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Flor de Maria und Thomas Stutzer betreiben seit 20 Jahren in Guatemala ein Hotel direkt am Meer. Bilder: Thomas Stutzer

Vom Erfinder des Projektes «Seiltanz» zum Gastgeber in Guatemala

Nadia Imbaumgarten

Wie schon in der Schweiz ist Thomas Stutzer auch in Guatemala ein engagierter Projektler und setzt sich tatkräftig für die Weiterentwicklung von Mensch und Umwelt ein. Er und seine Frau führen ein schönes Hotel direkt am Meer. Travelnews erzählen sie, was der Geschäftsgang macht und warum Guatemala ein wunderschönes Reiseland ist.

Bereits 20 Jahre erfüllen Thomas Stutzer und seine Frau, Flor de María, das Gastgeberleben im «Hotel «Café del Sol» in Guatemala. Denn 2001 haben die beiden ihre Sachen gepackt und das Leben in der Schweiz hinter sich gelassen, um Reisende in der Ferne zu begrüssen.

Stutzer kommt beruflich eigentlich aus einer ganz anderen Ecke. Seine ersten Teilzeitstelle, noch während des Studiums, bekam er bei der Arbeitsgemeinschaft Tabakmissbrauch als Leiter der Kampagne «die neue Lust Nichtrauchen». 1994 entwickelte und organisierte er mit seiner sozial und kulturell ausgerichteten Firma «Liaison Culturelle» für die Präventionsstelle der Abteilung Drogenfragen AKOD des Kantons Basel-Stadt und für das Bundesamt für Gesundheit BAG das Projekt «Seiltanz». «Ein Präventionsprojekt bei dem nicht Drogen im Mittelpunkt standen, sondern die kreativen Fähigkeiten der Jugendlichen selbst. Der Anlass wurde zum Vorbild für das ein Jahr später eingeführte Jugendkulturfestival Basel», erklärt uns Stutzer.

Als er von der AKOD Kanton Basel-Stadt als Beauftragter für Suchtprävention angestellt wurde, wo er sieben Jahre lang Jugend- und Integrationsprojekte entwickelte und umsetzte, lernte er beim Projekt «Internetz» die Guatemaltekin Flor de María kennen, welche für die Beratungsstelle für lateinamerikanische Frauen «Nosotras» BS/BL tätig war. «Fünf Jahre später heirateten wir, schon mit der Idee im November 2001 nach Guatemala auszuwandern.»

Hochzeit von Flor de Maria und Thomas Stutzer in Basel im Jahr 2001.

Monte Rico – Ein Ort wo Guatemalteken und Ausländer gemeinsam Ferien machen

«Im Jahr 2000 reisten wir zweimal nach Guatemala. Schon im Januar besichtigen wir das Land und besuchten die wichtigsten Reiseziele, mit der Absicht herauszufinden, womit wir in diesem Land eine Existenz aufbauen könnten. Dabei führten uns Freunde nach Monte Rico, einem verschlafenen Badeort an der Südküste, wo Guatemalteken aus der Hauptstadt sich eine Zweitwohnung leisteten und Rucksacktouristen aus den USA und Europa in billigen Hotels zum Ausspannen kamen.» Schnell wurde den beiden klar, dass sie dort bleiben und ein kleines Bed & Breakfast betreiben wollen. Den Hotels rundherum konnte auch ohne Hotelfachschulabschluss allemal Konkurrenz gemacht werden. Somit entschieden sie sich für ein weiteres Projekt, diesmal eben in Guatemala.

«Die ersten Tage in unserem Haus direkt am Meer zu verbringen war ein berauschendes Gefühl. Sofort fing ich an zu zeichnen und planen.» Die Preise waren damals noch günstig und das Risiko daher nicht besonders hoch, erzählt uns Stutzer zum Kauf des Landes.

