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Hin und Her bei der Strandferienplanung: Die baldigen Malediven-Ferien fallen möglicherweise bald ins Wasser, doch Mexiko müsste eigentlich wieder möglich sein. Was nun? Die Risikoländerliste des BAG verhindert jegliche Planbarkeit. Bild: Enrique Amaya

Besorgniserregende Corona-Entwicklung in wichtigen Reiseländern

Jean-Claude Raemy

Mit der nächsten Risikoländerliste des BAG droht weiteres Ungemach: Die Malediven oder auch Costa Rica könnten, gängigen Kriterien entsprechend, wieder darauf landen. Immerhin müssten gemäss denselben Kriterien aber Griechenland, Ägypten und Mexiko wieder wegkommen.

Man soll den Teufel bekanntlich nicht an die Wand malen. Und eigentlich wollen wir bei Travelnews uns nicht zu sehr in hellseherischen Tätigkeiten üben. Dennoch gibt die aktuelle epidemiologische Entwicklung in wichtigen Reiseländern Anlass zur Sorge in der Reisebranche. Am kommenden Mittwoch wird die nächste Risikoländerliste des Bundesamts für Gesundheit (BAG) erscheinen, mit Gültigkeit ab dem 17. Mai. Zuletzt lag der Stichtag, an welchem das BAG über die weiteren Inklusionen/Exklusionen der Liste befindet, sechs Tage vor deren Publikation - gilt diese Regel weiterhin, ist also heute (29. April) Stichtag.

Nun wissen wir auch, dass sich das BAG nicht auf die in der Reisebranche gerne konsultierte Aufstellung von SRF bezieht, sondern auf die Zahlen von OWID («Our World in Data»). Und laut dieser Liste gibt es diverse Länder, in denen die Infektionskurven in den letzten Tagen wieder steil nach oben gezeigt haben und folglich auch wieder im Fokus des BAG sein dürften. Im Vergleich zum letzten Stichdatum, dem 15. April, haben folgende Länder die höchsten Steigerungen hingelegt bei der absoluten Zunahme der bestätigten Covid-Infektionen über die letzten 14 Tage (Top 10, mitsamt Zunahme ausgedrückt in Prozent):

  • Zypern (+39% innert zwei Wochen)
  • Malediven (+115%)
  • Kapverden  (+70%)
  • Seychellen (+41%)
  • Costa Rica (+71%)
  • Georgien (+45%)
  • Indien (+70%)
  • Bahamas (+82%)
  • Nepal (+429%)
  • Mongolei (+21%)

Nun sind Zypern, die Seychellen, Kapverden oder Indien bereits auf der BAG-Liste, und werden dort wohl auch bleiben. Ganz schlecht ist allerdings das Auftauchen der Malediven und von Costa Rica auf dieser OWID-Aufstellung. Beide Länder liegen sehr hoch in der Gunst der reisenden Schweizer - und müssten nach heute gültigen Kriterien wieder auf der Risikoländerliste erscheinen.

Die Malediven waren zudem erst kürzlich auf der Liste, kamen dann davon weg, worauf die Buchungen wieder losgingen. Costa Rica hat seit der Öffnung im vergangenen November eigentlich stets gute Nachfrage gehabt, auch dank tiefer Zahlen und der simplen Einreise. Ganz sicher ist es nicht, dass diese Länder auf der Liste sein werden, da ja unterschiedliche Faktoren dazu beitragen, ob ein Land auf die Liste kommt oder nicht. Aber eigentlich waren jüngst die Prognosen zutreffend, soweit gemessen an Infektionszahlen - Überraschungen gab es vor allem bei unerwarteten Inklusionen, bei denen sich das BAG dann auf infizierte Reiserückkehrer oder eine mangelhafte Datenlage bezog.

Was nackte Zahlen nicht immer sagen...

