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Kenia und Tansania sind wunderbare Reiseziele und waren zuletzt besonders gefragt, da gut zugänglich. Das ändert sich nun. Bild: Jaap

Jetzt geht es Ostafrika an den touristischen Kragen

Jean-Claude Raemy

Kenia verlangt seit heute von Schweizer Einreisenden eine 14-tägige Quarantänepflicht. Parallel dazu könnte es mit der uneingeschränkten Reisefreiheit nach Tansania bald vorbei sein. Afrika-Spezialist Claudio Nauli bleibt vorerst noch gelassen.

Seit dem letzten Sommer konnte das beliebte ostafrikanische Ferienland Kenia eigentlich bereist werden - zuletzt war lediglich ein PCR-Test bei der Einreise vonnöten, daran hat man sich ja inzwischen als Reisender weitgehend gewöhnt. Doch nun der Hammer: Seit heute (8. März) befindet sich die Schweiz auf einer Liste von Ländern, aus denen ankommende Personen sich zwingend in eine 14-tägige Quarantäne zu begeben haben. Das ist natürlich ein Todesstoss für die touristische Nachfrage. Wie lange dieser Zustand anhält, ist unklar.

Ärgerlich ist dies insofern, als Kenia selber nicht auf der Risikoländerliste des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ist und folglich eigentlich gut bereist werden konnte. Ostafrika war während der Pandemie ohnehin etwas in den Fokus geraten, weil ja Kenias Nachbarland Tansania seit letztem Sommer mehr oder weniger frei zu bereisen ist, ohne nennenswerte Einschränkungen bei der Einreise und auch nicht beim Aufenthalt vor Ort. Dies führte etwa dazu, dass teils Partyveranstalter zu Veranstaltungen auf der Insel Sansibar einluden, wo uneingeschränkt gefeiert werden konnte wie etwa bei den berüchtigten thailändischen Full-Moon-Partys.

Problematisch ist dies insofern, als Tansania seit Monaten auch nicht auf der Risikoländerliste des BAG auftaucht, obwohl die letzten offiziellen Zahlen zu Covid-19 im Land von Mai 2020 stammen. Damals lag die Anzahl Infektionsfälle bei 509, die Todesfälle waren bei 21. Das ist bis heute immer noch dieselbe Zahl. Nun besagt ein Grundsatz des BAG, dass auch Länder auf die Risikoländerliste landen, welche «kein zuverlässiges Zahlenmaterial vorlegen» oder woher nachweislich «gehäuft Schweizer mit einer Covid-Ansteckung heimreisten» (Details dazu siehe hier). Während Letzteres schwierig nachzuweisen ist, müssten beim ersteren Fall doch schon lange Alarmglocken läuten. Wie Travelnews von einer Quelle ausserhalb des BAG hört, soll das BAG aktuell immerhin im intensiven Austausch mit tansanischen Behörden sein, um sich ein besseres Bild der effektiven Lage vor Ort zu machen. Das ist auch gut so, selbst wenn man kritisch zum Prinzip der Quarantäneverordnung steht. Das heisst nämlich: Tansania könnte trotz oder gerade wegen der «einladenden Praxis» bald als Risikoland deklariert werden. Dies zumindest teilweise auch von Reisenden mitverschuldet. Zur Erinnerung: Nur weil ein Land Corona negiert, heisst das nicht, dass man sich dort nicht an gängige Sicherheitsmassnahmen (Abstand, Maske, Hände waschen) halten soll.

Inzwischen zeichnet sich übrigens auch ab, dass Tansania selber langsam umdenkt: Während Staatspräsident John Magufuli die Covid-Gefahr in den vergangenen Monaten stets herunterspielte, keine Covid-Impfstoffe bestellen liess und stattdessen empfahl, Corona einfach «weg zu beten», so hat der kürzliche Corona-bedingte Tod von zwei hochrangigen Mitgliedern des Staatsapparats für Unruhe im 58-Millionen-Einwohner-Land gesorgt.

Aktuell noch kein grosses Problem für Spezialisten

Claudio Nauli, Private Safaris

Ist diese Entwicklung in Ostafrika ein Problem für Spezialisten? Travelnews hat bei Claudio Nauli, dem Geschäftsführer des Afrika-Veranstalters Private Safaris, nachgefragt. Aktuell ist Nauli noch entspannt: «Für Tansania gab es in den vergangenen Monaten tatsächlich eine recht gute Nachfrage, wir haben aber seit Beginn der Anordnung, wonach auch ein PCR-Test vor der Heimreise in die Schweiz nötig ist, eine rapide Abnahme der Nachfrage festgestellt. Die Nachfrage für Kenia war wegen der dort verlangten PCR-Tests bei Einreise zuvor zwar etwas vorhanden, aber eher auf tiefem Niveau. Weil wir zuletzt aber jedes Dossier mehrfach in die Hände nehmen mussten und sich wegen der Volatilität der Lage Aufwand und Ertrag nicht mehr in vernünftigem Verhältnis zueinander bewegten, haben wir am 20. Januar, kurz nach Bekanntwerden der PCR-Pflicht bei Einreise in die Schweiz, entschieden, keine Buchungen für Reisen mehr anzunehmen, welche vor Mai 2021 durchgeführt werden.»

Will heissen: Die Quarantänepflicht in Kenia und das Damoklesschwert über Tansania treffen Private Safaris dank dieser weisen Voraussicht nicht. Laut Nauli würde auch eine Verlängerung des Buchungsstopps kein Riesenproblem darstellen: «Mai und Juni sind traditionell schwache Monate im Afrika-Geschäft. Wenn die Situation allerdings auch über den Juli hinaus nicht besser ist, werden wir ein Problem haben.»

Tansania hatte sich in den letzten Jahren touristisch schon gut entwickelt und war aus dem Schatten Kenias hervorgetreten. Bei Private Safaris war das Land zum stärksten Umsatztreiber avanciert. Dennoch verfolgte Nauli die Situation in Tansania auch argwöhnisch und hatte bereits einmal beim BAG angefragt, was es mit den fehlenden Zahlen zu Tansania auf sich habe, wurde jedoch darauf hingewiesen, dass ein Land erst auf die Risikoländerliste komme, wenn die Zahlen unmissverständlich auf ein hohes Infektionsrisiko hindeuten. Diese Praxis hat das BAG seitdem offenbar angepasst, weshalb Tansania mit dem Nicht-Erheben von Daten möglicherweise bald nicht mehr durchkommt. Auch Nauli ist dafür, dass sich Reisende vor Ort Corona-konform benehmen. Er verweist jedoch darauf, dass das Risiko in Tansania allein von der Reiseart (Safaris mit maskenbewehrten Guides in den endlosen Weiten der Savanne...) relativ gering sei - ihm sei aber auch zu Ohren gekommen, dass die Lage gerade auf dem dichter besiedelten Sansibar eher ein Problem darstelle.

Nun denn: Die nächste Risikoländerliste wird am kommenden Mittwoch erwartet. Man darf gespannt sein, ob Tansania dann auch drauf ist.