankunft werden zudem alle Einreisenden auf Covid-19-Symptome gecheckt; dazu gehört das Ausfüllen eines Fragebogens vor dem Verlassen des Flugzeugs sowie ein Temperaturcheck im Terminal, vorgenommen durch Mitarbeitende der «Port Health». Hat der Passagier eine Körpertemperatur über 37 Grad Celsius, wird ein «secondary screening» durchgeführt, dessen Kosten der Passagier tragen muss.

In diesem Zusammenhang will ich betonen, dass sämtliche Flughäfen in Südafrika genügend ausgestattet sind, um die gesundheitliche Sicherheit aller Ein- und Ausreisenden zu gewährleisten. Es gibt überall Desinfektionsmöglichkeiten und auch Mitarbeitende, welche Passagieren eine Komplett-Desinfektion anbieten. Wir empfehlen natürlich allen Reisenden, sich strikt an die gängigen Covid-Gesundheitsprotokolle zu halten, also regelmässige Handdesinfektion, Maskentragen und Social Distancing.

Wie sieht es denn mit speziellen Massnahmen oder Einschränkungen vor Ort aus?

Die Massnahmen sind eigentlich recht mild. Grundsätzlich ist internationale Reisetätigkeit erlaubt. Alle internationalen Flughäfen - OR Tambo International Airport und Lanseria International Airport in Johannesburg, King Shaka International Airport in Durban, Cape Town International Airport und Kruger Mpumalanga International Airport - sind geöffnet. Wer via der Provinz Gauteng in andere südafrikanische Provinzen reist, tut dies via den OR Tambo International Airport. Wir empfehlen, den persönlichen Reiseplan mit den Buchungsdetails für die Weiterreise in andere Provinzen bereit zu halten, da dies möglicherweise kontrolliert wird.

Die meisten touristischen Attraktionen sind derweil offen. Auch öffentliche Orte wie Strände oder Parks sind offen. Allerdings sind grössere Gruppenansammlungen dort weiterhin verboten, und auch Restaurants dürfen bis auf Weiteres nur für Takeaway oder Lieferdienst geöffnet sein. Es gilt eine tägliche Ausganssperre von 21.00–04.00 Uhr. Alle nicht-essenziellen Unternehmen müssen um 20.00 Uhr schliessen, um den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, bis 21 Uhr zuhause zu sein. Alkoholverkauf ist derzeit ebenfalls verboten, für direkten Konsum wie auch für Mitnahme.

Was ist mit den Hotels?

Sämtliche Beherbergungsunternehmen in allen Provinzen dürfen geöffnet haben.

Wie steht es eigentlich um die Impfungen in Südafrika?

Per 6. Juli hat Südafrika bereits 3 Millionen Impfdosen verabreicht. [Anm.d.Red.: Die Bevölkerung von Südafrika liegt bei rund 59 Millionen Personen.]

«Sämtliche Beherbergungsunternehmen in allen Provinzen dürfen geöffnet haben.»

Wie geht es denn nun mit der touristischen Wiedereröffnung weiter?

Die schrittweise Wiedereröffnung des Tourismussektors und der tourismusbezogenen Dienstleistungen erfolgt im Einklang mit der auf Risikofaktoren basierenden Strategie Südafrikas; sie wird durch die «Lockdown Levels» und nicht durch festgelegte Daten getrieben. Die genannte Strategie wird durch die positive oder negative Entwicklung von Covid-Fällen beeinflusst. Nochmals: Als Destinationsmarketings-Organisation ermutigt South African Tourism die Menschen weiterhin dazu, mit erhöhter Sorgfalt und unter Einhaltung der Covid-19-Sicherheitsprotokolle zu reisen.

Südafrika hat aber natürlich auch einen Plan zur Erholung des Tourismus. Dieser weist darauf hin, dass die Aussichten für den Tourismus nach Covid-19 unklar sind und eine ausgewogene Reihe von Interventionen erforderlich sind, welche Unterstützung sowohl auf Angebots- als auch auf Nachfrageseite bedingen - natürlich im Einklang mit der schrittweisen Lockerung unserer internen Covid-19-Massnahmen. Konkret gibt es drei strategischen Themen, welche für die Erholung Südafrikas von zentraler Bedeutung sind: Die Wiederbelebung der Nachfrage, die Modernisierung des Angebots und die Stärkung der touristischen Leistungsfähigkeit. Der Tourismussektor in ganz Südafrika hat hart an der Entwicklung einer umfassenden Richtlinie für Gesundheits- und Sicherheitsprotokolle für den Betrieb aller Arten von Tourismusunternehmen oder -einrichtungen gearbeitet. Die Protokolle stehen im Einklang mit den Richtlinien und Ratschlägen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des Nationalen Instituts für übertragbare Krankheiten (NICD) und unseres Gesundheitsministeriums. Sie umfassen unter anderem Kundeninformationen, persönliche Schutzausrüstung, physische Distanzierung sowie Desinfektions- und Hygienepraktiken für Mitarbeiter und Kunden.