Vielleicht lohnt es sich, gerade bei den Malediven und Costa Rica nochmals näher hinzuschauen. Wir wissen, dass die Gesamtzahl der Malediven aufgrund der kleinen Bevölkerung tief ist, aber im Verhältnis zur Gesamtbevölkerungszahl hoch.  Schaut man sich die aktuellsten Detailzahlen für die Malediven an, fällt auf, dass es tatsächlich im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung eine hohe Zunahme der Fälle gibt - allerdings sind von heute gemeldeten 386 neuen Fällen lediglich 6 auf Resort-Inseln verzeichnet worden - und dabei ist es nicht klar, ob es von Touristen «importierte Fälle» sind. Es bleibt also dabei: Auf Male oder den Einheimischen-Inseln gibt es durchaus ein Problem, aber auf den Resort-Inseln kein nennenswertes. Ob das ausreicht, um die Malediven vor dem Rückfall auf die Liste zu bewahren?

Was Costa Rica betrifft, so sind dort die Covid-bedingten Hospitalisierungen laut der Weltgesundheitsorganisation WHO auf einem Allzeithoch, was auch lokale Zeitungen berichten. Bei den Impfungen ist das zentralamerikanische Land noch nicht weit fortgeschritten (bisher erhalten nur Senioren Impfungen) und fährt nun entsprechend die Covid-Massnahmen wieder hoch. Die Costaricaner halten sich in der Regel gut an die Massnahmen und es kann sein, dass die Lage bis zum Inkrafttreten der nächsten Risikoländerliste am 17. Mai bereits wieder unter Kontrolle ist. Nimmt man heute als Stichdatum, sähe es allerdings nicht so gut aus.

Generell scheint die Angst vor der mutierten Varianten auch in anderen Ländern für ein Anziehen der Restriktionen zu sorgen. Thailand beispielsweise zeiht die Schrauben wieder an, nachdem die Anzahl Covid-Fälle im April deutlich (wenngleich auf tiefem Niveau) wieder angestiegen ist. Die Hotels auf Phuket sind inzwischen wieder geschlossen; zwischen den einzelnen Provinzen kann man sich auch nicht frei bewegen. Thailand ist zwar nicht auf der Liste der Risikoländer, lässt sich derzeit auch nicht bereisen, doch galt ja die Hoffnung, ab Juli allenfalls wieder Phuket bereisen zu können. Es ist zwar noch lange bis dahin, und doch bereitet diese neuste Entwicklung wieder Sorgen.

Es gibt zudem auch negative Entwicklungen in der Nähe. So war beispielsweise Tunesien zuletzt gut zu bereisen und auch nicht auf der Risikoländerliste des BAG; bei der Einreise ins Land wurde keine Quarantäne verlangt, lediglich ein PCR-Test. Diese schöne Reise-Alternative in Nordafrika entfällt aber auch: Ab dem kommenden 3. Mai wird Tunesien alle ausländischen Besucher in eine siebentägige Quarantäne schicken, wobei an Tag 5 und 7 zusätzliche PCR-Tests vorgenommen werden. Aktuell wird eine Liste der Quarantänehotels erarbeitet - unnötig zu sagen, dass die Nachfrage damit im Keim erstickt wird. Im Übrigen müsste Tunesien nach gängigen Kriterien übrigens dann auch auf der BAG-Liste erscheinen.

Gute News?

Gibt es angesichts all dieser Hiobsbotschaften auch gute News? Eine der zentralen Fragen ist stets auch, wer von der BAG-Liste verschwinden wird. Die Reisebranche würde gerne Ägypten und Mexiko, erst kürzlich darauf gelandet, sowie natürlich Griechenland (das Land öffnet sich am 15. Mai für den Tourismus!) nicht mehr auf der Liste sehen.

Was sagen die OWID-Zahlen? Die Inzidenzen in Ägypten wie auch in Mexiko liegen per 28. April weit unter jener der Schweiz. Die Frage ist, ob das BAG dem jeweiligen Zahlenmaterial traut oder Fälle von importierten Covid-Mutanten aus diesen Ländern bekannt sind - einen anderen Grund für eine weitere Inklusion dieser Länder dürfte es eigentlich nicht geben. Griechenland liegt bei der Inzidenz etwa gleichauf mit der Schweiz. Nimmt man heute als Stichdatum, müsste es gemäss der gängigen Regel «CH+60» - und ausgenommen anderer Kriterien wie eben Zahlenverlässlichkeit oder Mutanten-Vorfälle - eigentlich von der Liste genommen werden.

Man darf also durchaus auf den kommenden Mittwoch gespannt sein...