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Der berühmte Karneval im Februar 2021 in der Millionenmetropole Rio de Janeiro wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Bild: Julianna Kaiser

«Für die Bevölkerung ist die Verschiebung wohl eine Tragödie»

Brasilien hat angekündigt, den Karneval in Rio de Janeiro im Februar 2021 auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Der Mega-Event lockt jährlich Tausende von Besuchern aus aller Welt an. Travelnews hat beim Südamerika-Spezialisten Brasa Reisen gefragt, welche Auswirkungen auf die Nachfrage und für das Land selbst zu erwarten sind.

Bunte Farben, laute Musik, strahlende Gesichter: Der Karneval in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro ist der Event des Jahres. Monatelang bereitet sich die Bevölkerung auf das Festival vor, an welchem über mehrere Tage gefeiert und getanzt wird. Umso grösser dürfte die Enttäuschung sein, dass der geplante Karneval im Februar 2021 in Rio de Janeiro auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. «Wir sind zu der Schlussfolgerung gelangt, dass das Ereignis verschoben werden muss», erklärte der Chef des Sambaschulen-Verbandes Liesa, Jorge Castanheira. Der Verband ist verantwortlich für die Organisation der aufwändigen und spektakulären Karnevalsparaden.

Es muss ein einmaliges Erlebnis sein, Millionen Menschen gemeinsam auf den Strassen und den Stränden der Metropole gemeinsam tanzen zu sehen. Doch welche Bedeutung hat der Karneval eigentlich touristisch gesehen für Reisende aus der Schweiz? Reto Kindlimann, Geschäftsführer Brasa Reisen, erklärt: «Wir hatten in den vergangenen Jahren jeweils nur vereinzelte Anfragen für Reisen während des Karnevals. Pro Jahr waren das zwei bis drei Buchungen von Kunden, die effektiv zum Karneval reisen wollten.» Er denkt, dass die Absage sogar eine Chance sein könnte, dass in diesem Zeitraum mehr gereist wird, weil die hohen Hotelpreise in der Vergangenheit für Abschreckung bei den Kunden sorgten.

Kindlimann glaubt, dass die Karneval-Verschiebung weder zu einer positiven noch negativen Nachfrageentwicklung führt, bedingt durch die Pandemie: «Nächstes Jahr wird die Reisefreudigkeit wohl durch Fallzahlen und Risikolisten bestimmt.»

Schwere Folgen für die Locals

Während man hierzulande also wohl fast nichts von der Absage des Mega-Events spüren wird, hat dieser Entscheid für die lokale Bevölkerung viel tiefgreifendere Folgen. Reto Kindlimann erläutert: «Für die Bevölkerung ist die Verschiebung, ich denke ja eher es ist eine Absage, wohl eine Tragödie. Viele Brasilianer, vor allem auch aus ärmeren Verhältnissen, fiebern Monate lang auf diesen Event hin. Für viele Beteiligten in einer Samba-Schule ist das auch ein soziales Auffangbecken und holt viele von der Strasse.» Er schliesse es nicht aus, dass daraus soziale Folgen in den Favelas resultieren.

Ganz abgesehen von der Absage hält sich die touristische Nachfrage nach Brasilien-Reisen - nicht überraschend - aktuell auf tiefem Niveau. Das Land hat seine Grenzen zwar für ausländische Gäste seit mehreren Wochen geöffnet, jedoch ist es aufgrund hoher Fallzahlen auf der Risikoländer-Liste des BAG. «Die meisten gebuchten Kunden noch von einer Reise ab. Vereinzelt reisen aber doch Kunden, meist mit irgend einem Brasilien-Bezug wie Verwandte, Bekannte oder geschäftliche Reisen und planen auch eine Quarantäne-Zeit bei Rückkehr ein», sagt Kindlimann abschliessend.

(NWI)