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Patrick Rohr, Fotojournalist. Auf dem Foto beim Schrein Fushimi Inari Taisha in Japan zu sehen. Bild: HO

Japan abseits von Kirschblüten und Kimonos

Die Japanische Fremdenverkehrszentrale (JNTO) und Panta Rhei luden zur virtuellen Studienreise nach Japan. Doch wer dachte, in diesem Webinar viele Kimonos, blühende Kirschbäume und Bilder von Sushi zu sehen, lag falsch.

An der virtuellen Studienreise von der Japanischen Fremdenverkehrszentrale (JNTO) und Panta Rhei erklärte Patrick Rohr, Fotojournalist, zum Einstieg zuerst, dass er aufgrund der Vorurteile, die er gegenüber Japan hatte, eigentlich dieses Land gar nicht bereisen wollte. Er dachte, die Japaner sind reserviert und die Sprachbarrieren wären zu gross – kurz: Japan stand nicht auf seiner Reiseliste. Er liess sich schlussendlich doch überreden und war nach dieser Reise begeistert von Japan.

So begeistert, dass er jetzt, 5 Jahre später, ein Buch über Japan geschrieben hat, eine Dokumentation von ihm über das Land im Schweizer Fernsehen gezeigt wurde und Rohr mittlerweile sogar eine eigene Wohnung in Tokyo hat. Und es sind die Vorurteile, welche ihn eigentlich abschreckten, die ihn jetzt anziehen: das Unergründliche, denn in Japan erschliesst sich nichts auf den ersten Blick.

Etwas, das sich uns nur schwer erschliesst, ist sicherlich die Angst der Japaner vor dem Gesichtsverlust. Die Einschätzung, was einen Gesichtsverlust bedeutet ist komplett unterschiedlich wie die unsere. Es ist kein Problem für einen Japaner, sich mit Katzenöhrchen auf dem Kopf in einem Restaurant fotografieren zu lassen. Doch ein Japaner geht beispielsweise nicht vor seinen Vorgesetzten von der Arbeit nach Hause – was bedeutet, dass hier teilweise bis Mitternacht im Büro gearbeitet wird und 60-80 Wochenstunden Arbeit der Normalität entsprechen. Ein Gutes hat es jedoch auch – die Kriminalität ist sehr gering, würde es doch einen Gesichtsverlust bedeuten, wenn man erwischt wird.

Ein Ausgleich zu den langen Arbeitstagen finden viele Japaner dann in den Vergnügungsvierteln von Tokyo, in deren Bars von der vermeintlichen Reserviertheit eines Japaners nichts mehr zu merken ist.

Die bemerkenswerte Geduld der Japaner

Während Tokyo mit seinen knapp 38 Millionen Menschen auf engstem Raum nur sehr wenige alte Stadtviertel zu bieten hat (die Stadtviertel sind durchschnittlich 28 Jahre alt) hat Kyoto den 2. Weltkrieg ohne grössere Schäden überlebt und besitzt noch einen alten Stadtkern. Hier besuchen wir auf der virtuellen Reise ein Noh Theater, eine typische Kunstform des alten Japans. Es ist empfehlenswert, eine Vorstellung zu besuchen, doch sollte man sich im Vorfeld über die Länge der Vorstellung informieren, manche Theaterstücke dauern gerne auch mal 3-4 Stunden. Nur Männer dürfen hier spielen, seien es männliche, weibliche oder auch Tierrollen. Typisch für das Noh Theater sind die Masken, die je nach Kopfstellung unterschiedliche Mimiken ausdrücken können. Empfehlenswert für einen Besuch in Japan ist auch ein Schnupperkurs in einer japanischen Kampfsportart, wie beispielsweise Aikido. Nicht nur der Kampf steht hier im Vordergrund, sondern auch Meditation und Bewegung.

Der Norden Japans ist bei vielen noch behaftet mit einem Namen – Fukushima. Der verheerende Tsunami mit anschliessender Nuklearkatastrophe im dortigen Kernkraftwerk, der sich dieses Jahr zum 10. Mal gejährt hat. Der Besuch geht in die Kleinstadt Onagawa, die von dem Tsunami komplett ausgelöscht wurde und mittlerweile langsam wieder aufgebaut wird. Im Zentrum sind keine Wohngebäude mehr vorhanden, hier befinden sich nur noch Geschäfte. Die Wohnhäuser befinden sich auf künstlich angelegten Höhenlagen, um so Schutz vor eventuellen weiteren Tsunamis zu bieten. Und auch hier zeigt sich die Gelassenheit der Japaner – viele Bewohner Onagawas sind noch immer in Containern untergebracht und warten geduldig, bis sie an der Reihe sind, in ein Haus ziehen zu können. Ein Verhalten, das uns Europäern in dieser Form eigentlich fremd ist.

Ein kurzer Stopp wird auch in Okinawa eingelegt – eine Inselgruppe im Süden Japans, die erst seit 150 Jahren zu Japan gehört. Bemerkenswert hier ist sicher, dass dies ein Hauptstützpunkt der USA ist – 38 Militärbasen des US Militärs befinden sich auf der Insel.

Wann können wir wieder nach Japan reisen?

Doch wann können wir Japan selbst erleben? Bettina Kraemer von JNTO wusste hierauf nur bedingt eine Antwort, denn hinter der Öffnung von Japan für Touristen nach der Corona Pandemie steht noch ein Fragezeichen. Geplant sei, dass die Olympischen Spiele in diesem Jahr stattfinden sollen. Doch so wie es aussieht ohne Besucher aus dem Ausland. Die Hoffnung liegt jedoch auf eine Wiedereröffnung Japans im September 2021.

Nina Rafaniello (Panta Rhei), Patrick Rohr und Bettina Krämer (JNTO) haben es geschafft, ein ganz anderes Bild von Japan zu zeichnen. Ein Bild, das neugierig macht, das Abenteuer Japans, auf das man sich einlassen muss.

(SD)