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Die beliebte nordfriesische Ferieninsel Sylt versucht neue Wege, um touristische Aufenthalte trotz Corona möglich zu machen. Bild: Michael Kleinjohann

Sylt versucht den Sonderweg

Als Teil des «Modellprojekt Nordfriesland» haben zahlreiche Hotels auf Sylt am vergangenen Wochenende geöffnet. Für Schweizer ist die beliebte Insel damit noch nicht wirklich wieder ein Ferienkandidat - könnte es aber schon bald wieder sein.

Ursprünglich wollte Sylt, die beliebte Ferieninsel im Norden Deutschlands, auf eigene Faust ein Modell erproben, um trotz der restriktiven Corona-Massnahmen Tourismus zu ermöglichen. Inzwischen wurde dieses Vorhaben regional ausgeweitet: Der Kreis Nordfriesland, zu welchem Sylt gehört, hat sich erfolgreich als Modellregion für das deutsche Bundesland Land Schleswig-Holstein beworben und nimmt somit an der testweisen Öffnung der Tourismusbetriebe teil.

Das Modellprojekt startete am 1. Mai 2021 und ist zunächst bis zum 31. Mai vorgesehen, wobei Verlängerungen möglich sind. Inhalt des Projekts ist, dass diverse Beherbergungsbetriebe (Hotels, Ferienwohnungen, Campingplätze, Herbergen) eben öffnen dürfen und somit auch Touristen empfangen dürfen. Touristen dürfen Ferien allerdings auch nur unter bestimmten Voraussetzungen antreten - dazu gehören eine zwingend erforderliche schriftliche Verpflichtungserklärung, ein negatives Testergebnis bei Anreise sowie eine Testung alle 48 Stunden. Gäste mit vollständigem Impfschutz, welcher mehr als 14 Tage zurückliegt, sind von der Testpflicht ausgenommen. Darüber hinaus können Übernachtungsgäste, Tagestouristen und Einheimische die erweiterten Möglichkeiten der Gastronomie bei den teilnehmenden Betrieben bei Einhaltung der gleichen Regeln (z.B. einen Test vorlegen) nutzen.

Das ist noch restriktiv, im Vergleich zu Restdeutschland aktuell aber immerhin eine Option. In Sylt macht man sich einige Hoffnungen auf etwas Geschäft, gerade auch über die langen Feiertagswochenenden im Mai (Auffahrt/Pfingsten). Umgekehrt schaut die (deutsche) Tourismuswelt auch nach Sylt: Wenn der Modellversuch erfolgreich ist, werden andere Regionen nachziehen können. Wichtig ist, dass die Konzepte eingehalten werden und nachweislich keine erhöhte Inzidenz vor Ort bzw. bei aus Sylt zurückkehrenden Reisenden zu verzeichnen ist.

Unter diesem Link steht, welche Beherbergungsbetriebe offen sind und somit gebucht werden können, und unter diesem Link findet man die aktuellen Verordnungen des Landes Schleswig-Holstein.

Für Schweizer noch nicht sofort eine Option

Die Öffnung der Hotels und Restaurants auf Sylt sowie an weiteren norddeutschen Ferienorten wie z.B. Amrum oder St. Peter-Ording hat bereits am ersten Wochenende für einen Run gesorgt. Diversen deutschen Medienberichten zufolge waren beispielsweise die Autozüge - der Syltshuttle oder auch der blaue Autozug des privaten Bahnkonzerns Railroad Development Corporation (RDC)  - sehr gut gefüllt. Auch die Fähren hatten kaum noch Plätze und es gab regen Flugverkehr auf dem Privatflugzeug-Kleinflughafen Tinnum. Um das permanente Testen aller Besucher zu ermöglichen, hatten Sylt und andere nordfriesische Orte zudem die Testkapazitäten kurzfristig und an unterschiedlichsten Orten massiv hochgefahren. Die Bilanz des ersten offenen Wochenendes ist positiv.

Auch Schweizer reisen bekanntlich gerne nach Sylt und geniessen dort die friesisch-herbe Natur und die luxuriöse Vielfalt im Hotel- und Verpflegungsangebot. Trotz der Öffnung Sylts kommen allerdings Schweizer nicht sofort in den Genuss von Sylt-Ferien: Für Einreisende aus der Schweiz gilt weiterhin eine Quarantänepflicht in Deutschland, da wir als Hochinzidenzgebiet gelten. Eine Ausnahme, etwa mittels Transitregelung (sofortiges Fahren nach Sylt) gilt nicht. Und Flüge gibt es auch noch nicht: Die Swiss wollte ursprünglich am 28. März wieder den Flughafen Westerland auf Sylt ansteuern, aktuell steht der 12. Mai als Erstflug im Raum, doch auch dies ist unwahrscheinlich, sofern Deutschland nicht die Einreiseregelungen überraschenderweise frühzeitig lockert.

Immerhin: Schleswig-Holstein ist nicht auf der Risikoländerliste des Bundesamts für Gesundheit; ein Aufenthalt auf Sylt würde also zumindest bei Rückkehr in die Schweiz keine Quarantäne nach sich ziehen. Vorläufig gilt es abzuwarten, ob das «Modell Nordfriesland» mit innerdeutschen Gästen klappt und ob Deutschland nach dem 19. Mai etwas lockert. Sicher ist: Sobald es möglich ist, Sylt zu bereisen - und sich die Sicherheitskonzepte vor Ort als tragfähig erwiesen haben - dürfte die Nachfrage aus der Schweiz rasch wieder ansteigen.

(JCR)