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Italien - im Bild Capri - erwartet gerade aus dem Schweizer Markt ein starkes Sommergeschäft, wegen der Nähe und den vergleichsweise lockeren Einreisebedingungen. Bild: Martyna Bober

«Für die Einreise nach Italien reicht die Vorlage der Impf- oder Genesungsbescheinigung»

Jean-Claude Raemy / Nadia Imbaumgarten

Im Rahmen unserer Serie «Ländercheck» konnten wir mit Maria Elena Rossi, Direktorin Marketing & Promotion bei der ENIT (Ente Nazionale Italiano per il Turismo), sprechen. Dabei wurden auch Einreisebestimmungen bekannt, die wir zuvor so nicht auf dem Radar hatten.

Maria Elena Rossi

Frau Rossi, vorausschickend: Wie wichtig ist der Schweizer Quellmarkt für den italienischen Tourismus?

Es ist ein Markt mit stetem Wachstum. Italien ist bei Schweizer Reisenden sehr begehrt: Im Jahr 2019 wurden über 10,8 Millionen Übernachtungen aus dem Schweizer Markt registriert, und Schweizer Besucher bescherten uns Umsätze von über 2,5 Milliarden Euro. Obwohl es aufgrund der weltweiten Wirtschaftslage inzwischen natürlich Rückgänge gegeben hat, sehen wir nun bereits wieder ein gutes Besucherwachstum aus der Schweiz. Deren Nachbarländer wie eben Italien profitieren natürlich davon, dass sie leicht mit dem Auto zu erreichen sind - dieses gilt in dieser Pandemiezeit als das sicherste Fortbewegungsmittel.

Was erwartet denn die ENIT vom kommenden Sommer?

Zunächst einmal muss man festhalten, dass Italien führend ist im Ferntourismus: 25 Prozent der Touristen von ausserhalb dem EU-Raum wählen Italien als Reiseziel. Bis dieser Normalzustand wieder erreicht ist, dauert es aber noch - wir rechnen hier mit dem Jahr 2024. Trotzdem gibt es viel Grund zu Optimismus. Die Auswahlkriterien bei der Reisesuche sowie die Erwartungen an den Aufenthalt ändern sich. Ferienreisende suchen jetzt nach Nachhaltigkeit und einem neuen Verhältnis zur Natur. Reisende wollen aktiv sein und das psychische und physische Wohlbefinden steht im Mittelpunkt. Aus diesem Grund ist Italien mit seinem Hinterland, den weniger bekannten Ecken der grossen Kunststädte, den malerischen Dörfern, dem Meer, der Kultur, der Gastronomie und dem Wein jetzt erst recht ein Erfolgsmodell.

Welche Herausforderungen gibt es denn noch?

Der Verkauf des italienischen Tourismusprodukts ist eigentlich kein Problem und wir fürchten die Konkurrenz nicht. Aber es ist klar: Wir müssen Fortschritte machen bei den digitalen Infrastrukturen in allen Ecken des Landes, auf der so genannten letzten Meile. Nur so kann man auf dem eigenen Territorium mit dem Touristen kommunizieren und auch dem Touristen ermöglichen, seine Ferienerlebnisse live in den sozialen Medien zu erzählen und zu teilen.

Die Pandemie hat das Bewusstsein geschärft, dass ohne Tourismus in Italien jeder verliert, aus wirtschaftlicher und beschäftigungspolitischer Sicht. Der Tourismus erweckt Städte und öffentliche Dienstleistungen zum Leben. Wir müssen die Kraft haben, das Gastgewerbe nicht nur auf der Ebene der Beherbergungseinrichtungen, sondern auf der Ebene ganzer Territorien voranzutreiben

«Der Tourismus erweckt Städte und öffentliche Dienstleistungen zum Leben.»

Wie sehen denn aktuell die Einreisebestimmungen für Einreisende aus der Schweiz aus? Da gibt es, gerade wegen der Unterschiede bei der Einreise per Auto oder per Flugzeug, noch offene Fragen...

In Italien trat der europäische «Grüne Pass» am 15. Juni in Kraft; dieser ist zunächst nur in Papierform gültig. Ab dem 1. Juli wird dieser sogenannte Impfpass durch eine App ersetzt. Gute Nachrichten also für die Schweiz und für die vielen Tessiner, die Italien wieder bereisen wollen.

Seit dem 15. Juni reicht also für die Einreise in unser schönes Land auch die Vorlage der Impf- oder Genesungsbescheinigung von Covid für maximal sechs Monate. Konkret ist es gar möglich, den «Green Pass» bereits 14 Tage nach der ersten Dosis zu verwenden.

Für diejenigen, die nicht geimpft sind oder sich noch nicht mit dem Coronavirus infiziert haben, bleibt hingegen die Pflicht zur Vorlage des negativen Ergebnisses eines nicht mehr als 48 Stunden zuvor durchgeführten Antigen- oder PCR-Tests bestehen.

Welche Marketingmassnahmen hat die ENIT darüber hinaus ergriffen, um den Tourismus anzukurbeln?

