Destinationen
Kommentar Das bange Warten auf den Domino-Effekt in Asien
Eigentlich war alles angerichtet für das grosse touristische Comeback von Phuket per 1. Juli: Ein klares Datum, Öffnung für Geimpfte/Genesene plus einigen weiteren Massnahmen, welche akzeptabel erschienen. Das Interesse der (reisewilligen) Weltöffentlichkeit nahm schlagartig zu, Airline kündigten Flüge nach Phuket an. Doch dann wurde bekannt, dass die von den lokalen Behörden auf Phuket erstellten Einreiseregeln, das so genannte «Sandbix Program», kurzfristig nochmals ändern (Travelnews berichtete).
Inzwischen wurden neuen, leicht von den Sandbox-Regeln abweichende Massnahmen durch die CCSA (Centre for Covid-19 Situation Administration) unter Leitung des thailändischen Gesundheitsministers festgelegt. Vereinfacht gesagt sollte die Einreise für Personen aus Low- und Medium-Risk-Ländern erlaubt sein, welche
- Vollständig gegen Covid-19 geimpft sind, wobei die Regel «2. Dose + 14 Tage» gilt, und die Impfung nicht älter als ein Jahr sein darf. Es muss ein Zertifikat vorliegen und der Impfstoff muss von Thailand und/oder der WHO zertifiziert sein.
- Kinder unter 6 Jahren dürfen auch ungeimpft mit geimpften Eltern einreisen, Kinder zwischen 6 und 18 müssen, sofern ungeimpft, bei Ankunft einen PCR-Test absolvieren
- Reisende müssen für 14 Tage in einem Hotel nächtigen, welches den Standard SHA+ erfüllt. Erst anschliessend ist die Weiterreise innerhalb Thailands erlaubt.
- Touristen müssen für zusätzliche Covid-Tests vor Ort antraben.
Was somit heisst: Die Sandbox-Regeln für die Einreise nach Phuket wurden jetzt vom thailändischen Premierminister selber zurückgewiesen. Dieser hat am Dienstag (8. Juni) angekündigt, dass die Regeln zurück ans CCSA gehen, welche diese Massnahmen nochmals überarbeiten und präzisieren wird.
Angesichts der Tatsache, dass Phuket in genau drei Wochen öffnen soll, ist es mühsam, dass nun die Regeln abermals ändern und es nochmals dauern wird, bis die Sandbox-Regeln verbindlich sind. Der Verkauf von Reisen nach Phuket hängt somit weiterhin in der «regulatorischen Schwebe», was natürlich nicht förderlich für die Nachfrage ist. Wobei festzuhalten ist: Am Öffnungdatum des 1. Juli ändert sich nichts.
Bali next?
Gegen eine klare und verbindliche Formulierung ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Lieber etwas länger warten und dann aber mit klaren und auf Dauer hin gültigen Regeln operieren - schliesslich braucht die Branche Planungs-Spielraum.
Genau diesen hat man ihr auf Phuket nun wieder genommen, ebenso den Airlines, welche Flüge nach Phuket angekündigt haben (nebst Thai Airways inzwischen beispielsweise auch Qatar Airways oder Emirates) - denn die 14-tägige Aufenthaltspflicht schreckt möglicherweise viele Touristen ab, und zielreine Phuket-Flüge sind aufgrund der Tatsache, dass es dorthin kaum Fracht- oder Business-Kundschaft gibt, auch nur dann interessant, wenn man sichergehen kann, dass die Flugzeuge voller Leisure-Touristen sind.
Das ist insofern relevant, als die Öffnung auf Phuket Signalwirkung hat - nicht nur für Thailand, sondern für den ganzen südostasiatischen Raum. Wenn es auf Phuket klappt, wird es nicht lange dauern, bis Destinationen wie Kambodscha, Malaysia, die Philippinen oder Indonesien nachziehen. Die Reiseveranstalter aus aller Welt sowie natürlich die lokalen DMCs warten darauf, wer den ersten konkreten Schritt macht. In Bezug auf die grossen südostasiatischen Ferienziele ist es nun eben Phuket. Diesem Beispiel wollen schon bald andere folgen: Inzwischen weiss man, dass eine touristische Öffnung Balis - auch bereits im Juli - zwar noch nicht angekündigt ist, aber zumindest Pläne dafür auf den Tischen diverser Ministerien stehen. Und dabei wird Europa eine grosse Rolle spielen: Der grösste Quellmarkt, Australien, ist bis auf Weiteres geschlossen, da die Australier ja auch nicht ins Ausland dürfen bzw. sich dabei die Rückkehr ins eigene Land schwierig gestaltet.
Sind Bali und Phuket einmal operativ, müssen andere nachziehen. Denn der Druck innerhalb vieler Länder wächst stetig. Die Tourismusindustrie ist dort ein wichtiger Joblieferant und die Toleranz der in und mit dem Tourismus tätigen in Südostasien ist inzwischen erschöpft. Man will wieder arbeiten können. Sprich: Die Öffnung kann nicht schnell genug kommen. Spezialisten wie Stephan Roemer von Tourasia gehen davon aus, dass allerspätestens auf die Wintersaison hin zahlreiche Ziele in Asien offen sein werden.
Wer nicht mehr abwarten kann, kann aber bereits jetzt da und dort hinreisen. Wie im Fall von Phuket ist viel Flexibilität erforderlich. Dafür sind die Preise selbst für asiatische Verhältnisse historisch tief, und darüber hinaus hat es noch kaum Touristen. Und: Wer jetzt nach Phuket oder sonst wohin möglich in Asien geht, wird den Prozess der Öffnung und somit den touristischen Domino-Effekt des Restarts in ganz Asien beschleunigen.