Im Januar 2002 begannen sie mit dem Umbau, im Juni konnten sie bereits mit den ersten acht Zimmern, dem Beach Restaurant und dem Slogan «As close as you can get» eröffnen. «Wir hatten ca. 70 Prozent ausländische Gäste aus Kanada, den USA und Europa, am Anfang viele HolländerInnen - weil KLM Guatemala von Amsterdam aus direkt anflog -, und Deutsche, Schweizer und Österreicher. Später kamen vor allem im Sommer auch noch Italiener und Spanier dazu.» 2004 konnte bereits der erste Erweiterungsbau realisiert werden und ab 2009, nach der Finanzkrise, sogar einen weiteren Zimmerausbau sowie die Erweiterung der Badegelegenheiten. «Mir war von Anfang an klar, dass wir alles umbauen müssten.»

Umgeben von Palmen und direkt am Meer liegt das Hotel «Café del Sol».

Pilotprojekt mit Schildkröten um den Tourismus zu fördern

Doch Thomas und Flor de Maria sind nicht einfach nur Hoteliers in Guatemala. Sie engagieren sich tatkräftig auch für die Natur und die Tiere. «Seit dem Anfang unserer Tätigkeit als Hoteliers haben wir uns auch immer für die Entwicklung und den Schutz des Naturreservates engagiert, in welchem unser Hotel sich befindet.» Neben einem Schiltkrötenfestival, welches die lokale Bevölkerung und die Besucher dazu animieren sollte, sich für das Überleben der lokalen Schildkrötenpopulation einzusetzen, lancierten die beiden von 2013-2018 ein Pilotprojekt mit einem Dorf unweit von Monte Rico.

«Die Bevölkerung verpflichtete sich die Schildkröteneiner, die am Strand gelegt wurden im Bereich des Dorfgebietes, zu 100% in einem eingehegten «Tortugario» zu vergraben, und jeweils 50 Tage später die neugeborenen Schildkröten ins Meer zu begleiten. Im Gegenzug verpflichtete sich unsere Stiftung dem Dorf in seiner touristischen Entwicklung zu unterstützen.» Dank dem Projekt, welches finanzielle Unterstützung von der Schweizer Botschaft sowie vom Entwicklungsfonds des Kantons Basel-Stadt erhielt, wurde der Ort nach und nach ein touristisches Reiseziel mit Bootsausflügen, Gastronomie und Sanitäranlagen.

Das klingt alles sehr bewundernswert und als klappe alles auf anhieb. Stutzer erzählt uns jedoch, dass sie sich mit vielen Herausforderungen herumschlagen mussten. «Vor allem die hohe Konfliktivität innerhalb der Dorfgemeinschaft und die Gewohnheit eines Teils der Dorfbewohner, Unterstützung gratis zu bekommen, ohne sich gross selber anstrengen zu müssen. Wir hielten es deshalb für angezeigt, nach fünf Jahren, die Weiterführung des Projektes dem Tourismuskomitee des Dorfes vollständig in Eigenregie zu übergeben.» Für das Projekt wurden Flor de Maria und Thomas sowohl vom Umwelt- als auch vom Tourismusministerium INGUAT ausgezeichnet.

Es sei nicht immer einfach, als Unternehmer in Guatemala Geschäfte zu machen, doch im Allgemeinen wird man in Guatemala als Tourist und als Besucher geschätzt und sehr nett behandelt. «Als Unternehmer wird man in erster Linie als Arbeitgeber wahrgenommen», äussert sich Stutzer. Doch eines ist klar: Verhält man sich entsprechend den Erwartungen der Einwohner und beteiligt man sich an der Dorfentwicklung, so wird man geschätzt und akzeptiert. Leider verhindern die grassierende Korruption der Politiker eine Besserung der Armut, welcher man auf dem Land oft begegne.

