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Das Leben in Frankreich (im Bild Étretat) wird spätestens ab Ende Juni weitestgehend wieder normal ablaufen. Das Land setzt künftig vor allem auf nachhaltigen Tourismus. Bild: Ilnur Kalimullin

«Zögern Sie nicht mehr und kommen Sie nach Frankreich»

Frédéric Meyer, Direktor Schweiz, Italien und Griechenland bei Atout France, erklärt die Lockerungsstrategie des Landes und warum Schweizer gerade in diesem Sommer und Herbst nach Frankreich reisen sollten.

Frédéric Meyer

Herr Meyer, Frankreich hat angekündigt, Ende Juni «seine Türen für Besucher weit aufzustossen». Was bedeutet dies konkret für Schweizer Reisende?

Frankreich hat eine Lockerungsstrategie in vier Etappen angekündigt, welche am 3. Mai gestartet ist. Seitdem wurden progressiv diverse Lockerungen bereits umgesetzt. Die aktuelle Lockerungsetappe begann am 9. Juni; seitdem gilt die Sperrstunde erst ab 23 Uhr, Restaurants können auf Kunden im Inneren empfangen, wobei die Kapazität noch auf 50 Prozent und die maximale Belegung der Tische auf 6 Personen beschränkt ist. Kinos, Theater, Festivalveranstalter konnten den Betrieb ebenfalls wieder aufnehmen, allerdings auch da noch mit Einschränkungen.

Was ist dort der aktuelle Stand?

Museen müssen pro Besucher 4 Quadratmeter Platz bieten können, sind also bei der Besucheranzahl streng limitiert. Dasselbe gilt für Läden und gedeckte Märkte. Kinos, Festsäle und Event-Zelte dürfen nur 65 Prozent der Kapazität öffnen, mit bis zu maximal 5000 Personen, wobei ab 1000 Personen ein «Pass sanitaire» nötig ist. Dieser ist in etwa vergleichbar mit dem Schweizer Covid-Zertifikat. Zoos und Tierparks im Freien dürfen 50 Prozent ihrer Kapazität belegen.

Und wie sieht es dann Ende Monat aus, wenn der letzte Lockerungsschritt kommt?

Die letzte Etappe startet am 30. Juni. Dann wird die Sperrstunde abgeschafft und die Kapazitätsbegrenzungen werden aufgehoben. Für den sicheren Besuch von Anlässen mit über 1000 Personen bleibt der «Pass sanitaire» obligatorisch. Darüber hinaus werden die Discos bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Sämtliche Informationen zu diesen Öffnungen sind übrigens auf unserer Website ersichtlich, und dies auch auf Deutsch.

Für Schweizer Reisende gibt es also keinen Grund, jetzt nicht nach Frankreich zu reisen. Spätestens ab Juli kann der Aufenthalt mit praktisch keinen Einschränkungen mehr genossen werden, und trotzdem kann man in aller Sicherheit die französische «Art de vivre» neu entdecken.

Man kann Frankreich aber ja auch schon jetzt gut besuchen...

Ja natürlich. Die Hotels sind geöffnet und die touristischen Sehenswürdigkeiten auch. Gut zu wissen: Der Eurodisney-Park nahe Paris eröffnet morgen Donnerstag, 17. Juni, endlich wieder seine Türen. Informationen zu allfälligen Restriktionen bietet der Park auf seiner Website.

Für Schweizer wichtig zu wissen: Das Land ist, genauso wie die Länder der EU, seit dem 9. Juni von Frankreich als «grün» klassifiziert. Das heisst: Wer eine vollständige Impfung nachweisen kann, hat keine weiteren Formalitäten für die Einreise zu erledigen. «Vollständig» heisst, dass 14 Tage seit der zweiten Impfung bei den Doppelinjektions-Impfungen (Pfizer, Moderna, AstraZeneca) und 28 Tage nach der Impfung mit Einmal-Stoffen (Johnson & Johnson) vergangen sind. Wer infolge einer Genesung auch lediglich eine Impfung erhalten hat, bei dem müssen auch 14 Tage vergangen sein. Wer nicht geimpft ist, muss bei der Einreise einen maximal 48 Stunden alten PCR- oder Antigen-Test vorweisen.

