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Je Impfung desto Buchung
Als am Freitag (7. Mai) im Kanton Zürich die Terminoption für zahlreiche Impfgruppen geöffnet wurde, war der Ansturm riesig. Zahlreiche Termine waren innert kürzester Zeit weg, die Hotline des Ärztephone war überlastet, und am Wochenende hörte man von unterschiedlichster Seite, dass nun in den kommenden Wochen und Monate Impftermine reserviert wurden. Wer nachfragt, hört eigentlich immer dieselbe Antwort: Primär geht es beim Impfwille gar nicht so sehr um den eigenen Gesundheitsschutz, sondern vielmehr darum, endlich wieder relativ frei reisen zu dürfen. Wie das genau aussehen wird und ob es tatsächlich Privilegien für Geimpfte gibt, steht derweil noch gar nicht so klar fest. Aber es zeigt, dass grosse Teile der Bevölkerung möglichst bald wieder Reisefreiheit geniessen wollen - und die Impfung wird als der goldene Schlüssel hierzu angesehen.
Das weiss die Reisebranche längst - und muss sich aber immer wieder anhören, dass man doch eben auch in der Schweiz Ferien machen kann, und dass die Ferienwohnungen schweizweit für den Sommer praktisch weg sind. Das mag stimmen - ist aber sicherlich der noch vorwiegenden Reise-Unsicherheit geschuldet. Denn sobald irgendwo Sicherheiten bestehen, wird drauflos gebucht. Den Begriff «revenge travel» haben wir an dieser Stelle auch schon bemüht.
Nun liefert das Analsyseunternehmen ForwardKeys auch interessante konkrete Zahlen zu diesem Phänomen. Konkret wurden Flugbuchungszahlen für den Zeitraum Juli-September 2021 angeschaut und in Relation zu den Zahlen von 2019 (vor Covid) gestellt. Dabei sticht vor allem Griechenland hervor: Die Anzahl gebuchter Flüge nach Griechenland liegt laut ForwardKeys in diesem Zeitraum weit über dem europäischen Durchschnitt. Die Ursache sieht ForwardKeys darin, dass Griechenland klar angekündigt hat, dass geimpfte Besucher (ebenso wie Genesene sowie PCR-Getestete) in diesem Sommer willkommen sind. Dies wird dadurch unterstrichen, dass die Flugbuchungen in Quellmärkten wie Grossbritannien oder Israel, wo die Impfquoten besonders hoch sind, durch die Decke gegangen sind. In Grossbritannien etwa liegt der Anteil Flugbuchungen für Griechenland im genannten Zeitraum um 12 Prozent über dem Niveau von 2019.
Weiter sind in den Top 10 der europäischen Städte mit dem vergleichsweise höchsten Nachfrageniveau gegenüber 2019 gleich sieben griechische Städte zu finden (Mykonos ist auf Rang 1), lediglich Ibiza (Rang 2), Palma de Mallorca (Rang 7) und Faro (Rang 10) schaffen es auch noch in die Liste - und unterstreichen, dass eine Willkommenskultur, wie sie auf der Iberischen Halbinsel auch wieder verstärkt praktiziert wird, die Nachfrage ankurbelt.
Griechenland und Island boomen
Weitere Beispiele gefällig? Die Korrelation zwischen «Reise-Befreiungen» und der Nachfrageentwicklung wird anhand der Flugticket-Nachfrage zwischen den USA und Island demonstriert. Island gehörte bekanntlich zu den ersten europäischen Ländern, welche ankündigten, dass geimpfte Reisende von Reisebeschränkungen befreit würden. Diese Ankündigung erfolgte am 26. März. Kurz darauf lag der Buchungsstand für Flugtickets aus den USA bei 58 Prozent über dem Stand derselben Vorjahreswoche.
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Olivier Ponti, Vice President Insights bei ForwardKeys, kommentiert: «Länder, die ein klares Versprechen abgeben, wonach geimpfte Besucher willkommen sind, verzeichnen nachweislich einen starken Auftrieb bei den Inbound-Flugbuchungen. Des Weiteren ist auch eine klare positive Entwicklung der Flugbuchungen in jenen Ländern feststellbar, in denen der Rollout der Covid19-Impfungen schon weit fortgeschritten ist.» Da viele Reisende nun auch wieder etwas längere Ferien buchen, bestehen aus kommerzieller Sicht weiterer Grund für Optimismus.
Natürlich sind unter dem Strich die Buchungsniveaus weiterhin klar unter jenen von 2019. Aber die Entwicklung in «Bubbles», wo zwischen Ursprungs- und Zielland klare und einfache Reiseregeln bestehen, deuten auf eine baldige Erholung hin. Das macht doch Mut...