Die Promotion Italiens wurde nie unterbrochen... und auch der Wunsch, nach Italien zu kommen, hat keinen Schaden genommen. Die Pandemie hat die Pläne und Projekte des gesamten Tourismussektors durcheinander gebracht und die Anbieter vor Ort wie auch die Reiseveranstalter im Ausland gezwungen, neue Strategien zu entwickeln. Aber Italien bleibt unbestritten ein beliebtes Reiseziel - dies zeigen auch die Suchanfragen und Erwähnungen in sozialen Netzwerken, in denen Italien zu den gefragtesten Wörtern gehört.

Wie bereits erwähnt ist Italien im Langstreckentourismus absolut führend, deshalb leiden wir besonders unter den Flugblockaden aus Langstreckenländern. Hier versucht die ENIT, die «Marke Italien» vor Ort mit diversen Werbemassnahmen zu stützen.

Lässt sich die «durchgehende Promotion» in Zahlen belegen?

Klar. Allein für das Pandemie-Jahr 2020 gesprochen, wurden 689 Kommunikationsprojekte umgesetzt, es gab 5'674'440 B2B-Kontakte,  über eine Milliarde Page Impressions auf der Website italia.it, 9652 Pressemeldungen, 131'471'775 Impressions von digitalen Kampagnen, 170 Influencer haben sich an Kampagnen beteiligt und es gab über eine Millionen Interaktionen im Bereich Brand Equity. Dazu haben wir an 14 Live-Messen teilgenommen, an 8 Online-Messen, hielten 8 Online-Workshops, 7 Live-Ausbildungs-Sessions in 9 Quellmärkten, 14 FAM-Trips nach Italien wurden für Teilnehmende aus 21 Quellmärkten organisiert. Bei allen Aktivitäten waren 67 Institutionen, 882 Unternehmen und 5524 Einkäufer involviert. Wir haben auch im Ausland ausgebildet, in 9 Referenzmärkten, und dabei 7 Webinare mit insgesamt 1347 Teilnehmern und 453 Schulungsstunden durchgeführt. Darüber hinaus hat ENIT im letzten Jahr zumindest virtuell an den wichtigsten internationalen Messen teilgenommen, zum Beispiel der WTM Virtual Great Britain, ILTM France, EU und America, IBTM WORLD Spanien sowie italienische Messen wie BIT und TTG.

Auch im Jahr 2021 nimmt die ENIT trotz der anhaltenden Schwierigkeiten und Einschränkungen an allen grossen Messen teil, wie beispielsweise der ATM in Dubai. ENIT verarbeitet und verbreitet ausserdem seit über einem Jahr offizielle Tourismusdaten in einem vollständigen periodischen Bulletin, das Interessengruppen und Medien ein wirksames Instrument zur Überwachung und Entwicklung der Situation in Echtzeit bietet.

«Wir haben das Webradio ‹Visit Italy› in 13 Sprachen lanciert.»

Gibt es denn für dieses Jahr ein spezielles touristisches Motto?

Im Rahmen der Werbeaktivitäten für Italien eröffnete die ENIT im Mai 2021 das «Historische Archiv des italienischen Tourismus» und die permanente virtuelle Ausstellung «ENIT und Italien - eine grossartige Geschichte». Dafür wurden über 160'000 historische Promotions-Inhalte digitalisiert. Das hat uns innert den ersten 13 Tagen 10'000 Zugriffe auf das Portal und 5700 Zugriffe zur 3D-Ausstellung beschert; darüber hinaus mit der Medienarbeit im Rahmen dieser Lancierung des ENIT-Kulturerbes 25'137'057 Personen erreicht. Dann gibt es auch die «Open Library», welche Fotos der italienischen Regionen zusammenführt und für alle zugänglich macht.

In den letzten Monaten hat die ENIT zudem zahlreiche Verbesserungsprojekte wie «Valore Paese Italia» mit dem Ministerium für Tourismus und weiteren staatlichen Akteuren unterzeichnet, um verlassene und ungenutzte Vermögenswerte zu erfassen und in den Tourismuskreislauf einzufügen. Auf europäischer Ebene ist die ENIT an Projekten wie «Eco Tandem» beteiligt und koordiniert diese. Hierbei geht es um die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus durch transnationale Kooperationen und die Förderung der Vernetzung und des Know-how-Austausches von Unternehmern in der Reisebranche. KMU des traditionellen Tourismus werden ermutigt, mit Start-ups und Innovatoren der Branche sowie Pionieren aus anderen Sektoren in Kontakt zu treten, um eine Gesellschaft zu schaffen, in welcher man sich gegenseitig hilft und unterstützt.

Nicht zuletzt nimmt die ENIT an Grossveranstaltungen wie dem Giro d'Italia teil, um das Image des Landes auch durch die Wiederentdeckung weniger bekannter Gebiete - in diesem Fall aus der nachhaltigen und langsamen Perspektive des Radfahrens - neu zu beleben. Das digitale Ökosystem des Giro d'Italia mit ENIT verzeichnete bereits 4'176'396 Page Impressions. Was die Kommunikation angeht, hat ENIT neben den täglichen Aktivitäten in sozialen Netzwerken und im Web, mit einer der meistbesuchten Websites der Welt (Italia.it), kürzlich ein neues Instrument zur Förderung des italienischen Tourismus im Ausland eingeführt, nämlich das Webradio «Visit Italy» mit 28 Niederlassungen weltweit und in 13 Sprachen.


Die aktuellsten Einreisebestimmungen für Italien finden Sie auf unserer täglich aktualisierten Einreise-Liste.