Für die aktuell gültigen Einreiseregeln nach Frankreich empfiehlt sich ein Blick auf das Online publik gemachte Reglement der französischen Behörden oder auch Seiten des französischen Konsulats. Bitte vergessen Sie nicht, dass es auch für die Rückreise in die Schweiz immer noch Auflagen gibt - für Geimpfte und Genesene nicht, für Reisende mit Zug, Bus oder Schiff braucht es das Einreiseformular und für nicht geimpfte/genesene Flugreisende, die zum Beispiel von Paris nach Zürich fliegen, braucht es das Einreiseformular und einen PCR- oder Antigentest.

«Die Schweizer sind in Frankreich immer sehr gern gesehen»

Haben Sie denn seit den Lockerungs-Ankündigungen schon eine Verbesserung der Nachfrage aus der Schweiz festgestellt? Was sind Ihre Erwartungen für das Sommerferien-Geschäft?

Die Schweizer lieben es zu reisen und wollen jetzt die verpassten Reisemöglichkeiten des letzten Jahrs nachholen. Vor Ausbruch der Pandemie war der Schweizer Quellmarkt für Frankreich auf Rang 3 in Bezug auf touristischen Umsatz und auf Rang 5 in Bezug auf internationale Ankünfte. Die Schweizer sind deshalb in Frankreich immer sehr gern gesehene Gäste und wir rechnen auch damit, dass die Nachfrage wieder deutlich zulegt. Wir sind im Rahmen der touristischen «Relance», sehr optimistisch.

Die Schweizer wollen Frankreich immer aufs Neue entdecken, auch über neue Angebote, denn sie wissen genau, was sie an Frankreich haben: Die Nähe, die unglaubliche Vielfalt, die «Art de vivre» und ein dynamisches kulturelles Angebot, und natürlich entspannte Strandferien am Mittelmeer oder auch aktivere Wassersportferien am Atlantik.

Was sind denn Ihre Empfehlungen an Schweizer, die sich nun für Frankreich interessieren?

Nicht mehr zögern! Frankreich steht für Sie bereits und ist aus der Schweiz schnell erreichbar, dank der Nähe, aber auch dank einem hervorragenden Verbindungs-Angebot in der Luft und auf der Schiene. Seit Juni erhöht Air France sukzessive seine Frequenzen und Ziele innerhalb Frankreichs für den internationalen Markt. Und auch beim Bahnunternehmen TGV Lyria ist man optimistisch - das Angebot wird derzeit wieder hochgefahren, um einer klar wachsenden Nachfrage zu entsprechen.

Sie haben vorhin die «relance touristique», also das Hochfahren des Tourismussektors, erwähnt. Was sind hier die Eckpfeiler?

Wir haben eine Kampagne lanciert namens «La France, ce qui compte vraiment», welche jüngst auch im Schweizer Markt vorgestellt wurde. Mit dem Slogan «was wirklich zählt» machen wir darauf aufmerksam, dass man sich in Frankreich richtig erholen kann - und dass unser Tourismus gesund ist. Reisende sollen von neuen Angeboten profitieren können, deren Gemeinsamkeit das nachhaltige Reisen ist. Das entspricht neuen Bedürfnissen. Mehr Platz, mehr Natur, Erlebnisse in der Küche, Gastronomieprodukte und Weine selber erleben, Bio-Anbau, vegane Restaurants - eines davon in Frankreich hat sogar Michelin-Sterne erhalten - und natürlich umweltfreundlichere Dienstleistungen, gerade in vielen Hotels und Unterkünften, sind der rote Faden innerhalb der Kampagne. Es gibt viel Innovation: Ein Unterwasser-Museum in Marseille, neue Velowege entlang verträumten Stränden, vier neue Regionalparks, Bootstouren auf dem Canal du Midi und vieles mehr.

Es geht darum, den Besuchern eine sichere, angenehme, entspannte Reise mit schönen Erlebnissen bieten zu können. Dies im Sommer, aber natürlich auch im Herbst. Und natürlich sollte man unsere Übersee-Ziele nicht vergessen, welche ebenfalls von Lockerungen profitieren.

(JCR)