Wie hat sich denn die touristische Nachfrage jüngst entwickelt?

Die Nachfrage ist immer noch sehr tief, und 88 Prozent tiefer als in den ersten drei Monaten 2020. Am schnellsten erholt sich die Nachfrage aktuell aus dem nordamerikanischen Markt, wo man «nur» noch 76 Prozent unter den Vor-Corona-Werten liegt. Europa ist der zweitbeste Quellmarkt, doch die Nachfrage liegt auch da 87 Prozent tiefer. Am wenigsten Erholung sehen wir aus dem Raum Asien-Pazifik - von dort ist die Nachfrage um 97 Prozent unterhalb jener von 2020. Immerhin sehen wir, dass Chinesen wieder verstärkt sich online über Hotels etc. in Südafrika informieren. Aber Reisende von dort kommen noch nicht.

Wie sieht die Nachfrage aus der Schweiz aus?

Von Januar bis April 2021 kamen insgesamt 1493 Personen aus der Schweiz nach Südafrika. Im Jahr 2019, vor Covid, lag diese Zahl bei 20'563. Der Einbruch beträgt also 93 Prozent.

Die Schweiz ist ein extrem wichtiger Quellmarkt für Südafrika und war 2019 der sechstgrösste Zubringermarkt aus Europa heraus. Wir hoffen natürlich, dass sich die Nachfrage nun kontinuierlich erholt.

«Die Schweiz ist ein extrem wichtiger Quellmarkt für Südafrika.»

Die Schweiz war jahrelang gut angebunden an Südafrika, mit Swiss, Edelweiss oder auch South African Airways. Was tut sich an der Flugfront?

Die Luftanbindung hängt direkt mit der Nachfrage zusammen. Aufgrund der aktuell weiterhin tiefen Nachfrage ist es verständlich, dass Airlines vorsichtig sind, ihre Flugpläne nach Südafrika wieder gross hochzufahren bzw. auszubauen.

Wie sieht die Situation bei South African Airways (SAA) aktuell überhaupt aus?

Im Juni wurde ein bevorzugter strategischer Eigenkapitalpartner, also ein privater Investor, für SAA bekannt gegeben. Dieser neue Mehrheitseigentümer wird den Weg für die Gründung einer neuen Fluggesellschaft ebnen. Wir erwarten weitere Ankündigungen darüber, wann diese neue Fluggesellschaft in die Lüfte steigen wird. Für den Erfolg der Tourismusbranche in Südafrika und für das Land als Ganzes ist eine umfassende Luft-Anbindung entscheidend und natürlich sehr willkommen. Wir freuen uns darauf, bald wieder mehr Besucher aus der ganzen Welt begrüssen zu dürfen. Unser wunderbares Land lässt sich mit einer Vielfalt an Tourismusprodukten und -erlebnissen bereisen, welche den verschiedensten Vorlieben der Reisenden gerecht werden.

Wissen Sie, welches die Präferenzen der Schweizer sind?

Die wichtigsten Reise-Gründe, welche Schweizer angeben, sind Safaris, die Schönheit der Natur unseres Landes sowie der Wunsch, die unterschiedlichen Kulturen Südafrikas kennen zu lernen.

Zum Abschluss: Wie ist ihr Ausblick für das südafrikanische Tourismusgeschäft?

Die Aussichten für die Wiederaufnahme des internationalen Reiseverkehrs für den Tourismus sind noch verhalten, wir rechnen vorerst mit geringen Zunahmen. Freizeit-Reisen gelten für die meisten unserer Quellmärkte in Europa weiterhin als «nicht wesentlich». Unsere touristische Erholung wird stark von den Verläufen der Pandemie, Reisebeschränkungen und Impfentwicklungen in unseren Quellmärkten und in Südafrika abhängen.

Dann hoffen wir mal fürs Beste und danken für das Gespräch.