In der Krise war das Hotel hauptsächlich mit Einheimischen belegt

Während sie sich letztes Jahr auf die Osterwoche freuten, kam der Schock für Flor de Maria und Thomas: sie mussten das Hotel wegen des Coronavirus schliessen. «Im März und April machen wir normalerweise den Umsatz von vier normalen Monaten. Von da an sahen wir bis zum heutigen Tage keine Ausländer mehr in unserem Hotel.» Für die Hotelangestellen gab es vom Staat Lohnausfallentschädigung, doch die beiden Hotelbetreiber mussten volle sechs Monate von ihrem Ersparnissen leben, denn sie bekam keinen Rappen Unterstützung.

«Mitte September konnten wir wieder öffnen, noch wagten aber wenige Besucher zu kommen. Im Januar gab es einen Boom und wir übertrafen den Vorjahresmonatsumsatz, des noch virenfreien Monats Januar 2020 um mehr als 25%! Wir staunten, dass wir das Hotel auch bloss mit Einheimischen gut weiterführen können.» Nach 20 Jahren ist es jedoch nun Zeit für Flor de Maria und Thomas, ihr Projekt, ihr Hotel, in die Hände ihres Neffen zu geben. «Wir schreiben das Hotel gleichzeitig auch zum Verkauf aus.»

Aussicht aufs Meer von der Strandterrasse des Hotels.

Stutzer ist sich sicher, dass Monte Rico ein Ort ist, der wohl immer Besucher anziehen und sich schnell von Krisen erholen wird. Das Meer ist ein Magnet und die Schildkröten sind ebenfalls Sympathieträger. «Ausserdem umfasst das Reiseziel auch Mangrovengebiete, die mit ihren vielen Vogelarten die Naturfreunde anziehen.»

Guatemala – Das Land voller Farben

Auch wenn Stutzer seine Arbeit beim Kanton Basel-Stadt immer gefallen hatte und er viel Freiheit hatte, seine Projekte zu realisieren, fiel ihm der Entscheid, nach Guatemala auszuwandern und ein Hotel zu eröffnen, leicht. «Das Korsett des schweizerischen Arbeitslebens ablegen, alles selber bestimmen und ohne Uhr und Agenda einem gemütlicheren Tagesverlauf entgegenblicken. Dazu: 365 Tage Sonne im Jahr und Temperaturen, die kaum je unter 20 Grad fallen würden», schwärmt Stutzer vom Leben in Guatemala. Auch die Freiheit, in mehreren Wochen die Nachbarländer kennenzulernen und die Familie in der Schweiz zu besuchen, welche ihr Leben in Guatemala mitbringt, wollen die beiden nicht missen.

Nichtsdestotrotz vermisst er die gute Infrastruktur an öffentlichen Verkehrsmitteln und Wanderwegen, die sauberen Seen und Flüsse, das freie und unbesorgte sich in der Natur bewegen zu können in der Schweiz. Guatemala sei ein schönes Land, jedoch aber diesbezüglich noch viel zu wenig entwickelt und auch das Bewusstsein, die Natur und die Umwelt nicht zu verschmutzen fehle.

«Guatemala ist ein wunderschönes Reiseland, indem man sich als Tourist leicht mit kleinen Reisebussen, oder mit einem Mietwagen problemlos bewegen kann. Im Vergleich zu Costa Rica ist es billiger und hat insgesamt ebenso viele Naturschönheiten anzubieten und gleichzeitig viel mehr traditionelle und zeitgenössische Maya Kultur. Das Land ist voller Farben! Die Hotellerie hat einen hohen Ausbaustandard und man wird als Besucher aussergewöhnlich nett und zuvorkommend behandelt. Als Frau kann man auch allein reisen und wird kaum angemacht oder belästigt wie das in anderen lateinamerikanischen Ländern vorkommen kann. Besonders zu empfehlen ist die alte koloniale Hauptstadt Antigua Guatemala an der kein Besucher vorbeikommt. Von dort ist man mit einem «door-to-door»-Shuttle in zwei Stunden in Monte Rico am Meer, wo es Unterkünfte für jedes Budget gibt. Natürlich heissen wir alle Travelnews Leser besonders herzlich willkommen, uns im Hotel «Café del Sol» zu besuchen.»